- Blackburn B-103 Buccaneer
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Blackburn Buccaneer
Buccaneer S.2B der Royal Air Force, 1988Typ: Bomber Entwurfsland: Vereinigtes Königreich Hersteller: Blackburn Aircraft Erstflug: 30. April 1958 Indienststellung: 17. Juli 1962 Produktionszeit: 1961 bis 1977 Stückzahl: 206 Die Blackburn Buccaneer war ein britisches Kampfflugzeug für Tiefflugangriffe, welches von der Royal Navy un der Royal Air Force eingesetzt wurde. Es war als "Modell B-103" von Blackburn Aircraft entwickelt worden, als das Unternehmen jedoch von Hawker Siddeley übernommen wurde, wurde das Flugzeug oft auch als Hawker Siddeley Buccaneer bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Entwicklung
Als die sowjetische Marine in den frühen 1950er Jahren die leichten Kreuzer der Swerdlow-Klasse in Dienst stellte, forderte die Royal Navy ein spezielles Tiefangriffsflugzeug, dass die atlantischen Konvoirouten mit konventionellen oder nuklearen Waffen verteidigen sollte. Im Juni 1952 wurde die Forderung (Naval Staff Requirement) NA.39 herausgegeben. In ihr war ein Flugzeug mit Faltflügeln und zwei Mann Besatzung gefordert, welches Mach 0.85 in 60 m Höhe erreichen sollte. Die Reichweite sollte 400 nm (740 km) betragen und als Bewaffnung waren Nuklearwaffen in einem Bombenschacht gefordert. Daraufhin gab das britische "Ministry of Supply" im August 1952 die gleich lautende Ausschreibung "M.148T" heraus.[1]
Gewinn der Ausschreibung wurde das von Konstrukteur B. P. Laight designte "Projekt B-103". Aus Geheimhaltungsgründen wurde das Flugzeug als BNA (Blackburn Naval Aircraft = Blackburn Marineflugzeug) oder BANA (Blackburn Advanced Naval Aircraft = fortgeschrittenes Blackburn Marineflugzeug) bezeichnet, was zu dem Spitznamen "Banana Jet" führte.
Konstruktion
Die Buccaneer war als Mitteldecker mit zwei Triebwerken ausgelegt, wobei die zweiköpfige Crew hintereinander saß. Der Rumpf war nach damals neuesten aerodynamischen Erkenntnissen mit "Wespentaille" konstruiert. Das Heckleitwerk war zur leichteren Trimmung voll beweglich. Zur Verringerung der Landegeschwindigkeit auf Flugzeugträgern erhielt das Flugzeug angeblasene Klappen. Allerdings mussten dazu die Triebwerke auch im Langsamflug schnell laufen. Deshalb konstruierte man die später charakteristischen Bremsklappen am Heck des Flugzeugs. Die Türen des Bombenschachts konnten in den Rumpf eingefahren werden, um den Luftwiderstand beim Tiefflugangriff möglichst gering zu halten. Ferner konnte die Flugzeugnase mit dem Radar um 180° abgeklappt werden, was die Unterbringung in den Hangars der relativ kleinen britischen Flugzeugträger erleichtern sollte.
Die erste Serienversion Buccaneer S.1 litt unter den zu schwachen "de Havilland Gyron Junior Mk 101"-Triebwerken, wodurch die Maschinen nicht voll aufgetankt und bewaffnet starten konnten. Man behalf sich damit, dass die Flugzeuge voll bewaffnet starteten und in der Luft von Supermarine Scimitar aufgetankt wurden. Die Buccaneer S.2 wurde deshalb mit Rolls-Royce Spey-Triebwerken ausgerüstet, die 40% mehr Schub bei gleichzeitig stark verringertem Treibstoffverbrauch lieferten. Die S.1 wurden deshalb schon im November 1966 ausgemustert.
Bereits im Januar 1963 bestellte Südafrika 16 S.2 mit Bristol Siddeley BS.605 Starthilferaketen, um besser von den hoch gelegenen und heißen Basen in Südafrika starten zu können. Die 16 Flugzeuge wurden als "S.50" ausgeliefert, eine stürzte jedoch vor der Übergabe an die südafrikanische Luftwaffe ab.
Im November 1968 wurde die Buccaneer auch für die Royal Air Force als Ersatz für die English Electric Canberra geordert, obwohl sie das Flugzeug ursprünglich abgelehnt hatte. Grund war die Streichung ursprünglich vorgesehenen BAC TSR-2 bzw. der General Dynamics F-111K. Die RAF erhielt daraufhin 46 S.2B. Diese hatten eine Avionik-Ausrüstung der RAF, einen vergrößerten Bombenschacht zur Aufnahme eines Zusatztanks und konnten mit AS.37 Martel Luft-Boden-Flugkörpern ausgerüstet werden.
Modifizierungen
Neun "S.2" der Royal Navy erhielten eine verbesserte Avionik und wurden als "S.2C" bezeichnet, 15 "S.2" der wurden mit AS.37 Martel Luft-Boden-Flugkörpern bewaffnet und wurden zu "S.2D".
Die RAF erhielt insgesamt 62 S.2/C/D von der Royal Navy und modifizierte diese zu "S.2B". Viele Buccaneer der RAF wurden zudem modifiziert. Dazu zählte die Ausrüstung mit AN/ALQ-101 ECM Pods, Radartäuschkörpern und IR-Täuschkörpern. Viele Maschinen konnten mit AIM-9G/L Sidewinder Luft-Luft-Flugkörpern zur Selbstverteidigung ausgerüstet werden. Ferner wurden sie mit AN/AVQ-23E Pave Spike-Lasern zur Zielmarkierung für Laser-gelenkte Paveway II-Bomben ausgerüstet. Die auf Seezielbekämpfung spezialisierte 208. Staffel wurde ab 1986 mit Sea Eagle Luft-Schiff-Flugkörpern ausgerüstet.
Als im Februar 1980 eine Buccaneer S.2B bei einer Red Flag-Tiefflugübung in den USA auseinanderbrach, erhielten die Maschinen Startverbot. Außer bei den bei der Seezielbekämpfung eingesetzten Flugzeugen zeigte sich eine starke Ermüdung der Flugzeugzelle durch die Tiefflugeinsätze. In der Folge wurde bei 60 Maschinen die Zelle verstärkt.
Da es keine Trainerversion der Buccaneer gab, wurden Hawker Hunter T.8 zur Umschulung mit einer der "Buccaneer" ähnlichen Cockpit-Ausrüstung versehen.[2]
Einsatz
Royal Navy
Ab 1962 setzte die Royal Navy die Buccaneer ein. Insgesamt flogen sechs Staffeln das Flugzeug, vier davon von den Flugzeugträgern Victorious, Eagle, Ark Royal und Hermes.
Die Buccaneer wurde an allen Brennpunkten der 1960er Jahre eingesetzt, so bei der "Beira Patrouille" nach den Unabhängigkeitserklärung Südrhodesiens 1964 oder dem britischen Rückzug aus Aden 1967. Dabei kam es jedoch zu keinen Kampfeinsätzen. Mit der Außerdienststellung des Flugzeugträgers Ark Royal 1978 endete der Einsatz der Buccaneer bei der Royal Navy.
Royal Air Force
Insgesamt flogen sechs Staffeln der Royal Air Force die Buccaneer. Die 15. und 16. Staffel waren auf dem Stützpunkt RAF Laarbruch in Nordrhein-Westfalen stationiert und auf Tiefflug-Einsätze spezialisiert, ebenso wie die 12. Staffel in Großbritannien. Die 208. und 216. Staffel hingegen waren auf die Seezielbekämpfung spezialisiert, nachdem die großen Flugzeugträger der Royal Navy in den 1970er Jahren außer Dienst gestellt worden waren.
Zweiter Golfkrieg 1991
Nach dem Beginn des Zweiten Golfkrieges im Januar 1991 zeigte sich, dass Tiefflugangriffe mit Tornado GR1 zu hohen Verlusten durch die irakische Luftabwehr führten. Es wurde daher entschieden, die Angriffe aus Höhen über 5.000 - 6.000 m zu fliegen, wo die Tornados vor den Flugabwehrgeschützen relativ sicher waren. Allerdings konnten sie ihre Bomben aus dieser Höhe nur "blind" abwerfen. Daher brauchte man ein Flugzeug, das die Ziele für Laser-gelenkte Bomben markieren konnte. Das einzig verfügbare Flugzeug war die Buccaneer. Innerhalb von nur drei Tagen waren die ersten Flugzeuge auf dem Weg nach Bahrain. Insgesamt wurden zwölf Flugzeuge eingesetzt, die 250 Einsätze zwischen dem 26. Januar und dem 27. Februar 1991 flogen. Dabei markierten sie die Ziele für 169 GBU-16B/B Paveway II-Bomben der Tornados und warfen 48 selbst ab. Am 17. März 1991 kehrten alle Flugzeuge wieder zu ihrer Basis RAF Lossiemouth in Schottland zurück.[3]
Im März 1994 wurden die letzten Buccaneer der Royal Air Force bei der 208. Staffel außer Dienst gestellt.[4]
Südafrika
Die Südafrikanische Luftwaffe setzte die 15 Buccaneer S.50 von der Luftwaffenbasis Waterkloof bei Pretoria von 1965 to 1991 ein.
Private Nutzer
- Südafrika Thunder City
Drei flugfähige Exemplare gibt es noch bei der zivilen Betreiberin „Thunder City“ auf dem Cape Town International Airport in Südafrika. Dort gibt es die Möglichkeit zum Mitflug.
Varianten
- Blackburn NA.39
- Vorserienflugzeuge, 20 gebaut.
- Buccaneer S.1
- Serienversion mit de Havilland Gyron Junior-Triebwerk, 40 gebaut.
- Buccaneer S.2
- S.1 mit Rolls-Royce Spey-Triebwerk, 84 gebaut.
- Buccaneer S.2A
- 62 von der Royal Navy an die RAF übergebene S.2.
- Buccaneer S.2B
- Version mit Avionik-Ausrüstung der RAF, vergrößertem Bombenschacht zur Aufnahme eines Zusatztanks, Bewaffnung mit AS.37 Martel Luft-Boden-Flugkörpern. 46 von 1973 bis 1977 gebaut (sowie drei umgerüstete S.2A).
- Buccaneer S.2C
- neun S.2 mit verbesserter Avionik.
- Buccaneer S.2D
- 15 1975 modifizierte S.2 der Royal Navy, die mit AS.37 Martel Luft-Boden-Flugkörpern ausgerüstet werden konnten.
- Buccaneer S.50
- manuelle Betätigung der Faltflügel, Ausrüstung mit Starthilferaketen, 16 gebaut.
Nutzer
- Südafrika
- South African Air Force
- No. 24 Squadron SAAF
- Großbritannien[5]
- Royal Air Force
- No. 12 Squadron RAF
- No. XV Squadron RAF
- No. 16 Squadron RAF
- No. 208 Squadron RAF
- No. 216 Squadron RAF
- No. 237 Operational Conversion Unit, RAF
- Royal Navy Fleet Air Arm
- 700Z/700B Naval Air Squadron (Trainingsstaffel)
- 736 Naval Air Squadron (Trainingsstaffel)
- 800 Naval Air Squadron
- 801 Naval Air Squadron
- 803 Naval Air Squadron
- 809 Naval Air Squadron
Technische Daten
Blackburn Buccaneer
Kenngröße S.1 S.2B Länge: 19,33 m 19,33 m Flügelspannweite: 12,90 m 13,41 m Antrieb: Zwei Bristol-Siddeley Gyron-Junior Mk-101 Strahltriebwerke mit je 3221 kp Standschub zwei Rolls-Royce Spey-Triebwerke mit je 49 kN Schub Höchstgeschwindigkeit: 1.038 km/h in Meereshöhe 1.074 km/h Normale Reichweite: ca. 1600 km 3.700 km Besatzung: 2 Mann 2 Mann Gesamtgewicht: 20.866 kg 28.000 kg Bewaffnung: Bis zu 1.814 kg Waffen (auch atomar) im internen Waffenschacht 5.400 kg Lasten, darunter AS.30 oder AS.37 Martel-Flugkörper, bis zu vier Matra Raketenwerfer Quellen
- ↑ http://www.spyflight.co.uk/buccaneer.htm
- ↑ http://www.blackburn-buccaneer.co.uk/Pages1_files/History_Index.html
- ↑ http://www.blackburn-buccaneer.co.uk/0_Gulf-missions.html
- ↑ Jefford, C.G.: RAF Squadrons. Airlife Publishing, 2. Auflage, Shrewsbury 2001. ISBN 1-84037-141-2
- ↑ http://www.blackburn-buccaneer.co.uk/Pages1_files/Squadrons_Index.html
Weblinks
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