Blutreiter

Blutreiter
Blutritt in Weingarten, um 1865

Der Blutritt ist eine Reiterprozession, die zu Ehren einer Blutreliquie stattfindet. Es gibt in mehreren Orten in Deutschland Blutritte, die Termine sind nicht einheitlich.

Inhaltsverzeichnis

Blutritt in Weingarten

Blutritt in Weingarten, 2007
Der Heilig-Blut-Reiter beim Blutritt in Weingarten, 2007

Der Blutritt im oberschwäbischen Weingarten ist die größte Reiterprozession der Welt zu Ehren einer Blutreliquie und findet am Freitag nach Christi Himmelfahrt, dem so genannten Blutfreitag, statt. Er wurde 1529 erstmals schriftlich erwähnt und bereits damals als Brauch von alt her bezeichnet. Traditionell dürfen nur Männer als Reiter teilnehmen.

Die Abtei Weingarten beherbergt nun mehr seit 950 Jahren eine Heilig-Blut-Reliquie: einige Tropfen Blut in einem Erdklumpen, angeblich das Blut Jesu Christi. Das Reliquar wird einmal im Jahr hervorgeholt aus seinem sicheren Tresor aus Glas und Stahl in der Weingartener Klosterkirche. Am Blutfreitag trägt ein Ordenspriester des Klosters das Reliquar durch Weingarten und das Umland. Dieser Ordenspriester ist der eigentliche Blutreiter. Er hält die Blutreliquie hoch in seiner Hand, dem Pilgervolk entgegen. Über 3000 Reiter, organisiert in über 100 Blutreitergruppen aus der ganzen Region, reiten mit dem Blutreiter.

Der Blutritt ist religiöser und gesellschaftlicher Höhepunkt für die Stadt Weingarten und das Kloster der Benediktiner im Seitenflügel der Basilika. Von nah und fern, dem In- und Ausland strömen Pilger, Blutreiter und Neugierige am Blutfreitag in die Stadt, die an diesem Tag ganz vom Blutritt beherrscht wird.

Ursprung

Die Reliquie in Weingarten enthält der Legende nach einen mit Erde vermischten Blutstropfen Jesu Christi. Dieser Blutstropfen soll von einem römischen Legionär aufgefangen worden sein, der später als Longinus bekannt wurde. Mit seinen Gebeinen kam die Reliquie nach Mantua. Von dort kam ein Teil der Reliquie über Kaiser Heinrich III., Graf Balduin V. von Flandern und dessen Tochter, Stieftochter oder Halbschwester (je nach Quelle) Judith zu den Welfen und schließlich nach Weingarten.

Ablauf

Zum Auftakt des Blutrittes nehmen am Abend von Christi Himmelfahrt bereits Tausende von Pilgern an einer Lichterprozession von der Basilika St. Martin zum Kreuzberg (seit 1890) teil. Am Blutfreitag selbst beginnt dann ab ca. 6 Uhr morgens die Reitermesse und gegen 7 Uhr der Blutritt, an dem rund 3.000 Reiter in Frack und Zylinder sowie zahlreiche Musikkapellen teilnehmen. Die Reliquie wird vom Heilig-Blut-Reiter mitgeführt, der den Segen des Heiligen Blutes für Haus, Hof und Felder spendet. Der Blutritt in Weingarten wird an den Straßen der Stadt jährlich von über 30.000 Pilgern und Zuschauern verfolgt.

Altäre

Die Reiter vom Heiligen Blut steuern vier Altäre an. Einer davon liegt außerhalb der Gemarkung Weingartens in der Gemeinde Baienfurt:

  • 1. Altar - Thumbstraße 48 im Pfarrgebiet St. Maria, Weingarten
  • 2. Altar - Galgenkreuz an der Straße nach Ettishofen im Pfarrgebiet Heilig Geist, Weingarten
  • 3. Altar - Hof an der Straße nach Mochenwangen im Pfarrgebiet Baienfurt
  • 4. Altar - Baienfurter Straße beim Missionskreuz im Pfarrgebiet St. Martin Weingarten

Blutritt in Bad Wurzach

Im oberschwäbischen Bad Wurzach ist der Blutritt traditionell Bestandteil des Heilig-Blut-Festes am zweiten Freitag im Juli. Mit rund 1.700 Reitern und etwa 12.000 Besuchern und Wallfahrern ist es die zweitgrößte Reiterprozession Mitteleuropas.[1]

Ursprung

Der Überlieferung nach erhielt ein Pilger von Papst Innozenz XII. im Jahre 1693 in Rom ein blutgetränktes Tuchstück geschenkt. Diese Reliquie gelangte nach Bad Wurzach.

Ablauf

Das blutgetränkte Stück Tuch wird während der Prozession durch Stadt und Umgebung in einem vergoldeten Reliquiar mitgeführt. Die Pferde sind festlich geschmückt und die Reiter tragen ihr Festtagsgewand. Die Prozession beginnt bereits um 7:00 Uhr mit der Abholung der Reliquie an der Stadtkirche und endet mit einer Bergpredigt auf dem Gottesberg.

Prozessionsweg

  • Abholung der Hl.-Blut-Reliquie in der Stadtkirche St. Verena
  • 1. Stationsaltar am Schlossportal
  • 2. Stationsaltar beim Josenhof
  • 3. Stationsaltar in Truschwende
  • 4. Stationsaltar in Reinstein
  • Ziel: Gottesberg

Blutritte in anderen Orten

Quellen

  1. http://www.bad-wurzach.de/index.php?bereich=Tourismus&rubrik=Kultur_Veranstaltungen&seite=Veranstaltungen&artikel=event_detail&id=100804&highlight=&exhibition=

Literatur

  • Hermann Dettmer (Hrsg.): Zu Fuß, zu Pferd … Wallfahrten im Kreis Ravensburg. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach/Riß 1990, ISBN 3-924489-55-6
  • Paul Kopf: Der Blutfreitag in Weingarten. Zeugnis in Bedrängnis und Not. 1933–1949. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 1990, ISBN 3-88294-145-6
  • Norbert Kruse, Hans Ulrich Rudolf: 900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung in Weingarten 1094–1994. 3 Bände. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0398-6

Weblinks


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