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Als Boulevard (von mittelniederländisch bulwerke, deutsch „Bollwerk“) bezeichnete man in Frankreich ursprünglich eine breite Ringstraße, die nach der Schleifung des Walles einer städtischen Befestigungsanlage auf demselben angelegt wurde. Sie umgeben folglich die ehemalige Kernstadt ringförmig. Bekanntestes Pariser Beispiel sind die Grands Boulevards. Die ersten dieser Boulevards entstanden zu Beginn der Neuzeit.
Entlang der Ringstraßen siedelten sich neue Wirtschaftszweige und Tätigkeiten an. In Paris entwickelten sich z. B. am Boulevard du Temple neue populäre Theaterformen. Der typische Flaneur der Boulevards wurde als boulevardier bezeichnet.
Der Begriff wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf einige der breiten geradlinigen Prachtstraßen ausgedehnt, die der Präfekt Haussmann im Zuge der Neugliederung von Paris auf Geheiß Napoléons III. ab 1850 schuf. Beispiele dafür sind der Boulevard Saint-Michel und der Boulevard de Sébastopol. Im Jahr 1860 entschied allerdings eine Nomenklaturkommision, dass ab sofort die Bezeichnung Boulevard ringförmig verlaufenden Straßen vorbehalten bleiben sollte: daher die Bezeichnung der Boulevards des Maréchaux einerseits und der Name Avenue de l'Opéra andererseits. Haussmann schlug diese breiten Schneisen durch die noch vorhandene mittelalterliche Bausubstanz, deren enge Gässchen als hygienisch und verkehrstechnisch bedenklich erklärt wurden unter den Gesichtspunkten der Modernisierung und Aufwertung des Immobilienbestands. Daneben verfolgten der Kaiser und sein Präfekt durch diese Maßnahme durchaus auch militärische Ziele: die leichtere Kontrolle von Aufständen.
Siehe auch
- Boulevardtheater
- Boulevardmedien
- Boulevard de Sébastopol, Boulevard Saint-Germain, Boulevard Saint-Michel („Haussmannsche“ Boulevards)
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