- Bockshorn (Redensart)
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Die Redensart: „Jemanden ins Bockshorn jagen“ bedeutet, jemanden in die Enge treiben, einschüchtern, verunsichern oder auf eine falsche Fährte locken.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Die Herkunft der Redensart ist ungeklärt. Die frühesten literarischen Belege gehen ins 15. Jahrhundert zurück und lassen erkennen, dass die ursprüngliche Bedeutung wohl schon damals verlorengegangen ist, denn jene sind bedeutungsmäßig nicht einheitlich und geben daher auch nur wenig Aufschluss über den Ursprung.
- Beispiele: In einer Festschrift der Sterzinger Fastnachtsspiele: „in ain Pochs horen treiben“; im Narrenschiff: „Teutschen seindt unverträglich narren/Thun ehe frydienst den ehrengenosz/Dann das man sie in bockshorn stosz“; in den „Sprichwörtern“ von Sebastian Franck: „drumb solt man nit alle köpf in ein bockshorn begern und zwingen“; bei Geiler von Kaysersberg: „ich red us keine Bockshorn“; bei Martin Luther: „Alle Welt ist erschreckt und überpoltert, bis sie endlich in ein Bockshorn gejagt“ und noch in vielen anderen, allesamt obskuren und merkwürdigen Bedeutungszusammenhängen.
Wahrscheinlich liegt es an der Prävalenz der Lutherschen Texte, dass sich „ins Bockshorn jagen“ heute durchgesetzt hat, während Verben wie „zwingen“ und „treiben“ in diesem Zusammenhang nicht mehr auftauchen.
Erklärungen aus der Sprach-, Bedeutungs- und Brauchgeschichte
- Eine Person auf das Horn eines Bocks zujagen. Dies wirkt um so einschüchternder, wenn man das Bockshorn mit dem Teufelshorn verbindet, was diesen Ursprung zusätzlich nahe legt.
- Die Erklärung, dass bei der Wurstbereitung oder beim Backen das Fleisch/der Teig in ein Horn gestoßen wird, wobei sich hier der Schritt zur heutigen Bedeutung nicht nachvollziehen lässt.
- Bockshorn mit „Bocksstall“ übersetzt: Im schwäbischen Raum gab es wohl für unartige Schüler einen „Bocksstall“, also eine Art Karzer.
- Es gab einmal einen Gelehrten namens Marcus Zuerius van Boxhorn, der wohl mit seinem unglaublichen Wissen viele Leute argumentatorisch in die Enge getrieben hat.
- Die Hülsenfrüchte des Bockshorns haben einen sehr unangehmen Geruch.
- Im Harz gibt es das „Bockshornbrennen“ als Bezeichnung für das Osterfeuer. Dagegen gibt es eine alte Version, die sich „ins Bockshorn kriechen“ nennt, was gegen diese Erklärung spricht. Andererseits: Oster-/Paschafeuer = Paoskefüer (niederdeutsch). Thurn = Turm von abzubrennendem Abfallholz (in den Elbmarschen heißt das Osterfeuer „Osterturm“). Paosk-Thorn → Paoksthorn → Bockshorn?
- Die Justiz, die den Schuldigen seinerzeit gerne in ein Hemd aus Bocksfell gezwängt hat, wenn sie ihm sein Sündenregister vorlesen wollte oder dadurch bestrafte, dass man den Delinquenten in ein Bocksfell nähte und ihn so durch den Ort jagte. Das „Bocksfell“ hieß allerdings „bockeshamo“, woraus dann in späteren Zeiten „Bockshorn“ wurde. Dieser Ursprung ist nicht so unwahrscheinlich, denn auch im „Narrenschiff“ taucht der Begriff so auf.
- Religiöser Bezug: In Flüchen wurde der Name Gottes aus Ehrfurcht nicht genannt, sondern nicht selten zu Box, Potz („Potz-Blitz“) oder ähnlichem entstellt. Gottes Zorn mag also wie Boxhorn (Box-zorn/Botz-zorn) gesprochen worden sein, woraus sich später Bockshorn entwickelte. Quelle für diesen Ursprung: „boxhorn soll dich schänden, du dicke quadratische, viereckete Wampe!“ („Katzipori“ (Michael Lindener), 1588). Zur Popularisierung dieses Fluches trug sicherlich der Bezug Teufel/Bock bei.
Wertung
Tatsache ist, dass keine der genannten Deutungen/Ursprünge Allgemeingültigkeit beanspruchen kann, denn diese Redensart muss in ihrer Urform schon sehr alt sein. Dies liegt daran, dass schon zu der Zeit, aus der die ältesten uns verfügbaren Belege stammen, die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt war. Nur so konnten sich so viele Variationen entwickeln. Einig sind sie sich fast alle, dass das Bockshorn nichts Angenehmes ist.
Quellen
- Duden, Die Etymologie der deutschen Sprache, 1963
- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
- Ceryx-Sprache
- Etymologie, Deutschland
Siehe auch
- Liste deutscher Redewendungen
- für den Roman Bockshorn (1973) siehe: Christoph Meckel
- für den Film Bockshorn (1984) siehe: Frank Beyer; Drehbuch: Ulrich Plenzdorf
Weblinks
Wiktionary: Bockshorn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: ins Bockshorn jagen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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