Brikettierpresse

Brikettierpresse
Model einer Braunkohlebrikettpresse mit vorgeschaltetem Becherwerk und Trockner
Dampfbetriebene Brikettierpresse der Brikettfabrik Louise (1882)
Historische Kohlebrikettpresse (7-Zoll-Einstrang-Schubkurbelpresse, Baujahr 1901), ehemals im Einsatz in der Brikettfabrik Wachtberg, heute ausgestellt auf dem Gelände der ehemaligen Brikettfabrik Sibylla in Frechen

Die Brikettier-, Aufsammel- oder Brikettpresse (umgangssprachlich auch „Brikettmaschine“) ist ein Gerät, mit dem Material brikettiert, das heißt verdichtet und in ein handliches Format gepresst wird, das Brikett. Neben der ursprünglichen Nutzung zur Herstellung von Kohlenbriketts aus Braunkohle oder Kohlenstaub werden heute auch andere Materialien gepresst, unter anderem Holz zur Nutzung als biogener Brennstoff (Holzbrikett).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen 1880 und 1910 erlebte die Braunkohleindustrie ihre erste große Blütezeit. Dies liegt zum großen Teil an der Erfindung der Brikett- oder Brikettierpresse durch den Deutschen Karl Exter. Mit ihrer Hilfe ließ sich die Brennbarkeit der Kohle deutlich erhöhen. Zudem nahm in dieser Zeit der Energiebedarf insgesamt stark zu. Die Nachfrage nach brikettierter Kohle und damit nach Brikettierpressen stieg rasant an, sowohl für Brennstoffe in Haushalten als auch zur Stromerzeugung. Eine Vielzahl von Brikettfabriken wurden in dieser Zeit errichtet.

Später wurden auch die kontinuierlich produzierten Abfälle der Holzindustrie, beispielsweise Staub und Späne in Schreinereibetrieben oder Sägewerken, zu verheizbaren Holzbriketts gepresst, vor allem als sachgerechte und wirtschaftliche Entsorgung von Holzabfällen. Die Brikett- oder Brikettierpresse in etwas abgeänderter Form hielt dadurch Einzug in holzbearbeitende Betriebe. Heute brikettiert man nicht nur Braunkohle oder Holz, sondern auch Materialien wie Papier, Biomasse, Baumwolle, Heu, Stroh, Miscanthus' und Stäube als regenerative Energiequelle (Bioenergie). Auch in der Abfallwirtschaft wird brikettiert und damit das Volumen reduziert und der Transport und der Umgang mit Stoffen (z.B. giftige Stäube) erleichtert.

Funktionsweise

Von dem Materialbehälter werden die Späne oder der Staub durch eine Förderschnecke oder einen hydraulischen Vorverdichter in die zylindrische Presskammer transportiert. Dort komprimiert der hydraulische Presskolben das Material zu kompakten, festen Briketts. Die Pressdrucküberwachung erfolgt automatisch über ein voreingestelltes Ventil. Nach Erreichen des eingestellten Druckes öffnet die Pressvorrichtung selbsttätig. Das erzeugte Brikett wird ausgeschoben.[1]

Während Kriegs- und Nachkriegszeiten, in denen Kohle knapp und teuer war, war neben der industriellen Dampf-, Stoßkolben- oder hydraulischen Brikettpresse auch das Brikettieren von Hand oder mit einfachsten selbstgebauten Konstruktionen verbreitet. Dabei wurden vor allem Papier oder Sägemehl angefeuchtet, mit Bindfäden oder zwei zusammengebundenen Brettern zusammengepresst und getrocknet. Diese selbstgemachten Briketts wurden an Stelle von Kohle verheizt.

Neben der gängigen Form der Kolbenstrangpresse wird in der Abfallwirtschaft auch die Brikolare-Presse eingesetzt, die durch hydraulisches Walken eines Müll-Klärschlamm-Gemisches schnellverrottbare Presslinge erzeugt. Ein ähnliches Prinzip wird bei der Herstellung von Holzpellets (Pelletierung) eingesetzt, diese unterscheiden sich jedoch nicht nur durch die zylindrische Form deutlich von Holzbriketts oder anderen Formen, sondern auch durch das Herstellungsverfahren, das technologisch keine Brikettierung ist.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Bernd Bilitewski, Georg Härdtle, Klaus Marek: Abfallwirtschaft, Springer, 1994. ISBN 3540642765. Seiten 387 ff.

Literatur

Weblinks


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