AEG-Telefunken

AEG-Telefunken
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
letztes Firmenlogo der AEG
Unternehmensform
Unternehmenssitz
AEG-Gründer Emil Rathenau

Die 1887 gegründete Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) war eines der bedeutendsten deutschen Elektrounternehmen. Die Firma wurde 1996 aufgelöst; der Markenname AEG wird jedoch von Lizenznehmern bei vielen Elektroprodukten weiter benutzt, z. B. von der Clatronic-Tochter ETV- Elektro-technische Vertriebsgesellschaft mbH.

Im August 2008 gab die schwedische Electrolux-Gruppe als einer der Markeninhaber bekannt, AEG auch als Unternehmen zu reaktivieren und in den Electrolux-Konzern zu integrieren.

Unter dem Warenzeichen AEG wird heute häufig Billigware von verschiedenen Herstellern im Einzelhandel angeboten. Ein Beispiel dafür sind die AEG-Nähmaschinen der Firma Fei Yue aus China.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Emil Rathenau, Gründer der AEG, (1. Reihe, 5. von rechts) besucht am 12. September 1891 mit weiteren Prominenten das erste Drehstromkraftwerk in Lauffen am Neckar, das für die Internationale Elektrotechnische Ausstellung installiert wurde.
Beamtentor des AEG-Geländes in Berlin-Gesundbrunnen
Apparatewerk Berlin-Gesundbrunnen
Ackerstraße/Ecke Feldstraße
Glühlampenwerk Berlin-Moabit
Sickingenstr. 70/71, 1907–12 gebaut
1920–1939: Osram
Ab 1939: Telefunken

Die Gesellschaft verdankt ihre Entstehung Emil Rathenau, der 1883 die Patente an den Erfindungen Thomas Alva Edisons zu Glühlampen für Deutschland erwarb und dazu in Berlin, Schlegelstraße 26 eine kleine Studiengesellschaft gründete. Diese Gesellschaft wurde im selben Jahr zur Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität.

Die Edison-Gesellschaft gründete 1884 die Städtischen Elektricitätswerke (A.G.StEW) zu Berlin (ab 1887 Berliner Elektricitäts-Werke). Die technische Ausrüstung lieferte die AEG.

Von 1883 bis 1889 war der Münchener Ingenieur und spätere Gründer des Deutschen Museums Oskar von Miller der Direktor der Edison-Gesellschaft. Emil Rathenau holte 1887 Michail von Dolivo-Dobrowolsky ins Unternehmen, der als Chefingenieur der Drehstromtechnik zur praktischen Anwendung verhalf, indem er den ersten funktionsfähigen Drehstrommotor erfand. 1891 gelang Miller und Dobrovolski anlässlich der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main erstmals die Übertragung von Drehstrom über eine größere Strecke: Der in einem Kraftwerk in Lauffen am Neckar erzeugte Strom wurde über eine Strecke von 175 Kilometer nach Frankfurt transportiert, wo er auf dem Ausstellungsgelände 1000 Glühlampen speiste und einen künstlichen Wasserfall antrieb. Dieser Erfolg war der Beginn der allgemeinen Elektrifizierung mit Wechselstrom in Deutschland und verhalf der AEG zum wirtschaftlichen Erfolg.

Zeitgenössische Lithographie des Eingangsbereichs der Elektrotechnischen Ausstellung 1891 mit dem Arkadenbogen (1000 Glühbirnen) und dem künstlichen Wasserfall, der von einer 100-kW-Pumpe angetrieben wurde.

Die erste Fabrikationsstätte befand sich seit 1886/87 in der Schlegelstr. 26–27 in der Nähe des Stettiner Bahnhofs. Dort nahm die Deutsche Edison Gesellschaft von Emil Rathenau die Fabrikation von Glühlampen auf. 1887 erwarb die Gesellschaft in Berlin-Gesundbrunnen das Areal zwischen Ackerstraße, Feldstraße, Hermsdorfer Straße (der heutigen Max-Urich-Straße) und der Hussitenstraße, auf dem sich vorher die Weddingsche Maschinenfabrik von Wilhelm Wedding befand. 1887/88 führten die Handwerksmeister H. Theleman und H. Büttner, C. Heidecke und der Baumeister A. Soeder sämtliche Erweiterungen aus. Im selben Jahr erfolgte neben einer Umstrukturierung und Erweiterung der Produktionspalette die Namensänderung in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, abgekürzt AEG. Paul Tropp begann seine Arbeiten für die AEG 1889/90 bis 1893, und Franz Schwechten entwarf die Fassaden zur Acker- und Hussitenstraße um 1894–95. Der fünfstöckige Backsteinbau umschließt bis heute das Areal. 1894 wurde das Gelände des ehemaligen Berliner Viehmarkts zwischen Hussiten- und Brunnenstraße erworben. Damit war auch ein Gleisanschluss an das Berliner Schienennetz hergestellt, eine Schienenverbindung zwischen dem Apparatewerk und dem Gelände des ehemaligen Viehmarktes existierte jedoch noch nicht. Im Jahre 1895 wurde deshalb als Verbindung zwischen den beiden Grundstücken eine Untergrundbahn in einem eigens dafür angelegten Tunnel von 270 Metern Länge angelegt. Mit seinen beiden überirdisch angelegten Endstationen diente die Bahn nur dem innerbetrieblichen Personen- und Lastverkehr. Realisiert wurde der Tunnelbau von Siemens & Halske (S&H) unter der Leitung von C. Schwebel und Wilhelm Lauter, die ebenfalls den Spreetunnel Stralau, hier dann für den öffentlichen Personenverkehr, planten.

Für den Bereich der drahtlosen Nachrichtenübermittlung (Telegraphie) gründete die AEG zusammen mit Siemens & Halske im Jahre 1903 die gemeinsame Tochterfirma Telefunken.

1907 bestellte die AEG den Architekten Peter Behrens zum künstlerischen Berater. Zuständig für die Gestaltung sämtlicher Produkte, der Werbemittel und der Architektur gilt er als der weltweit erste Corporate Designer. Die Tätigkeit der Gesellschaft erstreckte sich bald auf alle Gebiete der Starkstromtechnik, insbesondere auf die elektrische Beleuchtung, die elektrische Kraftübertragung, elektrische Bahnen, elektrochemische Anlagen, außerdem auf den Bau von Dampfturbinen, Automobilen, Kabeln und Leitungsmaterialien. In den ersten Jahrzehnten besaß die Gesellschaft zahlreiche Fabriken in und um Berlin:

Turbinenfabrik (1909)
Berlin-Moabit
Huttenstraße 12–16
  • Maschinenfabrik (Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren)
  • Apparatefabrik (Bogenlampen, Ausschalter, Sicherungen, Widerstände, Regler, Anlasser, Messinstrumente aller Art)
  • Kabelwerk (Kupfer- und Metallwerk, Gummifabrikation, Mikanitfabrik)
  • Glühlampenfabriken (Kohlefaden- und Metallfadenglühlampen, Nernst-Lampen), später in Osram eingebracht
  • Turbinenfabrik Moabit (Dampfturbinen)

Tabellarische Chronik

Gründungsjahre bis 1945

Werksuhr (um 1910) aus einer modularen Produktreihe, Entwurf: Peter Behrens
Der künstliche Wasserfall auf der Ausstellung 1891
Zeigerschreibmaschine AEG Mignon (um 1930)
Berliner Gedenktafel für Polnische Zwangsarbeiter in Berlin-Gesundbrunnen (Gustav-Meyer-Allee 25)

Nachkriegsjahre

  • 1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Produktion der Fabriken in den Westsektoren Berlins, Nürnberg, Stuttgart und Mülheim an der Ruhr wieder aufgenommen und weitere neue Werke errichtet, unter anderen ab Mai 1946 die Zählerfabrik in Hameln, die später auch Sicherungsautomaten und technische Leuchten produzierte und 1963 rund 2.500 Mitarbeiter beschäftigte. Das Werk in Hennigsdorf wird VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke (LEW). Das Kabelwerk Oberspree und die Apparatefabrik Treptow werden Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG). Da der Wiederaufbau der AEG wegen der Berliner Blockade nicht von der geteilten Stadt aus zu bewältigen ist, wird die Hauptverwaltung für die nicht enteigneten Unternehmensteile von Berlin (Friedrich-Karl-Ufer/ab 1951 Kapellen-Ufer/Ostsektor) zunächst nach Hamburg und später endgültig nach Frankfurt am Main verlegt.
  • 1950 Die neue Unternehmenszentrale entsteht an der Friedensbrücke in Frankfurt/Main. Eine Dependance wird im Gebäudekomplex des ehemaligen Generalkommandos in Berlin am Hohenzollerndamm eingerichtet. Das Werk in Oldenburg produzierte Kleinmotoren und Hausgeräte und beschäftigte 1963 rund 2.650 Mitarbeiter. Die Zahl der Beschäftigten im Konzern steigt von 20.900 im September 1948 auf 55.400 Personen im September Jahres 1957. Im selben Jahr übersteigt der Umsatz erstmals eine Milliarde DM. Die hohen Investitionen für den Neuaufbau der AEG (von 1948 bis 1956 über 500 Millionen DM) belasten allerdings die Bilanz erheblich.
  • 1958 Erstmals wird für die Hausgeräte der Slogan AEG – Aus Erfahrung Gut verwendet, woraus der Volksmund alsbald „Alles Ein Gammel – Aber Es Geht“ macht oder: „Auspacken, Einschalten, Garantiefall“, „Auspacken, Einschalten, Geht nicht“.
  • 1962 Der AEG-Konzern umfasst in der Bundesrepublik 127.000 Beschäftigte und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 3,1 Milliarden DM. In Springe eröffnet die AEG im Februar 1962 eine neue Fabrik zur Herstellung von Regel- und Steuergeräten mit 200 Beschäftigten.
  • 1962 Patenterteilung für das von Walter Bruch bei Telefunken in Hannover entwickelte PAL-Farbfernsehsystem.
  • 1966 Es wird die Größtmaschinenhalle auf dem Areal Brunnenstraße in Berlin fertiggestellt. Sie galt zu dieser Zeit als größte Halle der Branche in Europa (175 m lang, 45 m breit und 26 m hoch) und gestattete mit vier koppelbaren Kranbahnen den Bau von Motoren und Generatoren größter Leistungen und mit Einzelgewichten bis 400 t für den Weltmarkt. Zur Grundsteinlegung war der damalige Justizminister der USA, Robert Kennedy, anwesend. Die Halle wurde nach Schließung der Betriebsstätte Brunnenstraße 1986 abgerissen. An der Brunnenstr. wurden von Siemens Nixdorf neue Gebäude errichtet, die heute auch nicht mehr vorhanden sind.
  • 1. Januar 1967 Fusion mit Telefunken als: Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-Telefunken mit Sitz in Frankfurt am Main.

Untergang

  • 1970 Weltweit steht AEG-Telefunken mit 178.000 Mitarbeitern an zwölfter Stelle in der Weltrangliste der größten Elektrounternehmen. Die Firmenkrise zeichnet sich jedoch ab. Das Unternehmen wird unter anderem belastet durch letztlich erfolglose Projekte, wie den Bau einer automatischen Gepäckförderanlage am Flughafen Frankfurt und den Einstieg in den Bau von Kernkraftwerken. Die von der AEG in den 1960er Jahren entwickelte Baulinie von Siedewasserreaktoren konnte sich am Markt letztlich nicht durchsetzen. Insbesondere das Kernkraftwerk Würgassen, dessen Inbetriebnahme sich wegen einer Reihe von technischen Problemen um Jahre verzögerte, kostete die AEG Hunderte von Millionen DM.
  • 1972 Der Konzern schüttet letztmalig eine Dividende aus. Die Unterhaltungselektronik wird unter dem Namen Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH mit Sitz in Hannover ausgegliedert. Die Computertechnik folgt: Das Tätigkeitsgebiet der Großrechner (TR 4, TR 10, TR 440) wird zunächst in eine Kooperation unter dem Namen Telefunken Computer GmbH mit der Firma Nixdorf eingebracht und zwei Jahre später an Siemens verkauft (Computer Gesellschaft Konstanz). Das Tätigkeitsgebiet der Prozessrechner (TR 84, TR 86, AEG 60-10, AEG 80-20, AEG 80-60) wird im Geschäftsbereich Automatisierungstechnik (ab 1980 als ATM Computer GmbH) weitergeführt.
Telefunken-Hochhaus in Berlin
(Aufnahme: 2006)
  • 1975 Das ehemalige Telefunken-Hochhaus am Berliner Ernst-Reuter-Platz wird an den Berliner Senat verkauft. Das Gebäude war bereits früher an die TU Berlin vermietet worden.
  • 1976 Um die paritätische Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat zu umgehen, werden von Dr. Walter Cipa (Dipl.-Geologe und von 1976 bis 1980 AEG-Chef) neben den beiden selbständigen Firmen AEG Hausgeräte und der Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH zusätzlich vier sogenannte Betriebsführungsgesellschaften als Aktiengesellschaften gegründet, die zu 100 Prozent Tochterfirmen der Konzernmutter sind:

(Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf den Anteil am Konzernumsatz im Jahre 1980)

    • AEG-Telefunken Anlagentechnik AG (37 %)
    • AEG-Telefunken Serienprodukte AG (16 %)
    • AEG-Telefunken Kommunikationstechnik AG (6 %)
    • Olympia Werke AG (Unternehmensbereich Bürotechnik, 7 %)
    • AEG-Hausgeräte GmbH (22 %)
    • Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH (12 %)
  • 1979 wird die Firma aus EG-rechtlichen Gründen in AEG-Telefunken Aktiengesellschaft umbenannt bei gleichzeitigem Fortfall der noch aus dem Jahr 1887 stammenden Zusatzbezeichnung Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
  • 1980 Heinz Dürr wird zum 1. Februar Vorstandsvorsitzender (bis 1990)
  • 1982 Am 9. August muss die Konzernleitung beim Amtsgericht Frankfurt/Main Vergleich anmelden. Ein Sanierungskonzept, das Bundesbürgschaften von 600 Millionen DM und neue Bankkredite von 275 Millionen DM vorsah, scheiterte zunächst an der Uneinigkeit der Banken, dann gewährte ein Bankenkonsortium dem AEG-Konzern bis Juni 1983 ein Verwalterdarlehen von 1,1 Milliarden DM. Davon waren 700 Millionen DM sofort verfügbar und 400 Millionen DM nach Zusage einer Bürgschaft durch den Bund. Vergleichsverwalter war der Rechtsanwalt Wilhelm Schaaf. Infolge des Vergleichsverfahrens der AEG (August 1982 bis Oktober 1984) wurden weitere wesentliche Kernbereiche abgegeben. Hiervon ist nicht nur die AEG-Telefunken AG, sondern auch die Tochtergesellschaften Küppersbusch AG in Gelsenkirchen, die Hermann Zanker Maschinenfabrik GmbH & Co. KG in Tübingen und die Carl Neff GmbH in Bretten betroffen. Die Alno-Möbelwerke GmbH & Co. KG in Pfullendorf wurde wieder von den bisherigen Minderheitsgesellschaftern der Familie Nothdurft übernommen und aus dem Konzern ausgegliedert. Auch Zulieferer der AEG mussten Konkurs anmelden u. a. die Becher & Co. Möbelfabriken KG in Bühlertann. Mitauslöser dafür waren unangemessene Firmenaufkäufe und mangelnde Kontinuität der Firmenpolitik. Eine Auswirkung des Vergleichs war unter anderem der Verkauf des Areals der traditionellen Maschinenfabrik Brunnenstraße im damaligen Berliner Bezirk Wedding. Damit wurden die Groß- und Kleinmaschinenfabrik zugunsten der Lloyd Dynamowerke in Bremen (Mittelmaschinen), der AEG-Fabrik Essen (Großmaschinen) und der Firma Bauknecht (Kleinmaschinen) aufgegeben. Für die ebenfalls auf diesem Areal befindlichen Stromrichterfabrik und Bahnfabrik wurden neue Fabriken in Berlin-Marienfelde bzw. Berlin-Spandau erbaut. Das Großrechenzentrum und das Institut für Automation werden an anderen Standorten untergebracht.
  • 1983/84 Die Sparte Unterhaltungselektronik (Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH) wird an den französischen Staatskonzern Thomson-Brandt, der in der Folge die Produktion mit SABA und Nordmende zusammenlegt.
  • 1985 Übernahme durch die Daimler-Benz AG. Der Name lautet wieder AEG Aktiengesellschaft, Logo siehe oben. Damit soll die Vision des Daimler-Benz Vorstandes Edzard Reuter (ab 1987 Daimler-Vorstandsvorsitzender), der aus beiden Unternehmen einen „Integrierten Technologiekonzern“ schaffen will, besser dargestellt werden.
  • 1988 Anlässlich der Feier zum 60-jährigen Bestehen des AEG-Forschungsinstituts stiftet die AEG den Carl-Ramsauer-Preis.
  • 1990 Der Bahnbereich kooperiert als AEG Westinghouse Transport-Systeme GmbH (Sitz Berlin) kurzzeitig mit der Westinghouse Transportation Systems Inc. in Pittsburgh/USA.
  • 1992 Fusion des Bahnbereiches mit LEW Hennigsdorf, woraus die „AEG Schienenfahrzeuge GmbH“ entsteht.
  • 1992 Die schwedische Atlas Copco Gruppe erwirbt die AEG Elektrowerkzeuge GmbH.
  • 1994 Verkauf der Abteilung für Automatisierungstechnik (Modicon) an Schneider Electric und der AEG Hausgeräte AG an Electrolux.
  • 1995 Die „AEG Schienenfahrzeuge GmbH“ geht nach der Verlagerung der Spandauer Betriebsstätte nach Hennigsdorf in die ABB Daimler-Benz Transportation (Adtranz) und mit dieser am 1. Mai 2001 in die Bombardier Transportation über, bleibt aber noch unter HRB 2889 beim Registergericht Potsdam mit Sitz in Hennigsdorf eingetragen (Stand Aug. 2008).
  • 1996 Die Hauptversammlung der Daimler-Benz AG beschließt unter Vorsitz von Jürgen Schrempp die Auflösung des verlustbehafteten Konzerns. Die Firma AEG wird am 20. September 1996 aus dem Handelsregister gestrichen, aber durch Lizenznehmer finden der Name und ihre Marken weiter Verwendung.

Nachleben der Marke und der Unternehmensteile

  • 1996 Übernahme der AEG Anlagen- und Automatisierungstechnik durch Cegelec.
  • 1997 Das umfangreiche Firmen-Archiv wird an das Deutsche Technikmuseum Berlin übergeben.
  • 1999 Die ehemalige Konzernzentrale am Theodor-Stern-Kai in Frankfurt am Main wird gesprengt, um Platz für ein neues Gebäude zu schaffen.
  • 2000 Die 1981 gegründete AEG Softwaretechnik, ab 1996 Teil der repas AEG-Unternehmensgruppe und seit 1998 unter dem Namen „repas AEG Software GmbH“ geführt, wird 2000 von der PSI AG übernommen und firmiert als PSI Transportation GmbH, seit 2007 als PSI Transcom GmbH. Der Namensteil AEG verschwindet. Die PSI AG wurde 1969 von AEG-Mitarbeitern ausgegründet.
  • 2000 ITM Technology AG übernimmt die Rechte am Markennamen AEG für Telekommunikation und Car Hifi.
  • 2002 Schließung des AEG-Hausgeräte-Werkes in Kassel, Verlagerung der Produktion von Kühl- und Gefriergeräte nach Italien und Ungarn.
  • Die Stiebel-Eltron-Gruppe kauft 2002 die Electrolux Haustechnik GmbH (EHT) mit der AEG Haustechnik.
  • Juni 2004: Die EHG Elektroholding GmbH, Tochtergesellschaft der DaimlerChrysler AG, verkauft für etliche Produktgruppen die globalen AEG-Markenrechte an die schwedische Electrolux AG.
  • ETV Elektrotechnische Vertriebsgesellschaft mbH übernimmt die Rechte am Markennamen AEG für Consumer Electronic und Health Care.
  • Ende 2004: Übernahme der Elektromaschinen-Marke AEG von Atlas Copco durch Techtronic Industries, die seither unter dem Namen A&M Elektrowerkzeuge firmiert.
  • 2005 Bekanntgabe der Schließung des Nürnberger AEG-Werkes und Verlagerung der Produktion nach Polen und Italien. Somit werden zukünftig alle AEG-Haushaltsgeräte, bis auf die im AEG-Werk Rothenburg ob der Tauber produzierten Backöfen, Herde und Kochmulden, außerhalb Deutschlands (in erster Linie in Polen, Ungarn und Italien) produziert. Die Schließung führte zu einem sechswöchigen Streik der Belegschaft und einem Boykottaufruf der Gewerkschaft (Konsumentenboykott).
  • 2007 Die letzte AEG-Waschmaschine lief am 9. März im Electrolux-Werk Nürnberg vom Band; am 16. März wurde das Werk geschlossen.
  • 2008 Electrolux reaktiviert den unternehmerischen Mantel im August 2008, so dass der Name AEG als neuer Bestandteil des Konzerns auftritt.

Lokomotivbau

AEG Versuchsträger 182 001

Die AEG war im 20. Jahrhundert an der Entwicklung und Fertigung des elektrischen Teils nahezu aller deutschen elektrischen Lokomotivbaureihen beteiligt. Außerdem entstanden zahlreiche Dampflokomotiven in den Werken der AEG. Ab 1931 übernimmt AEG die Firma Borsig-Werke und überführt den gesamten Lokomotivbau in das Werk in Hennigsdorf (als Tochtergesellschaft Borsig Lokomotiv-Werke GmbH). 1948 wird das Werk zum VEB „Lokomotivbau Elektrotechnische Werke Hans Beimler“ (LEW). Neben zahlreichen elektrischen Triebfahrzeugen für die Deutsche Reichsbahn und das Ausland werden bis 1954 noch wenige Dampflokomotiven gebaut. Bei der in der Bundesrepublik Deutschland betriebenen Entwicklung des Drehstromantriebs geriet die AEG gegenüber dem Mitbewerber BBC in den 1970er Jahren jedoch ins Hintertreffen. Die durch den Drehstrom-Versuchsträger 182 001 ab 1981 gewonnenen Kenntnisse führten aber zu Aufträgen für die Serienfertigung der Drehstromtechnik in den Baureihen 120 und 401 (ICE 1). Erst nach der deutschen Wiedervereinigung und der Übernahme des LEW-Werkes in Hennigsdorf kehrte der Name AEG für kurze Zeit in größerem Maße in die Lokomotivfertigung zurück, bevor die „AEG Schienenfahrzeuge GmbH“ 1995 in die ABB Daimler-Benz Transportation (Adtranz, heute Bombardier Transportation) umgewandelt wurde.

Flugzeugbau

Im Jahre 1910 gründete die AEG die Abteilung Flugzeugbau. Als erstes Flugzeug wurde 1912 ein reiner Holzbau nach dem Vorbild des Doppeldeckers der Gebrüder Wright gebaut. Dieses besaß eine Flügelspannweite von 17,5 m und einen Antrieb mit einem Achtzylinder-Motor mit einer Leistung von 75 PS. Das Leergewicht des Flugzeugs betrug 850 kg, die erreichte Geschwindigkeit 65 km/h.

Ab 1912 wurden die Flugzeuge in Gemischtbauweise aus Holz und Stahlrohr mit Stoffbespannung gebaut.

Im zweiten Weltkrieg ist bei AEG für Aufklärungszwecke eine Hubschrauberplattform mit Antrieb durch einen Drehstrommotor entwickelt worden; die Stromzuführung erfolgt dabei durch drei Kabel vom Boden aus, die Plattform ist also „gefesselt“, sie kann nicht frei fliegen. Erreicht wurde nur etwa 300 m Flughöhe.

Siehe auch: Liste von AEG-Flugzeugtypen

Automobile

Die NAG (Neue Automobil Gesellschaft) baute erste NAG-Wagen nach Entwürfen von Professor Klingenberg zunächst im Kabelwerk Oberspree. Spätere Konstruktionen stammten von Josef Vollmer. 1904 wurde der Bau von Lastwagen aufgenommen. 1912 erfolgte Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und Umbenennung in „Nationale Automobil-Gesellschaft“. Unter anderen wurden folgende PKW-Modelle gebaut:

NAG Typ C4 (1920–1924)

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Leistung: 33 PS bei 2400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 75–80 km/h

NAG-Sportwagen Typ C4b (1922–1926), auch als Typ „Monza“ bekannt

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Leistung: 45 PS bei 2700 U/min
Höchstgeschwindigkeit: Über 100 km/h

NAG Typ D4 (1923–1925)

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Leistung: 40 PS bei 2300 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h

NAG-Protos Typ 201 und 204 (1927–1930)

Motor: Sechszylinder-Reihenmotor
Leistung: 60 PS bei 3200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h

NAG-Protos Typ 207 (1930–1932)

Motor: Sechszylinder-Reihenmotor
Leistung: 75 PS
Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h

NAG V8 Typ 218 und 219 (1931–1933), Konstruktion Paul Henze

Motor: Achtzylinder-V-Motor)
Leistung: 100 PS bei 3100 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h

NAG-Vorderradantriebswagen Typ 212 (1932)

Motor: Achtzylinder-V-Motor
Leistung: 100 PS bei 3100 U/min
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h

NAG-Voran Typ 220 (1933/1934)

Motor: Vierzylinder-Boxermotor
Leistung: 32 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 95 km/h

Projektoren

Die AEG produzierte über einen längeren Zeitraum auch Filmprojektoren.[2]

  • Stillstandsmaschine 1919 Projektor 35 mm
  • Theatermaschine 1920 Projektor 35 mm
  • Triumphator I–III 1924–1935 Projektor 35 mm ACR 0710
  • Successor (Lehrmeister) 1925–1935 Projektor 35 mm
  • Kofferkino 1927 encased Projektor 35 mm
  • Lehrmeister 1929 Projektor 35 mm ACR 0709 (Leitz)
  • Mechau Modell 4 1929–1934 Projektor 35 mm
  • Euro K 1938–42 Projektor 35 mm
  • Euro M 1936 Projektor 35 mm
  • Euro G 1938 Projektor 35 mm, Interlock-Version (G-MB)
  • Euro M2 1939–1944 Projektor 35 mm

Quellenangaben

  1. „Fei Yue aus China“ aus dem Artikel bei ARD-online „Die nagelneue Billigmaschine“, http://daserste.ndr.de/ardratgebertechnik/archiv/haushalt_garten/naehmaschinen2.html
  2. Kurt Enz: 100 Jahre Deutsche Filmprojektoren. Manuskriptdruck, Berlin 1996, S. 14 ff.

Literatur

  • Erdmann Thiele (Hrsg.): Telefunken nach 100 Jahren - Das Erbe einer deutschen Weltmarke. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 2003.
  • Aus der Geschichte der AEG: Vor 25 Jahren: Bau der ersten AEG-Flugzeuge. In: AEG-Mitteilungen. Jahrgang 1937, Heft 10 (Oktober), S. 359–362.
  • Miron Mislin: Industriearchitektur in Berlin 1840–1910. Wasmuth Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-8030-0617-1, S. 388–403.
  • Manfred Pohl: Emil Rathenau und die AEG. AEG Aktiengesellschaft, Berlin, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7758-1190-7.
  • Peter Obst: Die Industrie am Humboldthain (Maschinenfabrik), AEG 1896–1984. Innovations-Zentrum Berlin Management (IZBM) GmbH.
  • S. Müller, K. Wittig, S. Hoffmann (2006): Empirische Befunde zum Konsumentenboykott. Der Fall AEG/Electrolux. Dresdner Beiträge zur Betriebswirtschaftslehre Nr. 116/06. (mehr dazu)
  • Hans-Heinrich von Fersen: Autos in Deutschland 1920–1939.
  • 50 Jahre AEG, als Manuskript gedruckt. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft Abt. Presse, Berlin 1956.
  • Gert Hautsch: Das Imperium AEG-Telefunken, ein multinationaler Konzern. Frankfurt/Main 1979.
  • Felix Pinner: Emil Rathenau und das elektrische Zeitalter. Akademische Verlagsgesellschaft mbH, Leipzig 1918.
  • Harri Czepuck: Ein Symbol zerbricht, zur Geschichte und Politik der AEG. Dietz Verlag, Berlin 1983.
  • Tilmann Buddensieg: Peter Behrens und die AEG, Neue Dokumente zur Baugeschichte der Fabriken am Humboldthain. In: Schloss Charlottenburg Berlin-Preußen. Deutscher Kunstverlag, München 1971.
  • Peter Strunk: Die AEG. Aufstieg und Niedergang einer Industrielegende. Nicolai, Berlin 2000.
  • Jahresringe Verband für Vorruhestand und aktives Alter, Land Brandenburg e. V. (Hrsg.): Zeitzeugnisse 1945–1990. Teil I (1999) und II (2000).

Weblinks


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