- Bermuda-Rigg
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Als Hochtakelung oder Hochrigg wird eine Takelungsart bezeichnet, bei der als Hauptsegel ausschließlich dreieckige Hochsegel verwendet werden. Sie ist bei modernen Segelbooten und Segelyachten üblich und wird auch als Bermuda-Takelung bezeichnet.
Historische Vorgänger sind das Lateinersegel und die Gaffeltakelung. Während bei ihnen der Schiffsmast und die Segelfläche aus konstruktiven Gründen meist in kleinere Abschnitte unterteilt waren, besitzen hochgetakelte Schiffe durchgehende Masten mit hoch aufragenden und ungeteilten Segeln. Hochsegel werden nicht mehr von Ruten oder Gaffeln getragen, sondern mit ihrem Vorliek am Mast angeschlagen (befestigt).
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Marconi-Rigg
Im Yachtsport wurde der Übergang von der Gaffeltakelung, insbesondere vom Steilgaffelrigg, zur Hochtakelung zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeleitet.[1] Der Brite Charles E. Nicholson erprobte 1912 erfolgreich auf der Yacht Istria[2] eine durchgehende, ungeteilte Mastkonstruktion, an der oberhalb des Gaffelsegels ein weiterhin vorhandenes Toppsegel direkt, ohne weitere Spiere, angeschlagen war. Sein hohes Marconi-Rigg war nach den Telegrafenmasten der Marconi-Gesellschaft benannt.[3]
Bermuda-Rigg
1919 ersetzte der amerikanische Yachtbauer Herreshoff das Toppsegel komplett durch ein durchgängiges Großsegel. Diese Takelung erhielt die Bezeichnung Bermuda-Rigg oder -Takelung nach den Bermuda-Inseln, wo sie auf Fischer- und später Sportbooten als Leichtwind-Takelung schon lange Zeit in Gebrauch war.[3][4]
Weiterentwicklung
Der Norweger Johan Anker ersetzte schließlich die bis dahin im Regattasport der 12-mR-Yachten übliche Kuttertakelung mit geteilter Vorsegelfläche durch die Sluptakelung mit einem einzigen Vorsegel, nachdem er diese als leistungsfähiger erkannt hatte.[3] Weitere Entwicklungsschübe erhielt die Hochtakelung durch die Experimente und Forschungsergebnisse von etwa Manfred Curry und Uffa Fox, an deren Ende das mit Segellatten aerodynamisch profilierte Großsegel und die den Mast überlappende Genua standen.
Der Siegeszug der Hochtakelung, der sich im Regattasport bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts andeutete, benötigte dennoch einige Jahrzehnte bis zur heutigen Vorherrschaft. Nachdem der Bau von kommerziell betriebenen Frachtsegelschiffen ohnehin zum Erliegen gekommen war, blieb die Weiterentwicklung von Boots- und Segeltechnik dem Yachtbau überlassen. Durch zwei Weltkriege und globale wirtschaftliche Krisen unterbrochen, stagnierte aber auch dieser über längere Zeiten und neben Bermuda-Slups blieben gaffel- und kuttergetakelte Freizeit- und Regattayachten erfolgreiche Bootstypen.
Nicht zuletzt bedurfte es der Entwicklung neuer Materialien und Produktionstechniken, bis sich das Konzept hochgetakelter Slups im modernen Serienbau vollends durchsetzte. „Widerstandsfähige und in industriellen Verfahren besser verwertbare Materialien, wie formverleimtes Holz, GFK, neue Leichtmetallegierungen und Stahlsorten samt den dazugehörenden Schweißverfahren […], Leichtmetall für Masten und Spieren, Nirodraht und sogar Stahlschienen für das stehende Gut, Dacron für Segel und Tauwerk, alles Dinge, die nicht nur die Widerstandsfähigkeit der Boote erhöhen, sondern auch die Pflege wesentlich erleichtern.“ [5]
Vergleich der Hochtakelung mit der Rah- und der Gaffeltakelung
Gegenüber der Rahtakelung hat die Hochtakelung die typischen Vorteile von Schratsegeln. Mit ihnen kann ein kleinerer Winkel zum scheinbaren Wind erreicht werden, der einem Segelschiff bessere Kreuzeigenschaften verleiht.
Auch im Vergleich zur Gaffeltakelung mit einem gleich großen Gaffelsegel (ebenfalls ein Schratsegel) bietet ein Hochsegel Vorteile. Für die besseren Segeleigenschaften ist vor allem verantwortlich, dass das Hochsegel höher als das Gaffelsegel aufragt. Da sich an jedem Segel vor allem im unteren und oberen Bereich Luftturbulenzen bilden, ist vor allem der mittlere Teil eines Segels effektiv; dieser mittlere Teil ist beim Hochsegel größer als bei dem gleich großen Gaffelsegel.
Zugleich ist die schlankere Form des Hochsegels günstiger, weil sich ein Schratsegel unter der Windbelastung mit zunehmender Entfernung vom Mast mehr verwindet (verdreht) und damit seine optimale Form verliert. Außerdem reicht das Hochsegel in höhere Luftschichten, in denen Winde meist stärker sind, weil sie nicht so stark vom Auftreffen auf die Wasseroberfläche abgebremst werden. Diese Vorteile des Hochsegels werden nur teilweise ausgeglichen, wenn auf einem gaffelgetakelten Schiff ein Gaffeltoppsegel gesetzt wird; da das Toppsegel nicht nahtlos an das Gaffelsegel anschließt, entstehen auch hier ungünstige Turbulenzen. Die Vorteile des Hochsegels führen zwar zu einer erhöhten Materialbelastung, diese wird aber durch den Einsatz moderner Materialien aufgefangen.
Daneben ist ein Hochsegel einfacher zu setzen und einzuholen als ein Gaffelsegel, da der Zug nur an einem Punkt (dem Kopf) ansetzt. Bei einem Gaffelsegel müssen hingegen zwei Punkte (Klau und Piek) bedient werden. Beim zusätzlichen Setzen eines Gaffeltoppsegels erhöht sich der Arbeitsaufwand weiter.
Siehe auch
Literatur
- Hansen, Clas Broder und Peter Knuth: Lexikon der Segelschiffstypen. Gräfelfing (Urbes) 1987, ISBN 3-924896-10-0
- Schult, Joachim: Segler-Lexikon. Bielefeld: Delius Klasing, (9. Aufl.) 1994, ISBN 3-87412-103-8
Einzelnachweise
- ↑ Freundeskreis Klassische Yachten - Yachtsportarchiv, Notiz der Yacht 1913, Heft 29, abgerufen 2007-10-31
- ↑ Camper & Nicholsons - History-(PDF, englisch), abgerufen 2007-11-03
- ↑ a b c Freundeskreis Klassische Yachten - Die Zwölfer im Spiegel der "Yacht", abgerufen 2007-10-31
- ↑ Schult, Joachim: Segler-Lexikon. Bielefeld: Delius Klasing, (9. Aufl.) 1994; Stichwort Bermuda-Takelung, S. 50
- ↑ Freundeskreis Klassische Yachten - Rundreise: Die Jahre ab 1920., abgerufen 2007-10-31
Weblinks
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