Bone Wars

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Bone Wars ("Knochenkriege") ist ein in der amerikanischen Presse und populärwissenschaftlichen Literatur verwendeter Begriff, der die persönliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung der beiden US-amerikanischen Dinosaurierexperten Othniel Charles Marsh und Edward Drinker Cope gegen Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Marsh und Cope

Marsh

Othniel Charles Marsh (1831–1899)

Othniel Charles Marsh war der Neffe des Industriellen und Bankiers George Peabody, der ihm finanziell ständig unter die Arme greifen konnte. Marsh interessierte sich schon von Klein auf für die Natur und studierte, trotz fehlender Vorbildung, in Massachusetts und in Yale. Beide Male promovierte er mit ausgezeichnetem Erfolg. Jeder kannte ihn als passionierten Forscher, allerdings kannte man ihn auch als verschlossenen und argwöhnischen Menschen. Geboren 1831, verfasste er im Alter von 30 Jahren schon seinen ersten Artikel über ein ausgestorbenes Reptil namens Eosaurus arcadianus. Kurz darauf reiste er nach Europa, um in Berlin sein Studium fortzusetzen.

Cope

Edward Drinker Cope (1840–1897)

Edward Drinker Cope hatte in seinen Jugendjahren nur eines mit Marsh gemeinsam: Das Interesse für die Natur. Ansonsten könnten die Ausgangsbedingungen unterschiedlicher nicht sein: Er wurde in eine Quaker-Familie hineingeboren und wurde hier religiös erzogen. Es wäre ihm auch die Bewirtschaftung eines Landgutes beschieden gewesen, wäre es nach dem Wunsch seines Vaters gegangen. Der junge Cope war allerdings kein sesshafter Mensch. Im Gegenteil, er wollte immer wieder neues entdecken und so begann er, wissenschaftliche Arbeiten über seine Entdeckungen zu veröffentlichen. Obwohl er kein Studium absolviert hatte, wurde er ziemlich rasch als vollwertiger Wissenschaftler akzeptiert und geschätzt. Diesen Ruf konnte er erwerben, da er als Freiwilliger in den Labors der University of Pennsylvania und des Smithsonian Instituts in Washington arbeitete. Als Anfang der 1860er der amerikanische Bürgerkrieg tobte, schickte Copes Vater ihn auf "Auslandsreisen" nach Europa, wo er drei Jahre verbrachte und während dieser Zeit auch mit Marsh zusammengetroffen ist und diesen kennenlernte.

Der Beginn der Beziehung

Wann dieses Treffen genau stattfand, ist nicht bekannt. Fest steht, dass beide durchaus Respekt voreinander hatten und auch eine enge Freundschaft begründeten. Aus den Berichten der beiden aus Europa lässt sich kein Rückschluss auf die erste Begegnung herauslesen, da keiner den anderen erwähnt. Als beide wieder in den USA arbeiteten, taten sie dies allerdings anfangs oft gemeinsam. So erschlossen sie gemeinsam eine Fundstätte an der Küste New Jerseys, wo Cope begann, die Mergelgruben nach Fossilien zu durchforsten. Marsh las Copes Artikel hierzu und schlug dem Freund vor, die Grube gemeinsam unter die Lupe zu nehmen. Die Hochachtung unter beiden war so groß, dass sie sogar Funde nach dem jeweils anderen benannten. Cope nannte eine Echse Colosteus marshii, Marsh revanchierte sich mit Mosasaurus copeanus bei seinem Freund.

Dinojäger

In dieser Zeit waren die beiden noch keine „Dinojäger“ im engeren Sinne - der nordamerikanische Kontinent hatte zu jener Zeit, wo in Europa schon das Dinofieber ausgebrochen war, seine Geheimnisse zum Thema Dinosaurierfossilien noch nicht preisgegeben. Es wurde vor Marsh und Cope nur ein Dinosaurier in Nordamerika entdeckt: Ein Hadrosaurus durch Joseph Leidy (1858) in New Jersey. Cope entdeckte den zweiten Dinosaurier auch in New Jersey und nannte ihn Laelaps aquilunguis (Heute Dryptosaurus). Ansonsten wurden viele tausende Knochen gefunden, von Säugern, anderen Echsen usw. - die Dinosaurierjagd wurde erst während der Fehde der beiden gestartet.

Marsh gegen Cope

Im Laufe der Zeit wurde das Verhältnis zwischen beiden immer gespannter. Wie es genau zu diesem Umschwung kam, ist nicht mehr genau nachvollziehbar. Die Hauptursache dürften die verschiedenartigen Persönlichkeiten gewesen sein. Jedoch gab es auch gewisse Vorkommnisse, die die Situation verschärften.

Die Elasmosaurus-Diskussion

Diese Zeichnung Copes, veröffentlicht im Artikel „The fossil reptiles of New Jersey“ im American Naturalist im Jahr 1869, zeigt zwei Elasmosaurus (vorn links und rechts hinten) mit kurzem Hals und absurd langem Schwanz, da Cope die Anatomie der Wirbel missgedeutet und den Kopf versehentlich an das Schwanzende gesetzt hatte.

1869 dürfte der Zündfunke für den „Kampf um die Knochen“ gelegt worden sein. Cope hatte sich bei einer Rekonstruktion des Elasmosaurus platyrus vertan: Er hatte den Kopfteil mit dem Schwanzteil verwechselt. Als Marsh das sah, musste er lange lachen und wies den Kollegen darauf hin, dass der Kopf dort saß, wo normalerweise der Schwanz sein sollte und die Gelenkverbindungen der Rückenwirbel verkehrt angebracht waren. Die Fachwelt hatte davon kaum Notiz genommen, Cope allerdings dürfte es so mitgenommen haben, dass er darauf beharrt hat, es dem Kollegen heimzuzahlen.

Smoke Hill River

Marsh zog aus New Jersey ab und reiste Richtung Westen weiter. Dabei wurde er unter Anderem von Buffalo Bill (William Cody) begleitet, der ihm laut seinen Aussagen ein Leben lang ein Freund war. Während der Tour hielten sie am Loup Fork River. Hier brachte Marsh zahlreiche Knochen von Kamelen, Rhinozerossen und anderen Säugern ans Tageslicht. In Kansas beim Smoke Hill River fand er schließlich eine weitere vielversprechende Lagerstätte von Fossilien. Unter anderem fand er die Überreste eines Flugsauriers, der alle aus Europa bekannten Exemplare an Größe übertraf. Als Cope von den Funden erfuhr, folgte er seinem Kollegen, der in der Zwischenzeit jedoch schon weitergezogen war. Das hinderte Cope jedoch nicht daran, doch noch nach weiteren Zeugnissen der Vergangenheit zu suchen und er wurde hier auch fündig. Er fand einerseits ein Relikt des Mosasauriers, auf der anderen Seite entdeckte auch er einen Pterosaurier, der den von Marsh an Größe noch übertraf. Zusätzlich grub Cope hier seinen zweiten Dinosaurier aus, während Marsh bislang noch keinen gefunden hatte.

Die Rocky Mountains

Die nächste Etappe des Knochenkrieges spielte ebenfalls im Westen der USA. In den Uinta Mountains steckte Marsh seinen ersten Claim ab - hier beanspruchte er allein das Grabungsrecht. Cope hatte das akzeptiert und grub nur am Rande der von Marsh beanspruchten Zone. Ebenfalls vor Ort war der Forscher Joseph Leidy, der hier die Randgebiete durchstreifte. Wie es der Zufall wollte, entdeckten alle drei beinahe zur selben Zeit ein neues Säugetier und jeder beschrieb es für sich. Marsh nannte das Tier Dinoceras, bei Cope hieß es Loxolophodon, Leidy gab ihm den Namen Uintatherium. Da Leidy die Erstentdeckung nachgewiesen wurde, heißt das Tier nun auch so, die zwei Rivalen hatten das Nachsehen.

Getrennte Wege

Die nächsten Jahre bestritten die beiden Forscher auf unterschiedlichen Territorien. Während Cope eine große Expedition nach Missouri zum Judith River in direkter Nachbarschaft der Crow Indianer unternahm und dort auch fündig wurde, verschlug es Marsh zu den Black Hills, die im Sioux Territorium lagen und auch der berühmte Schauplatz der Schlacht vom Little Big Horn 1876 war nicht weit davon entfernt. Beide Gebiete waren also heiß umkämpft zwischen den neuen Siedlern und den einheimischen Indianern. Cope erlangte den Respekt und die Achtung der Indianer durch Zurschaustellung seiner Zahnprothese - ein Werkzeug, welches den Indianern gänzlich unbekannt war. Marsh hingegen ging diplomatisch vor: Er versprach dem Sioux Häuptling Red Cloud, die Lage der Sioux in Washington bekannt zu machen und für sie vorzusprechen. Das hat er auch gemacht - bewirkt hat es freilich wenig. Dennoch war dadurch seine Freundschaft zum Stamm und ein ungefährdetes Arbeiten in der Region gesichert.

Cope war nun der erste, der erfolgreich einen Dinosaurierfund vermelden konnte: Er taufte diesen auf den Namen Monoclonius, dabei handelt es sich um einen Ceratopier („Horndinosaurier“).

Marsh hatte in diesem Spiel allerdings das bessere Blatt: Seine Funde waren so gewaltig, dass er eine Lieferung von zwei Tonnen Fossilien ans Peabody Museum senden konnte, die von seinem Onkel für Yale gestiftet wurden.

Das Ende der Bone Wars

Am Ende der Knochenkriege muss man Othniel Charles Marsh wohl als den Gewinner bezeichnen. Cope ging nach den vielen Expeditionen und nach einigen Fehlschlägen schlicht das Geld aus. Weiterhin wurde Marsh im Jahre 1878 zum Vizepräsidenten der National Academy of Science ernannt, kurz darauf wurde er durch das Ableben des Präsidenten zu dessen Nachfolger - der entsprechende Einfluss blieb natürlich nicht aus.

Es folgten gegen Ende der Streitigkeiten noch zahlreiche Funde - jetzt hauptsächlich von Dinosauriern - und jeder der beiden beanspruchte für sich, nun den größten Dinosaurier gefunden zu haben. Je mehr Funde es gab, desto mehr Artikel wurden veröffentlicht, die den jeweils anderen als Lügner und Betrüger hinstellten.

In einem Punkt hat Cope Marsh allerdings um Längen geschlagen: Cope war ein Meister des Publizierens und hat bis zu seinem Tod über 1400 Publikationen zu seinen Funden veröffentlicht. Das konnte sein Kollege nicht mehr einholen.

Zwischen den beiden Forschern kam es nie zu einer Versöhnung. Cope verstarb 1897 an einem Nierenversagen, Marsh 1899 an einer Lungenentzündung. Jedoch war die Auseinandersetzung schon zuvor zur Ruhe gekommen, da Cope nicht mehr die finanziellen Mittel besaß, um mit seinem Konkurrenten mithalten zu können.

Schlussbetrachtung

Während der gesamten Zeit haben die beiden Forscher viele neue Arten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben, insgesamt entdeckte Marsh 86 Dinosauriergattungen und Cope 56, dazu kamen Beschreibungen vieler weiterer Fossilien aus dem Mesozoikum. In einem Fall führte ein Fund zu 16 wissenschaftlichen Beschreibungen mit insgesamt 22 Namen.

Um dem anderen keine neuen Funde zu überlassen, wurden die angeheuerten Grabungshelfer auch für Sabotageaktionen eingesetzt. Dies ging soweit, dass man verlassene Fundorte als Abschlussarbeit von möglichen weiteren Fossilien bereinigte, indem diese zerstört wurden, um sie dem jeweiligen Kontrahenten vorzuenthalten. Es ist nicht auszumachen, wie viele Fossilien von wissenschaftlichem Wert hierdurch verloren gingen.

Spätere Forscher waren nach den Bone Wars noch Jahrzehnte damit beschäftigt, die Funde zu ordnen und ihnen gültige wissenschaftliche Namen zu geben.


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