- Black Tom Explosion
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Die Black-Tom-Explosion war ein Sprengstoffanschlag, den deutsche Agenten am 30. Juli 1916 auf die Umschlags- und Lagerungseinrichtung für Munitionsgüter auf Black Tom Island in Jersey City (New Jersey) verübten, um die Verschiffung dieser Güter an die Entente-Mächte – und damit ihren Gebrauch am europäischen Kriegsschauplatz – zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
Black Tom Island
Der Begriff Black Tom bezog sich ursprünglich auf eine kleine Insel im Hafen von New York, die sich in der Nähe von Liberty Island befand. Einer lokalen Legende zufolge wurde die Insel nach einem schwarzhäutigen Bewohner namens Black Tom benannt. 1880 wurde die Insel durch einen für Eisenbahnen befahrbaren Damm mit dem Festland verbunden und fortan als Umschlagsplatz und Depot für Güter verwendet. Die Insel und der Bahndamm gingen später in den Besitz der Lehigh Valley Railroad Company über. Zwischen 1905 und 1916 ließ Lehigh die Insel durch Landaufschüttungen erweitern. Das Areal der Insel umfasste schließlich einen eine Meile langen Pier, auf dem sich das Depot und ein Warenhaus der National Dock and Storage Company befanden. Das Hauptwarengut, das auf Black Tom Island gelagert und verladen wurde, machte vor und während des Krieges Munitionsmaterial aus, das im Nordosten der USA für den Export hergestellt worden war.
Anschlag auf Black Tom Island
In der Nacht des 30. Julis 1916 kam es kurz nach Mitternacht auf dem Pier zu einer Reihe kleinerer Brände. Einige Wächter flohen aus Furcht vor einer Explosion der gelagerten Rüstungsgüter, andere versuchten die Brandherde zu löschen. Die schließlich alarmierte Feuerwehr kam zu spät – gegen 2:00 Uhr hatten die Brände auf die gelagerten Munitionsgüter übergegriffen und lösten eine Kettenreaktion aus. Die Inbrandsetzung einiger Munitionskisten bewirkte Explosionen, die zu weiteren Bränden führten, die ihrerseits weitere explosive Stoffe ergriffen und weitere Explosionen nach sich zogen. Die erste und heftigste in dieser Serie von Explosionen erfolgte um 2:08 Uhr. Diese Explosion hatte eine Schwere, die einem Erdbeben der Stärke 5,0 bis 5,5 auf der Richter-Skala entsprach. Die Erschütterung konnte noch in Philadelphia gespürt werden: Fensterscheiben gingen bis in einer Entfernung von 40 Kilometern in die Brüche – so wurden etwa die Glasfassaden des Times Square nahezu völlig abgedeckt – Metallfetzen aus den Explosionen schlugen sogar in der Freiheitsstatue ein und Ellis Island musste aus Sicherheitsgründen geräumt werden.
Insgesamt wurden 1000 Tonnen Munition, darunter 50 Tonnen TNT, die nach Großbritannien und Frankreich verschifft werden sollten, durch die Explosionen zerstört. Bis zu sieben Menschen (darunter Polizisten, ein Barkassenkapitän und ein Säugling) starben. Der materielle Schaden, den die Explosion anrichtete, wird auf 20 Millionen US-Dollar geschätzt (inflationsbereinigt heute etwa 365 Millionen Dollar). Der Schaden an der Freiheitsstatue wurde auf etwa 100.000 US-Dollar beziffert. Die Beschädigung, die das Denkmal durch die Explosion erfuhr, führte dazu, dass die eigentlich begehbare Fackel, die die Statue in ihrer rechten Hand hält, nach der Black-Tom-Explosion für Besucher gesperrt und bis heute nicht wieder zugänglich gemacht wurde.
Folgen
Die Untersuchung der Explosion ergab, dass es sich bei ihr um keinen Unfall gehandelt haben konnte, sondern dass sie ein Anschlag gewesen sein musste. Ihre Nachforschungen brachten die Ermittler bald auf die Spur eines slowakischen Immigranten namens Michael Kristoff. Dieser gab im Verhör an, dass zwei der Wächter auf Black Tom Island deutsche Agenten seien. Bald wurden Behauptungen ruchbar, dass Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Washington D.C. wie Franz von Rintelen und Karl Boy-Ed für den Anschlag verantwortlich gewesen seien. Als einer der Hauptplaner wurde in der amerikanischen Presse der bereits im Dezember 1915 aus den USA ausgewiesene Militärattaché Franz von Papen identifiziert. Dieser verwahrte sich sein Leben lang in heftigen Repliken gegen den Vorwurf einer Verwicklung in die Black-Tom-Anschläge, so etwa noch zu Beginn der fünfziger Jahre in einem Leserbrief an das Time-Magazine.
Die Lehigh Valley Railroad Company machte nach dem Krieg Schadensersatzansprüche gegen das Deutsche Reich geltend, die nach dem Berliner Vertrag 1921 von einer gemischten Kommission, der German American Mixed Claims Commission, ausgehandelt wurden. Die Kommission kam 1939 zu dem Schluss, dass das Deutsche Reich die Anschläge angeordnet habe. 1953 einigte man sich schließlich auf eine ratenweise abzuleistende Kompensationszahlung von 50 Millionen US-Dollar durch die deutsche Bundesregierung, die bis 1979 erfolgte.
Black Tom Island heute
Heute ist das Areal der Black-Tom-Insel durch weitere Landaufschüttungen ein Teil des Festlandes geworden und befindet sich im Südosten des Landschaftsparkes „Liberty State Park“. Eine Gedenktafel an der Explosionsstelle und ein Bildglasfenster der Kirche „Our Lady of Czestochowa“ gedenken der Opfer des Anschlages.
Literatur
- Chad Millman: The Detonators: The Secret Plot to Destroy America and an Epic Hunt for Justice, New York, NY [u.a.] 2006, ISBN 0-316-73496-9
- Jules Witcover: Sabotage at Black Tom: Imperial Germany's Secret War in America, 1914-1917, Chapel Hill, NC 1989, ISBN 0-912697-98-9
Weblinks
Commons: Black Tom explosion – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Sprengstoffanschlag
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