Bernoullische Zahlen

Bernoullische Zahlen

Die Bernoulli-Zahlen Bn sind eine Folge rationaler Zahlen, die in der Mathematik in verschiedenen Zusammenhängen auftreten: als Entwicklungskoeffizienten trigonometrischer, hyperbolischer und anderer Funktionen, in der Euler-Maclaurin-Formel, und in der Zahlentheorie in Zusammenhang mit der Riemannschen Zetafunktion. Die Benennung dieser Zahlen nach ihrem Entdecker Jakob Bernoulli wurde von Abraham de Moivre eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Achtung: In der Literatur werden die Bernoulli-Zahlen in zwei verschiedenen Weisen definiert, die im Folgenden zur Unterscheidung Bn bzw. βn geschrieben werden.

Die Bernoulli-Zahlen werden am einfachsten als Taylor-Koeffizienten der erzeugenden Funktion \frac{x}{(e^x-1)} eingeführt. Die Reihenentwicklung

\frac{x}{e^x-1} = 1 - {x\over 2}  + B_1 {x^2\over 2!} - B_2{x^4\over 4!} \pm \ldots + {(-1)}^{n+1} B_n {x^{2n}\over (2n)!}\pm \ldots

beziehungsweise

\frac{x}{e^x-1} = \beta_0 {x^0\over 0!}  + \beta_1 {x\over 1!}  + \beta_2 {x^2\over 2!} + \ldots + \beta_n {x^{n}\over n!} + \ldots

konvergiert für alle x mit einem Betrag kleiner als 2π.

Bernoulli selbst entdeckte diese Zahlen bei der Summation von Potenzen natürlicher Zahlen, z. B.:

1 + 2 + ... + (n-1) = {1\over 2}  (n-1) n,
1^2 + 2^2 + ... + (n-1)^2 = {1\over 6} n (n-1) (2n -1).

Bei der Summation der k-ten Potenzen ist der Koeffizient des linearen Gliedes des Polynoms auf der rechten Seite die Bernoullische Zahl βk.

Zahlenwerte

Die ersten Bernoulli-Zahlen lauten B1, B2, B3, ... = 1/6, 1/30, 1/42, 1/30, 5/66, 691/2730, 7/6, 3617/510, 43867/798, 174611/330, 854513/138, ... Diese Zahlen finden sich beispielsweise in der Reihenentwicklung des Tangens, Tangens Hyperbolicus oder Cosecans wieder.

In der alternativen Definition ist β0=1 und β1=-1/2, alle weiteren β mit ungeradem Koeffizienten verschwinden: β2n+1=0. Die β mit geraden Koeffizienten ergeben sich aus den Bn gemäß Bn=(-1)n+1β2n als β2, β4, β6, ... = 1/6, -1/30, 1/42, -1/30, 5/66, ...

Auch wenn die Folge βn zunächst kleine Zahlenwerte annimmt, geht |βn| doch schneller gegen Unendlich als en. So ist β100 ≈ -2.838x1078 bzw. β1000 ≈ -5.319x101769.

Reihenentwicklungen für Bernoulli-Zahlen

Die folgenden Reihenentwicklungen liefern die klassischen (im o.g. Sinne) Bernoulli-Zahlen:

 B_n = \frac{ (2n)!} {2^{2n - 1}\pi ^ {2n}} \cdot  \sum_{k=1}^\infty \frac{1}{ k^{2n}}
 B_n = \frac{ 2 \cdot (2n)!} {(2^{2n} - 1)\cdot\pi ^ {2n}} \cdot  \sum_{k=0}^\infty \frac{1}{ (2k + 1) ^{2n}}
 B_n = \frac{(2n)!} {(2^{2n - 1} - 1)\cdot\pi ^ {2n}} \cdot  \sum_{k=1}^\infty \frac{(-1)^{k-1}}{ k^{2n}}

Rekursionsformel

Setzt man β0 = 1 und \beta_1 = -\frac{1}{2} so ergeben sich die Bernoulli-Zahlen βk aus der Rekursionformel:

\sum_{k=0}^n {n + 1\choose k}\beta_k = 0

Für ungerade Zahlen n \ge 3 gilt βn = 0.

Bernoulli-Zahlen und Bernoulli-Polynome

Die Bernoulli-Polynome sind eine Abbildung B_n:[0,1] \rightarrow \mathbb{R} und sind durch folgende Rekursionsgleichungen vollständig charakterisiert:

B0(x) = 1

und für n größer gleich Eins:

\frac{d}{dx}B_n(x) = n \cdot B_{n-1}(x) \qquad \qquad \int_0^1 B_n(x) \, dx = 0 .

Als Summe geschrieben lautet der Ausdruck für das n-te Polynom

B_n(x) = \sum\limits_{k=0}^n {n\choose k}\beta_k\,x^{n-k}.

Die ersten drei Polynome lauten:

B_1(x) = x-\frac{1}{2}
B_2(x) = x^2 - x + \frac{1}{6}
B_3(x) = x^3 -\frac{3}{2}x^2 +\frac{1}{2}x

Die konstanten Terme dieser Polynome stehen in direktem Zusammenhang mit den Bernoulli-Zahlen, denn es sind gerade die Bernoulli-Zahlen βn.

Literatur

  • J. Neukirch: Algebraische Zahlentheorie. Springer-Verlag, 1992.
  • K. Ireland and M. Rosen: A Classical Introduction to Modern Number Theory, Graduate Texts in Mathematics, vol. 84, Springer–Verlag, 2. Auflage 1990.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bernoullische Zahlen — (Bernoullische Reihen), die Coefficienten des letzten Gliedes in den Formeln für die Summen der geraden Potenzen aller natürlichen von 1 bis x. Setzt man statt 12n + 22n + 32n + 42n + ... x2n, wo n jede positive ganze Zahl sein kann, den Ausdruck …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bernoullische Zahlen — Bernoullische Zahlen, gewisse Zahlenkoeffizienten, die auftreten, wenn man die Summe: 1m +2m+...+(n 1)m+nm, in der m und n ganze positive Zahlen bedeuten, durch die Potenzen der Zahl n ausdrückt. Sie sind von Jakob Bernoulli in die Analysis… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bernoullische Zahlen und Funktionen — Bernoullische Zahlen und Funktionen. Die Bernoullischen Zahlen B1, B2, B3, B4, ... (früher bezeichnete man sie mit B1, B3, B5, B7, ..., während man B2, B4, B6, ... gleich Null annahm) sind gewisse positive rationale Brüche, die bei zahlreichen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • bernoullische Ungleichung —   [bɛr nʊli ], Bezeichnung für die nach Jakob Bernoulli benannte, jedoch bereits von I. Barrow angegebene Ungleichung der Form (1 + x)n > 1 + nx, die für alle reellen Zahlen x mit x ≠ 0 und x > 1 und für jede natürliche Zahl n ≧ 2 gilt. Als… …   Universal-Lexikon

  • Bernoullische Zahl — Die Bernoulli Zahlen Bn sind eine Folge rationaler Zahlen, die in der Mathematik in verschiedenen Zusammenhängen auftreten: als Entwicklungskoeffizienten trigonometrischer, hyperbolischer und anderer Funktionen, in der Euler Maclaurin Formel, und …   Deutsch Wikipedia

  • Bernoullische Ungleichung — In der Mathematik versteht man unter der bernoullischen Ungleichung eine einfache, aber wichtige Ungleichung, mit der sich eine Potenzfunktion nach unten abschätzen lässt. Für jede reelle Zahl x − 1[1] und jede nicht negative ganze Zahl n …   Deutsch Wikipedia

  • Bernoulli-Zahlen — Die Bernoulli Zahlen Bn sind eine Folge rationaler Zahlen, die in der Mathematik in verschiedenen Zusammenhängen auftreten: als Entwicklungskoeffizienten trigonometrischer, hyperbolischer und anderer Funktionen, in der Euler Maclaurin Formel, und …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz der großen Zahlen — Gesetz der großen Zahlen,   Stochastik: Bezeichnung für die empirische Erfahrungstatsache, dass der Mittelwert einer genügend großen Zufallsstichprobe mit großer Wahrscheinlichkeit in der Nähe des wahren Mittelwerts liegt. Eine Folge von… …   Universal-Lexikon

  • Gesetze der großen Zahlen — zusammenfassende Bezeichnung für mehrere Konvergenzaussagen über Folgen von ⇡ Zufallsvariablen mit großer Bedeutung für die Anwendung in der Stichprobenpraxis. 1. Das Bernoullische G.d.g.Z. betrifft einen ⇡ Zufallsvorgang, bei dem mit ⇡… …   Lexikon der Economics

  • Mathematische Zeichen — Mathematische Zeichen, in der Mathematik übliche Abkürzungen. Die gebräuchlichsten sind: = gleich; ≡ identisch gleich, kongruent (in der Zahlentheorie); > größer als; < kleiner als; oder =|= nicht gleich; ähnlich; ≅… …   Lexikon der gesamten Technik

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”