- Blümchenkaffee
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Blümchenkaffee (auch: Blärre, Blärpe, Plörre oder Lorke) bezeichnet scherzhaft einen sehr dünn aufgebrühten Bohnenkaffee oder auch Ersatzkaffee. Der Ausdruck ist aus dem mundartlichen Sächsisch entlehnt.
Inhaltsverzeichnis
Wortherkunft
Üblicherweise wird die kürzere Form der Blümchen benutzt, die maskuline Form entsteht durch das weggelassene Wort Kaffee. Die Bezeichnung ist auf das bis heute verwendete Dekor Gestreute Blümchen der Meißener Porzellanmanufaktur zurückzuführen. Das Motiv entstand um 1815 und war in der Biedermeierzeit besonders beliebt. Auf dem Porzellanservice sind rund um eine leicht vergrößerte Mittelblume verschiedene Blumenarten angeordnet – zum Beispiel Rosen, Vergissmeinnicht, Kornblumen, Veilchen – die der Porzellanmaler nach dem Zufallsprinzip aus drei Dutzend Motiven auswählt.
In der Kaffeetasse ist innen, auf dem Tassenboden, eine einzelne Blume in Unterglasurmalerei aufgebracht. Wenn diese Blume trotz voller Tasse am Boden durchscheint, ist das ein Hinweis darauf, dass der Kaffee besonders dünn aufgebrüht ist, man bekommt also einen Blümchenkaffee serviert.[1]
Der Ausdruck wurde in der bürgerlichen Gesellschaft abwertend als Zeichen von Geiz gebraucht, da ein Missverhältnis zwischen dem besonders teuren Porzellan (im Besitz des Gastgebers) und dem sparsam verwendeten Kaffeepulver (für den Gast) deutlich wurde.
Lorke
Die Lorke oder Lurke bezeichnet ein „mieses Getränk“, im besonderen einen „dünnen Kaffee“. Ethymologisch ist das Wort mit lateinisch lora und althochdeutsch lura für Tresterwein, auch Lauer verwandt.[2] Der Begriff wird auch für Malzkaffee genutzt. Im Berliner Jargon gibt es die aussterbende Bezeichnung Lorke (hier mit offenem o).
Schwerterkaffee, Doppelblümchenkaffee, Doppelschwerterkaffee
Eine metaphorische Steigerungsstufe zu Blümchenkaffee ist der Schwerterkaffee. Tassen aus Meißner Porzellan zeigen auf der Unterseite außen das Markenzeichen in Form zweier gekreuzter Schwerter. Der Schwerterkaffee ist demnach dermaßen dünn, dass angeblich sogar die Tassenunterseite sichtbar ist. Beim Doppelblümchenkaffee ist dann bereits das Blümchen auf der Untertasse sichtbar, beim Doppelschwerterkaffee entsprechend die Schwerter auf der Unterseite der Untertasse.
Bodenseer, Bodenseher
Insbesondere in Österreich wird ein vergleichsweise dünner Kaffee scherzhaft Bodenseer oder Bodenseekaffee (Bodensehkaffee) genannt, in Anlehnung an den Bodensee. Der Ausdruck bezieht seinen Wortwitz aus der Lautähnlichkeit von See und Sehen. In einem solchen Kaffee kann man also den Boden der Tasse sehen.
Weblinks
Wiktionary: Blümchenkaffee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Günter Bergmann: Kleines sächsisches Würterbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, ISBN 3323000080. Hier Zitat: „In der Woche gibt's bei uns bloß Blümchen.“
- ↑ Günter Bergmann: Kleines sächsisches Würterbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, ISBN 3323000080. Hier Zitat: „Die Lurke kannste alleene trinken“
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