- Blaubeerkamm
-
Der Blaubeerkamm ist ein Gerät zur Blaubeerernte. Weitere regionale Namen sind Heidelbeerkamm, Beerenrechen, Hoiberkamm, Raffel,[1] Riffel, oder Schwoazbiarkampe (Schwarzbeerenkamm).
Inhaltsverzeichnis
Material
Heidelbeerenkämme bestanden bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts oft ganz aus Holz.[2] Im Bayrischen Wald wurden die Kämme von sogenannten Holzbitzlern in Heimindustrie direkt in der Region hergestellt. Hier heißen die Heidelbeeren Schwarzbeeren (Schwoazbiar), der Kamm daher Schwoazbiarkampe. Die Holzzinken wurden dann durch stabilere Stahlzinken ersetzt. Der Fachhandel bietet inzwischen auch Beerenkämme aus Kunststoff an.
Das abgebildete Modell aus dem Hohen Venn ist aus einem Holzrahmen mit Holzgriff hergestellt. Für die Zinken wurden Nägel verwendet. Das Sieb besteht aus Draht. Es handelt sich offensichtlich um einen Eigenbau.
Geschichtliches
In früherer Zeit war für Menschen ohne Grundbesitz und eigene Obstbäume die Blaubeere ein wichtiges Nahrungsmittel und Vitaminquelle. In manchen Familien wurde auch für den Marktverkauf gepflückt; zur Zeit der Beerenreife fuhren Aufkäufer umher und nahmen den Häuslern die Beeren für Konservenfabriken und den Großmarkt ab. Für gute Erträge musste mit einem Beerenrechen gearbeitet werden. Die Zähne des Kammes streiften die Beeren ab, die sich dann in dem Holzkistchen sammelten. Da mit dem Kamm nicht nur Beeren, sondern auch Totholz und Blätter mit gesammelt wurden, musste zu Hause nachverlesen werden. Dies war eine Arbeit für die Alten, die sie im Sitzen verrichten konnten.[3]
Rechtliches
In der Nachkriegszeit wurde bei der Verwendung von Raffeln oftmals gewerbsmäßiges Handeln unterstellt und mit empfindlichen Geldstrafen als Ordnungswidrigkeit geahndet. Während das Sammeln für den privaten Gebrauch in der Regel für jedermann erlaubt ist,[4] benötigt man für das Überschreiten der üblichen Mengen die Genehmigung des Waldbesitzers.
Die Verwendung derartiger Hilfsmittel ist speziell in den Regelungen von Naturschutzgebieten oftmals ausgeschlossen. Damit sollen sowohl die Bestände der Pflanzen geschützt werden als auch die der Tiere, die sich von den Beeren ernähren (vgl. Auerhahn).
Neuzeit
Heute sind vorwiegend Kulturheidelbeeren aus großen Heidelbeeranbaubetrieben im Angebot. Die Beeren sind größer als Waldheidelbeeren und haben ein anderes Aroma.[5] Auch die Erntemethoden haben sich gewandelt. Statt mit einem Kamm wird in großen Betrieben mit dem Traktor – das Bild zeigt die Ernte in Kanada – geerntet.
Quellen
- ↑ http://www.eichwaelder.de/Altes/altesgeraetnr99.htm
- ↑ http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=22664&key=standard_document_33945700
- ↑ http://www.freilichtmuseum.de/index2.php?inc=view_article&id=760&kat=5&museum=1 Freilichtmuseum Massing
- ↑ Beispiel: Waldgesetz für Baden-Württemberg (Landeswaldgesetz – LWaldG): § 40 Aneignung von Waldfrüchten und Waldpflanzen
- ↑ http://www.blaubeergarten.de/index.html
Wikimedia Foundation.