Bildnis des Perikles mit korinthischem Helm

Bildnis des Perikles mit korinthischem Helm
Berliner Büste von vorn
Büste aus dem Britischen Museum

Das Bildnis des Perikles mit korinthischem Helm ist eine Büste des athenischen Staatsmannes und Militärführers, die in vier Marmorkopien aus der römischen Kaiserzeit erhalten ist.

Inhaltsverzeichnis

Das Portrait

Die römischen Kopien der Büste des Perikles gehen auf eine vom Bildhauer Kresilas geschaffene Bronzestatue zurück. Diese lebensgroße Statue wurde wohl wenig vor oder kurz nach dem Tode des Politikers auf der Akropolis von Athen aufgestellt.[1] Pausanias sah die Statue noch direkt hinter den Propyläen, also im Eingangsbereich der Akropolis. Da diese Statue nicht überliefert wurde und nur wenige Angaben zu ihr bekannt sind, ist nicht nur die Zuweisung unklar, sondern auch die Details zur Statue basieren nur auf Vermutungen und Analogien. Perikles wurde nicht in seiner physiognomischen Individualität gezeigt, sondern als ein Idealbild des langjährigen Strategen. Umstritten ist, ob er nackt, bekleidet oder in voller militärischer Montur dargestellt wurde.[2] Überliefert wurden Reste der Basis mit einer Weiheinschrift. Zudem deutet ein Loch in der Basis darauf hin, dass die Statue mit der linken Hand eine Lanze hielt. Die leichte Drehung des Kopfes lässt erkennen, dass die Statue Stand- und Spielbein hatte.

Büste in den Vatikanischen Museen mit Inschrift

Perikles ist als reifer Mann mit einem korinthischem Helm dargestellt. Der Helm symbolisiert seine militärische Funktion als Stratege. Die Berliner Kopie ist besonders sorgfältig ausgeführt worden. Unter dem nach oben geschobenen Helm quillt das kurzlockige Schläfenhaar hervor. Alle Teile des Bartes sind gepflegt. Der Vollbart zeigt viele kleine und wohl geordnete Locken. Die Augen werden von breiten, ebenmäßigen Lidern und den Brauen umgeben. Die vollen Lippen sind leicht geöffnet. Hinter den Augenlöchern des Helms sind wie bei zwei der drei anderen Kopien Haarlocken erkennbar. Die Haare bei den weit oben liegenden Löchern werden als Hinweis für die lange Kopfform gedeutet, die auch in der attischen Komödie spöttisch aufs Korn („Meerzwiebelkopf“) genommen wurde. Diese Anomalie soll der Grund dafür gewesen sein, dass Perikles immer mit korinthischem Helm gezeigt wurde, da dieser den hohen Kopf kaschieren sollte. Die Zufügung der Locken kann man demnach wohl als Zugabe eines gebildeten Bildhauers ansehen.

Kresilas schuf mit diesem Perikles-Bildnis eine Art Leitbild der attischen Demokratie. Trotzdem trug das Bildnis auch dem auf der Gleichheit aller beruhendem Bürgerideal Athens Rechnung und entsprach mit dem überlegt-ruhigen Gesichtsausdruck den Idealen der Zeit. Damit wurden die realistischen Tendenzen der athenischen Kunst aufgegeben, die sich etwa im Bildnis des Themistokles fanden. Das Bildnis war weitaus individueller in der Darstellung. Der Gesichtsausdruck ist ernst, Emotionen zeigt das Gesicht nicht. Dennoch entspricht die Darstellung der überlieferten Persönlichkeit des Perikles, die als sehr selbstbeherrscht geschildert wurde. Identifiziert werden konnte Perikles anhand zweier Inschriften, die zu den Büsten in den Vatikanischen Museen und dem British Museum gehören.

Kopienverzeichnis

  1. Berlin, Antikensammlung Inventarnummer Sk 1530 (K 127), gefunden auf Lesbos, erworben 1901 im Kunsthandel, H 0,54m
  2. London, British Museum Inventarnummer GR 1805.7-3.91 (Cat. Sculpture 549), gefunden in der Villa Hadriana, Höhe 0,48m, Inschrift Perikles
  3. Rom, Museo Barracco Inventarnummer 96, erworben 1884 aus der Sammlung Augusto Castellani, Höhe 0,40m
  4. Vatikan, Vatikanische Museen, Museo Pio-Clementino Inventarnummer 269, gefunden in der "Villa des Brutus" bei Tivoli, Höhe 1,83m, Inschrift: Perikles, Sohn des Xanthippos, Athener

Literatur

  • Max Kunze: Bildnis des Perikles mit korinthischem Helm, in: Die Antikensammlung im Pergamonmuseum und in Charlottenburg. von Zabern, Mainz 1992, S. 152f. ISBN 3-8053-1187-7
  • Ralf Krumeich: Bildnisse griechischer Herrscher und Staatsmänner im 5. Jahrhundert v. Chr., 1997, S. 118ff.
  • Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit. Ausstellungskatalog Berlin, Bonn 2002, Mainz, Zabern 2002, S. 232-233, ISBN 3-8053-2854-0
  • Michael Siebler: Griechische Kunst, Taschen, Köln u.a. 2007, S. 76f. ISBN 978-3-8228-5447-1

Weblinks

 Commons: Pericles (Kresilas) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Max Kunze spricht sich für kurz danach, Michael Siebler für um das Jahr 430 v. Chr. aus.
  2. Kunze ist sich der nackten Darstellung sicher, Siebler hält beide Möglichkeiten für möglich.
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