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ATWS (Anticipated Transient without Scram) ist die englische und auch die offizielle Bezeichnung andernorts für einen Kernkraftwerks-Unfall mit Behinderung der Wärmeabfuhr aus dem Reaktor und gleichzeitigem Versagen der Schnellabschaltung.
Da die Schnellabschaltung erfahrungsgemäß ein sehr zuverlässiges Sicherheitssystem ist, wurde bisher weltweit noch kein ATWS-Ereignis verzeichnet. Allerdings gab es einige Vorläufer-Störfälle dazu. So versagte etwa 1981 im US-Kernkraftwerk Salem der Reaktorschutz. Das heißt, die Leittechnik, die eine automatische Ausführung der Schnellabschaltung gewährleistet, fiel aus. Das Bedienpersonal konnte allerdings die Schnellabschaltung noch rechtzeitig manuell betätigen, und zudem lief der Reaktor zuvor nicht auf Volllast.
Sollte die Schnellabschaltung ausfallen, gibt es als Notfallmaßnahme bei Leichtwasserreaktoren die sogenannte Notborierung mit Borsäure, welche als Neutronengift wirkt und bei Konzentrationserhöhung im Reaktorkühlmittel die Kettenreaktion stoppt. Am 1. März 2006 kam es im Kernkraftwerk Kosloduj zu einem Zwischenfall, welcher auf der Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) mit Stufe 2 bewertet wurde, und in dessen Verlauf der Reaktor teilweise mittels Notborierung abgeschaltet werden musste. Allerdings waren nur 22 von 60 Abschalt-Stäben vom Ausfall betroffen, und das auslösende Ereignis - Ausfall von einer der vier Primärkreis-Pumpen - war eine sehr milde Transiente.[1]
Quellen
- Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK): Periodische Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Mühleberg, 2002
- Oekoinstitut Darmstadt: Beurteilung der zur Erlangung einer definitiven Betriebsbewilligung für das KKW Mühleberg aufgelegten Unterlagen, 1991
Kategorien:- Nukleare Sicherheit
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