- Browning-System
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Das Browning-System ist ein Verschluss-System für Selbstladepistolen.
Erfinder dieses bis heute noch hauptsächlich vorkommenden Verschluss-Systems war der Amerikaner John Moses Browning (1855–1926). In verschiedensten, konstruktiv abgeänderten Versionen findet das Browningsystem heute Anwendung, etwa bei Pistolen wie der FN High Power, den diversen Modifikationen der Colt M1911 („Colt Government“), der SIG P210 und den Modellen Walther P88, P99 und PPS.
Verglichen mit anderen Systemen besticht das System von Browning besonders durch seine Einfachheit. Das System ist sehr unempfindlich gegen Schmutz und Staub und hat sich als äußerst zuverlässig erwiesen. Die Produktionskosten sind im Vergleich zu anderen modernen Verschlusssystemem relativ niedrig. Grundsätzlich lassen sich die Browning-Verschluss-Systeme in drei Unterarten einteilen: das klassische Browning-Colt-System, dessen Weiterentwicklung Browning-FN-System sowie das Browning-Petter-System.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Das klassische Browning-Verriegelungssystem
Im Moment der Schussauslösung ist das gesamte System verriegelt und stellt eine Einheit dar. Nach der Schussauslösung bleibt das System zunächst verriegelt. Durch den Gasdruck und die ausgelösten Momente bewegt sich der Schlitten kurz nach der Schussabgabe nach hinten und nimmt den Lauf, der mittels zweier Verriegelungskämme in korrespondierenden Nuten des Schlittens mit diesem verbunden ist, mit. Der Lauf wiederum ist über ein Kettenglied gelenkig mit zwei Stiften als Achsen (je einer am Lauf und am Griffstück) mit dem Griffstück verbunden. Mit fortschreitender Rückwärtsbewegung der Schlitten/Laufeinheit verkürzt sich durch die kreisförmige Bewegung des Kettenglieds der vertikale Abstand der beiden Achsen zu einander und der Lauf kippt hinten nach unten.
Der Lauf schert nun mit seinem Verriegelungsansatz, auch Riegelkamm genannt, aus den Nuten des Schlittens aus und kommt am Ende der Drehbewegung des Kettengliedes zum stehen. Der Vorgang des Trennens der beiden Komponenten Lauf und Schlitten wird als das Entriegeln definiert. Die Strecke, die zurückgelegt wird, bis das System entriegelt, nennt man die Unterstellstrecke. Sie wird benötigt, um das System so lange verriegelt zu halten, bis sich der Gasdruck entspannt hat.
Der Schlitten bewegt sich durch die ihm erteilte kinetische Energie nun massenverringert weiter. In dieser Weiterbewegung nimmt er über die Auszieherkralle die leere Patronenhülse mit, bis diese am Auswerfer anschlägt und aus dem Auswurffenster geschleudert wird. Der Schlitten läuft auf seinem Weg nach hinten gegen die Kraft einer Schließfeder und spannt dabei auch den Abzugsmechanismus der Waffe erneut. Am hinteren Totpunkt angekommen, wird dem Schlitten durch die Schließfeder eine gegenläufige Bewegung erteilt. Auf dem Rückweg nimmt der Stoßboden die aus dem Magazin nachgerutschte Patrone mit und führt diese in das Patronenlager ein. Am Ende dieser Rücklaufbewegung wird der Lauf wieder mitgenommen und über das Kettenglied wieder in seine Ausgangsposition gebracht. Das System ist wieder verriegelt und schussbereit.
Ursprünglich war der Lauf mit zwei Kettengliedern, eines vorne, eines hinten am Lauf, mit dem Griffstück verbunden. Beim Rücklauf wurde er parallel heruntergezogen, diese Waffen werden deshalb als Parallel Ruler bezeichnet. Die erste bei Colt in Serie hergestellte Browning-Pistole mit diesem System war das Colt Modell 1900, die letzte dieser Art war das Colt Military Model of 1905.
Das weiterentwickelte Browning-System (Browning-FN-System)
Im Rahmen seiner späteren Tätigkeit für die belgische Fabrique Nationale d’Armes de Guerre (FN) entwickelte Browning eine neue Version seines Systems. Das Funktionsprinzip bleibt gleich, das Entriegeln des Laufes erfolgt aber nicht mehr über ein beweglich gelagertes Kettenglied, sondern mittels einer fest am Lauf befindlichen Steuerkurve. Diese Variante wurde erstmals bei der FN GP 35 in Großserie hergestellt, inzwischen übersteigt die Anzahl der mit diese Variante gefertigten Browning-Systemen vermutlich die Urversion.
Browningpistolen mit Masseverschluss
Die seit der Jahrhundertwende 1900 hergestellten Taschenpistolen von Browning im Kaliber 6.35 und die etwas größeren Pistolen im Kaliber 7,65 und 9 mm Browning kommen ohne Verriegelung aus, sie haben einen Masseverschluss. Der Lauf ist ist starr im Griffstück gelagert und der Verschluss wird nur durch die Schließfeder in vorderster Stellung gehalten. Der Nachladevorgang entspricht dem der verriegelten Pistolen mit dem Unterschied, dass sich der Lauf nicht zurückbewegt.
Beim Schuss wird der Verschluss durch den auf die Hülse wirkenden Gasdruck nach hinten beschleunigt. Die Beschleunigung hängt vom Gasdruck sowie vom Masseverhältnis der nach vorne beschleunigten Masse (Geschoss plus ~1/2 Gasgewicht) zur nach hinten beschleunigten Verschlussmasse gemäss Impulserhaltungssatz ab. Aufgrund der Verschlussmasse ist die Beschleunigungsstrecke wesentlich kürzer als die zylindrische Hülse was die Liderung gewährleistet. Im weiteren Rücklauf wird der Verschluss durch die Schließfeder gebremst und zum Nachladen wieder nach vorne gebracht. Zu bemerken ist, dass die Schließfeder im Verhältnis zur Verschlussmasse nur einen unbedeutenden Einfluss auf die Beschleunigungsphase des Verschlusses hat.
Literatur
Weblinks
- Animierte Darstellung einer Selbstladepistole entsprechend dem Modell 1911 (Verschiedene Ansichtsvarianten)
Kategorie:- Baugruppe (Handfeuerwaffe)
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