Landtechnik

Landtechnik

Landtechnik (auch Agrartechnik oder Agrotechnik genannt) bezeichnet sowohl die in der Landwirtschaft eingesetzten landtechnischen Geräte, die Landmaschinen, als auch den Wirtschaftszweig, der sich mit Herstellung, Vertrieb und Service dieser Geräte befasst. Innerhalb des Agribusiness gehören Herstellung und Reparatur von Landtechnik zu den wichtigsten Input-Bereichen für die Landwirtschaft. Zu den Geräten der Landtechnik gehören die Landmaschinen sowie die Ausrüstungsgüter der so genannten Hofinnenwirtschaft (Melkmaschine, Fütterungstechnik etc.).

Inhaltsverzeichnis

Landtechniker

Landtechniker, Agrartechniker rsp. Agrotechniker arbeiten in landwirtschaftlichen Betrieben (in Garten- und Weinbaubetrieben, auf Gütern sowie in landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten). Sie kümmern sich um die Bodenbeschaffenheit, Tierzucht, Saatgut sowie die Maschinen. Zudem sind sie für die Planung von Arbeitsabläufen verantwortlich, sie erledigen jedoch auch selbst körperliche Tätigkeiten.
Die Ausbildung zum Landtechniker erfolgt durch eine zweijährige Fortbildung an einer Fachschule für Technik. Voraussetzung dafür ist eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Der Großteil der Agrartechniker wird nach BAT Vb entlohnt. Die Grundvergütung BAT Vb bei Bund und Ländern (West; Brutto-Durchschnittsgehalt in Euro) liegt bei 1.424 € bei einem Alter von 21 Jahren, hinzu kommen Ortszuschläge sowie eine allgemeine Zulage. Die tarifliche Grundvergütung kann je nach Berufserfahrung zwischen 1.964 bis 2.144 € betragen.

Landmaschinen

Mähdrescher Claas Lexion 570

Landmaschinen sind spezialisierte Maschinen, die vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Sie zeichnen sich meist durch ihre Mobilität aus. Das bedeutet, dass sie entweder selbstfahrend sind oder von einem Traktor gezogen werden.

Mittlerweile hat moderne Technik und Informationsverarbeitung auch bei Landmaschinen Einzug gehalten. So verfügen moderne Traktoren, Dünge-, Saat- und Erntemaschinen zum Zwecke der zielgerichteten Ausbringung der Mengen bereits über satellitengesteuerte Navigations- und Kartierungssysteme (Precision Farming) und einen hohen Automatisierungsgrad. Im Zuge des Strukturwandels werden die zu bewirtschaftenden Flächen pro Betrieb größer und die eingesetzten Maschinen entsprechend leistungsfähiger.

Für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe lohnen sich die damit verbundenen Investitionen häufig nicht mehr. Sie schließen sich daher oft in Maschinenringen zusammen oder beauftragen Lohnunternehmer für spezielle Aufgaben.

Ausgewählte Landmaschinenarten:

Unabhängige Tests an Landmaschinen führt unter anderem die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) regelmäßig durch, die zu diesem Zweck ein eigenes Prüfzentrum unterhält.

Die international bedeutendste Leistungsschau der Landtechnik ist die Messe Agritechnica, die von der DLG im zweijährigen Rhythmus in der Hannover Messe veranstaltet wird.

Landtechnik-Industrie

Der VDMA Landtechnik schätzt das weltweite Produktionsvolumen für Landmaschinen und Traktoren auf 58 Mrd. Euro (2009). 38 Prozent davon entfällt auf die Produktion in der Europäischen Union, gefolgt von den USA. In den vergangenen Jahren sehr expandierend war die Produktion in China, aber auch Indien stellen einen wichtigen Produktionsstandort dar. Dominiert wird die Landtechnik-Industrie von den vier großen Landtechnik-Konzernen John Deere (USA), Case New Holland (Italien), AGCO (USA) und Claas (Deutschland). Sie repräsentieren über 40 Prozent des Weltmarktes. Hinzu kommen weitere Großunternehmen, aber auch viele kleine und mittelständische Nischenanbieter für Spezialmaschinen mit einem ebenfalls technologisch sehr anspruchsvollen Produktprogramm.

In Westeuropa werden in den 4.500 Betrieben der Landtechnik-Industrie etwa 135.000 Personen beschäftigt, in Deutschland rund 29.000. Deutschland ist innerhalb der EU größter Standort der Landtechnik-Produktion mit Schwerpunkt Traktoren und Erntetechnik, gefolgt von Italien, das neben einer großen Traktorproduktion vor allem zahlreiche Hersteller von Geräten für den Ackerbau beheimatet.

Bezogen auf das Marktvolumen, also den Absatz im jeweiligen Land, sind Frankreich und Deutschland die größten Märkte in der Europäischen Union. Seit Ende des Kalten Krieges sind die Märkte in Zentral- und Osteuropa wieder stark in den Vordergrund gerückt und rüsten ihre Landwirtschaft mit moderner Technik auf.

In der EU wurden 2009 rund 160.000 Traktoren zugelassen, davon in Frankreich zirka 37.000, in Deutschland knapp 30.000 und in Italien etwa 27.000. Der langfristige Trend geht, analog zum landwirtschaftlichen Strukturwandel, zu Traktoren mit einer stärkeren Motorleistung. Die Traktoren repräsentieren etwa ein Drittel des Marktvolumens in Europa. Das zweitgrößte Segment der Branche ist die Erntetechnik, insbesondere der Mähdrescher und andere selbstfahrende Arbeitsmaschinen wie Feldhäcksler.

Die Konjunktur der Landtechnik-Industrie erholt sich seit dem Herbst 2010 wieder. Nach dem bisherigen Rekordumsatz 2008 brach der Umsatz in der EU im darauf folgenden Jahr um 22 Prozent ein. Auch 2010 verringerte sich der Umsatz noch, für 2011 wird ein Wachstum um ca. 10 Prozent erwartet. Neben einer starken Investitionstätigkeit in Deutschland rechnen die Hersteller wieder mit einer höheren Nachfrage in anderen wichtigen Märkten wie Frankreich und Russland. (Quelle: VDMA 2011)

Landmaschinenhandwerk und Landmaschinenhandel

Handwerk und Handel liegen in der Hand von handwerklich geprägten Handels- und Servicebetrieben. Der deutsche Markt teilt sich in etwa zu gleichen Teilen in genossenschaftlich geprägte und private Betriebe. Die größten Händler sind die entsprechenden Geschäftsbereiche der Hauptgenossenschaften (BayWa, Agravis Raiffeisen etc.) mit ihren zahlreichen Filialbetrieben. Daneben bestehen selbständige örtliche landwirtschaftliche Genossenschaften mit eigenem Landtechnik-Geschäft. Neben wenigen großen privaten Betrieben mit mehreren Filialen prägen ansonsten kleine Betriebe mit nur einem Standort das Bild des privaten Landmaschinenhandels. In Deutschland sind derzeit rund 5.500 entsprechende Betriebe in die Handwerksrolle eingetragen. Das Berufsfeld nennt sich Landmaschinenmechaniker-Handwerk. Neben typischen Landmaschinen schließt die Tätigkeit auch Reparatur und Service an Baumaschinen, Gartengeräten, Kommunaltechnik und Geräten für den Umweltschutz ein. In der Branche sind rund 45.000 Personen beschäftigt. Rund 6.000 Auszubildende erlernen den Beruf des Landmaschinenmechanikers. Etwa 200 Meister werden jährlich zugelassen. Die genossenschaftlichen Betriebe sind im Deutschen Raiffeisenverband organisiert, private Betriebe in der Hauptarbeitsgemeinschaft des Landmaschinenhandels und -handwerks. (Daten: H. A. G.)

Siehe auch

Literaturauswahl

  • Wolfgang Kutschenreiter: Brennpunkt Landtechnik – Strategien, Unternehmen, Chancen. DLG-Verlag, Frankfurt a. M. 1999. ISBN 3-7690-0590-2. 192 Seiten
  • Christof Ludowicy, Reinhart Schweiberger, Peer Leithold: Precision Farming. DLG-Verlag, Frankfurt a. M. 2002. ISBN 3-76900608-9. 168 S.
  • Georg Bauer: Faszination Traktoren & Ernte Landtechnik im Wandel der Zeit. DLG-Verlag, Frankfurt a. M. 2007. ISBN 978-3-7690-0691-9. 288 S. (zahlreiche farbige Abbildungen)
  • Klaus Krombholz, Hasso Bertram und Hermann Wandel: 100 Jahre Landtechnik – von Handarbeit zu High-Tech in Deutschland. DLG-Verlag, Frankfurt a. M. 2009. ISBN 978-3-7690-0737-4. 320 S.
  • Traktoren Schlepper Jahrbuch 2009. Das Standardwerk für die Oldtimer-Traktorenszene. w|k|&|f Filmverlag, Kempten 2008. ISBN 978-3-933451-08-8.
  • VDMA Landtechnik: Wirtschaftsbericht 2010 [1]

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