Bildung in Japan

Bildung in Japan

Bildung hat in Japan, wie in allen konfuzianisch geprägten Ländern Asiens, einen hohen Stellenwert. Viele Japaner sind der Ansicht, dass man es im Leben nur mit einer guten Ausbildung zu etwas bringt. Schon im Kindergarten lernen die Kleinen deswegen die ersten Buchstaben, nämlich das Hiragana-Alphabet. Vor jedem weiteren Schritt im japanischen Bildungssystem steht dann eine Aufnahmeprüfung (Mittelschule zum Teil, Oberschule, Uni). Viele japanische Mütter sind Hausfrauen und sehen ihre Aufgabe vor allem darin, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu sichern. Aus der Generation der Töchter möchten jedoch viele mit dieser hervorragenden Ausbildung Karriere machen, so dass hier ein gesellschaftlicher Wandel im Begriff ist.

Inhaltsverzeichnis

Kleine Geschichte der Bildung

In der Taika-Reform im 7. Jh. wurde das japanische Reich Yamato in einen konfuzianischen Beamtenstaat nach chinesischem Vorbild verwandelt. Um die Beamten auszubilden, wurde am Hof die Daigaku (大学, heutige Bedeutung: Universität) gegründet. Dort wurden die chinesische Sprache und Schrift und die konfuzianischen Klassiker gelehrt, aber auch praktisches Verwaltungswissen wie Landvermessung, Buchführung und Astrologie. Die Astrologie war wichtig, um vorauszusagen, ob bestimmte Handlungen des Kaisers gute oder schlechte Konsequenzen haben würden. Ebenfalls in dieser Zeit wurden die ersten buddhistischen Klöster in Japan gegründet, die über die Jahrhunderte immer wichtige Horte des Wissens waren. Am Hof der Heian-Zeit erleben Kultur und Bildung der Hofbeamten ihre Blütezeit.

Mit der Machtübernahme des Kriegeradels gegenüber dem Kaiserhof, etwa ab dem 12. Jh., sind eher praktische Fertigkeiten gefragt, Kenntnisse der Kriegführung und für eine effiziente Verwaltung notwendige Fähigkeiten. Erst mit dem Frieden in der Edo-Zeit wird aus den rauen Samurai eine gebildete Beamtenschicht, die nicht nur Lesen und Schreiben, nicht nur das Kämpfen zu einer Kunst (武術) weiterentwickelt, sondern auch in der Kunst gebildet ist. Kalligraphie, Malerei, Dichtkunst und Literatur werden gefördert.

Die Tempel richten in dieser Zeit Volksschulen ein, so dass auch einfache Bürger Zugang zu Bildung haben. Es entsteht ein Verlagswesen, das zum Beispiel Unterhaltungsromane für das Volk druckt.

Auch westliche Bildung gelangt in dieser Zeit nach Japan. Auf der Insel Deshima unterhalten die Holländer eine kleine Kolonie, und beliefern interessierte Samurai mit Büchern aus Europa. Neben Büchern über Waffen, Kriegskunst und aktuelle politische Ereignisse gelangt auf diese Art auch Wissen über westliche Naturwissenschaften und Medizin nach Japan. Das Studium dieser Quellen wurde Rangaku (蘭学) genannt.

Das Interesse für den Westen, das in der Edo-Zeit nur eine kleine Minderheit zeigt, wurde nach der Öffnung Japans sehr viel größer. Japan sollte modernisiert werden, um es mit den westlichen Industrienationen aufnehmen zu können, doch das war nur möglich, in dem so viel Wissen wie möglich übernommen wurde. Junge Japaner wurden als Studenten an Universitäten in den USA und Europa geschickt. Die Iwakura-Mission sollte die Staatsform verschiedener westlicher Länder erforschen. Es wurden Kaiserliche Universitäten nach dem Vorbild der Berliner Humboldt-Universität gegründet, und private Universitäten nach amerikanischem Vorbild. Ausländische Experten (sogenannte O-yatoi gaikokujin) wurden ins Land geholt, um Staat, Militär und Universitäten aufzubauen. Die Schulpflicht wurde eingeführt, die ehemaligen Tempelschulen wurden staatlich, und ein dreigliedriges Schulsystem wurde eingerichtet.

Der sich bald entwickelnde Militarismus hat dieses System dann für seine Zwecke eingespannt. Das Militär entsendete Lehrer an die Schulen, um die patriotische Erziehung sicherzustellen. Nach der Kapitulation 1945 wurden diese Lehrer von der US-amerikanischen Besatzungsmacht entlassen, doch das zerstörte Japan brauchte dringend Lehrer, und so wurden diese Lehrer bald wieder zurückgeholt. Auch deswegen gibt es heute in Japan eine feste Wählerbasis am rechten Rand.

Im wirtschaftlichen Aufbau der Nachkriegszeit wurden die Universitäten zu Motoren des Fortschritts, hatte sich Japan am Anfang darauf beschränkt, westliche Produkte nur zu kopieren und Marktanteile zu erobern, so bauten die Unternehmen bald eigene Entwicklungsabteilungen auf, die mit den Universitäten in der Forschung kooperierten und auch deren Absolventen übernahmen.

Schule in Japan

siehe: Bildungssystem in Japan

Studieren in Japan

Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Bildungskarriere ist die Aufnahmeprüfung für die Universität (入学試験 nyūgakushiken). Japanische Universitäten werden in der öffentlichen Meinung vor allem danach bewertet, wie schwer ihre Aufnahmeprüfung ist, als dementsprechend clever gelten dann die Studenten. Die Oberschulen sind teilweise sogar danach ausgerichtet, die Aufnahmeprüfung einer bestimmten Universität zu schaffen. Oberschul-Absolventen, die die Aufnahmeprüfung ihrer Ziel-Uni nicht schaffen und daher ein Jahr in der Luft hängen und während dieser Zeit nur für die erneute Aufnahmeprüfung lernen, sind nicht selten und werden im Volksmund Rōnin genannt.

Die Art des Abschlusses dagegen ist nicht unbedingt wichtig, da die Unternehmen bereits etwa ein Dreivierteljahr vor Ende der Universitätszeit ihre neuen Mitarbeiter rekrutieren und die meisten Studenten bereits vor ihrem Abschluss wissen, wo sie unterkommen. Viele Unternehmen rekrutieren vor allem nach dem Ruf, den eine Universität hat. Natürlich spielt das eigentliche Studienfach auch eine Rolle, aber japanische Unternehmen sind der Meinung, dass ein neuer Angestellter seine Loyalität und seinen Lernwillen beweisen muss, auch wenn er auf einem fachfremden Gebiet eingesetzt wird. Daher kommt es im Vergleich zu Deutschland häufiger vor, dass Unternehmen Angestellte für Aufgabengebiete einstellen, die überhaupt nichts mit dem Studienfach zu tun haben.

Japaner bezeichnen ihre Unizeit oft als glücklichste Zeit in ihrem Leben: Nach dem Stress mit der Aufnahmeprüfung haben sie die Möglichkeit, sich ganz ihrem Lieblingsthema zu widmen, ohne zu großen Leistungsdruck zu spüren. Außerdem ist es für viele das erste Mal, dass sie längere Zeit dem Einfluss des Elternhauses entrinnen. Das Gesellschafts- und Partyleben der japanischen Studenten ist genauso lebhaft wie in allen westlichen Ländern.

Siehe auch: Liste der Universitäten und Hochschulen in Japan

Das Japanische Bibliothekswesen

siehe dazu: Japanisches Bibliothekswesen


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