Bieberer Berg

Bieberer Berg

Der Bieberer Berg ist ein deutlicher Höhenzug mit Hochplateaus in der sonst flachen Untermainebene. Die Erhebung befindet sich auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt Offenbach am Main in Hessen. Mit dem Namen unmittelbar verbunden ist das Stadion am Bieberer Berg, das den Offenbacher Kickers 90 Jahre lang als Heimspielstätte diente. Das Stadion wurde im Jahr 2011 abgerissen. An gleicher Stelle wird derzeit das Sparda-Bank-Hessen-Stadion errichtet.

Stadion am Bieberer Berg

Inhaltsverzeichnis

Lage

Wetterpark auf dem Buchhügel

Der Bieberer Berg befindet sich zwischen der Kernstadt Offenbach und dem namensgebenden Stadtteil Bieber. Nördlich am Main liegt der Offenbacher Stadtteil Bürgel. Der Buchhügel ist ein sich nach Westen hin erstreckender Ausläufer des Bieberer Berges. Hier befindet sich eine für das Stadtgebiet wichtige Kaltluftschneise und der Wetterpark Offenbach mit Aussichtsturm.

Die höchste Erhebung des eigentlichen Bieberer Berges liegt auf 130 Meter über Normalnull und befindet sich auf Bürgeler Gemarkung. Dennoch nennt er sich Bieberer Berg, denn der Ort Bieber liegt ihm am nächsten. Bis 1819 lag nahezu seine gesamte Fläche auf dem Grund der mittelalterlichen Biebermark (mit Ausnahme des Südhanges, hier befand sich bereits die Bieberer Feldflur). Erst mit Auflösung der Markgenossenschaft wurde das Gelände der Gemarkung Bürgel zugeschlagen.

Geschichte

Auf dem Gipfel des Bieberer Berges, an der Stelle des heutigen Stadions, befand sich der Exerzierplatz des Großherzoglich-Hessischen-Infanterieregimentes Nr. 168. Bereits vorher durfte der Platz an Samstagen und Sonntagen von Sportvereinen (darunter auch Kickers Offenbach) genutzt werden. Nach der Auflösung des Regimentes mit seinen Kasernen in der Bieberer Straße (heute Finanzamt und Lebensmittel-Discounter) im Jahr 1919, wurde der westliche Teil zum Sportplatz der Kickers, der östliche Teil wurde Kleingartenanlage (Kleingartenverein Ost e. V.). Anfang der 1970er Jahre mussten die Kleingärten wieder aufgegeben werden, da an dieser Stelle 1975 die Auf- und Abfahrt für die Bundesstraße 448 mit dazwischen liegendem Parkplatz angelegt wurden. Der Kleingartenverein hat seither sein Domizil am Erlensteg in Bieber in Nachbarschaft zu einem bereits vorher dort ansässigen Kleingartenverein.[1]

Die westlich des Stadions befindlichen Reste einer Schießanlage und nördlich im Wald befindlichen Gräben (frühere Übungs-Schützengräben) zeugen noch von der früheren militärischen Verwendung des Geländes.

Geologie

Das ehemalige Tambourbad, kurz vor dem Abriss

Geologisch handelt es sich bei dem Bieberer Berg um eine trockene Kalksteinlage aus dem Miozän. Früher befanden sich hier mehrere Kalksteinbrüche. Im westlichen Kalksteinbruch wurde bis etwa 1920 in bis zu 20 Meter Tiefe Kalk gefördert. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verfüllte man den Steinbruch mit Trümmerschutt. Später kam Haus-, Gewerbe- und Industriemüll hinzu. Am 3. Juni 1967 eröffnete dort auf 48.000 Quadratmetern das Freibad Tambourbad. Das Bad erhielt diesen Namen, da auf diesem Gelände bis 1919 unter anderem eine Militärkapelle mit ihren Trommlern (Tambouren) übte.[2] Der Bau kostete 3,4 Millionen Deutsche Mark und galt lange Zeit als eines der modernsten Bäder Hessens. Im Winter wurde seit 1972 eine Traglufthalle eingesetzt. Auf Grund aus dem Boden aufsteigender giftiger Gase der Müllablagerungen musste das Bad jedoch im März 1994 nach nur 27 Jahren Betriebszeit wieder geschlossen werden. Daneben befindet sich heute eine Sportanlage. Seit 2009 wird auch das ehemalige Schwimmbadgelände und angrenzendes Brachland zu einem "Sportzentrum Wiener Ring" (benannt nach dem kleinen Wiener Ring in Bieber) ausgebaut.[2][3]

Wasserhochbehälter der EVO, der Schneckenberg im Hintergrund

Ein weiterer Steinbruch wurde später ebenfalls verfüllt und ist als Deponie Grix bekannt. Dieser wurde von der Firma Grix im Jahre 1962 nach 25 Jahren Kalksteinabbau stillgelegt.[4] Die Verfüllung wurde soweit voran getrieben, dass sich auf dem ehemaligen Steinbruch heute ein Hügel erhebt: der Schneckenberg, welcher mit 179 Meter über NN den höchsten Punkt der Stadt Offenbach markiert. Hier wurden innerhalb von sechs Jahren bis 2005 umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt. Es handelte sich um das größte Umsetzungsprojekt des Abdichtungskonzeptes Kapillarsperre in Deutschland. Die Kosten beliefen sich auf 15,5 Mio Euro. Über die weitere Nutzung des Geländes ist noch nicht abschließend entschieden worden. Der Gipfel wird auch in Zukunft für die Öffentlichkeit gesperrt werden, da hier weiterhin giftige Gase ausströmen. Die Deckschicht besteht aus 46.000 Kubikmetern Rheinsand und ist nur 50 cm dick. Anfang 2011 wurde eine Änderung des Bebauungsplan insofern eingeleitet, dass auf dem Südhang ein Solarkraftwerk errichtet werden darf. Zuvor war überlegt worden den Berg als Rodelhang, Ausflugsziel, Biotop oder sogar als Skipiste zu nutzen.[4]

In den Kalkstein wurden im 19. Jahrhundert mehrere Stollen geschlagen, die zur Lagerung von Flusseis aus dem Main genutzt wurden. Hauptabnehmer waren Brauereien. Noch heute ist die damalige Funktion namensgebend für den Bierbrauerweg, in dem sich die meisten Eingänge zu den Stollen befinden.

Die Kalksteinbrüche könnten bereits in römischer Zeit genutzt worden sein. So wird in nur 400 Metern Entfernung an der ehemaligen Rohrmühle (die späteren Farbwerke Höchst, heute Cassella) eine römische Kalkbrennerei vermutet. Der Brennkalk könnte von einer bei Bürgel vermuteten Schiffsanlegestelle auf dem Main verladen worden sein.[5]

Dass es sich um eine sehr kalkhaltige Gegend handelt, kann jeden Winter im Bieberer Feld beobachtet werden. Auf den freien Feldern sind dann überall größere Kalksteinbrocken sichtbar. Die Feldflur wurde deshalb früher oft als Streuobstwiese genutzt, da vor allem Apfelbäume auf kalkhaltigen Böden gut gedeihen. Daher auch der Bieberer Apfelwein.

Bieberer Aussichtsturm

Bieberer Aussichtsturm

Neben dem Stadion befindet sich nahe der Zufahrt zur B 448 auch der 24 Meter hohe Bieberer Aussichtsturm. Von seiner Spitze hat man einen weiten Ausblick bis in den Spessart und auf die Frankfurter Skyline. Obwohl der Turm knapp 10 Meter von der Bieberer Gemarkungsgrenze entfernt auf Rumpenheimer Gebiet steht und 1882 vom Verschönerungsverein Offenbach errichtet wurde, trägt er den Namen Bieberer Aussichtsturm - wohl wegen seiner geografischen Nähe zu Bieber und seinem Standort auf dem Bieberer Berg. Von Anfang Mai bis Ende Oktober kann der Turm an Sonn- und Feiertagen bestiegen werden. Ortsansässige Vereine übernehmen ehrenamtlich die Turmpatenschaft und den damit verbundenen Schließdienst. Am Fuße des Turmes wird jährlich am 1. Mai die Aussichtsturmsaison mit einem Fest eröffnet und im Sommer findet das große Aussichtsturmfest statt.[6]

Natur

Der Nordhang des Bieberer Berges ist mittlerweile gänzlich bebaut. Mit Ausnahme des Fußballstadions ist der „Gipfel“ unbebaut. Hier befindet sich mit dem Leonhard-Eißnert-Park und dem Waldpark ein Landschaftsschutzgebiet. Auch der so genannte „Amerikawald“ Richtung Buchhügel und der nordöstlich an den Bieberer Berg angrenzende Lohwald sind Landschaftsschutzgebiete.

Wasserhochbehälter

Auf der Anderen Seite des Zubringers der B 448 - neben dem Schneckenberg - befindet sich der ebenfalls weithin sichtbare Wasserhochbehälter der Energieversorgung Offenbach (EVO). Es ist ein 40 Meter hoher Doppelturm, der 2 × 7.500 Kubikmeter Wasser speichern kann. Neben der Wasserspeicherung soll er für natürlichen Druck im Leitungssystem der EVO sorgen. Durch seine Lage auf dem Bieberer Berg können auch hoch gelegene Wohnviertel versorgt werden.

Bikeranlage

Neben dem Wasserhochbehälter, am Rande des Lohwaldes, wurde durch Anhänger des Radsports eine beliebte Bikeranlage mit Schikanen geschaffen. Die Einrichtung wurde bislang vom zuständigen Forstamt und der Stadtverwaltung Offenbach toleriert, obwohl es sich um einen nicht genehmigten Eingriff in Natur- und Landschaft im Landschaftsschutzgebiet handelt. Durch das Fahren abseits der Wege wird der wertvolle Kalkbuchenwald, insbesondere die dort heimischen, streng geschützten Orchideen- und Schmetterlingsarten, nachhaltig beeinträchtigt.

Leonhard-Eißnert-Park

Kletterpark

Im Leonhard-Eißnert-Park, einem 22 Hektar großen Volkspark direkt neben dem Kickers-Stadion, wird eine Kletteranlage durch den privaten Investor Fun Forest GmbH betrieben. Auf dem circa drei Hektar großen Gelände wurden in fünf bis fünfzehn Meter Höhe mehr als 140 Bäume mit circa 12.000 Meter Stahlseil und Stegen verbunden. Auch hier muss den Belangen des Landschaftsschutzgebietes Rechnung getragen werden. So können sämtliche Plattformen und Seile nicht gebohrt, sondern müssen gekeilt werden. Außerdem befindet sich im Park noch die Offenbacher Jugendverkehrssschule der hessischen Polizei sowie eine Skateranlage.

Einzelnachweise

  1. Karl Keller: Der Exerzierplatz in Offenbacher Geschichtsverein: Alt-Offenbach Heft 32, 1996 (Blätter des Offenbacher Geschichtsvereins), S. 16 - 19
  2. a b Offenbach-Post vom 31. August 2009
  3. Offenbach-Post vom 1. September 2009
  4. a b Offenbach-Post vom 4. August 2009: "Solarstrom vom Müllberg"
  5. Johann Geiß: "Der Vorgeschichte auf der Spur" in Offenbacher Geschichtsverein: "Offenbacher Geschichtsblätter Nr. 32", 1982, ISSN 0471-122, S. 67ff
  6. www.offenbach.de: Bieberer Aussichtsturm
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