Buchenlanddeutsche

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Die Bukowinadeutschen oder Buchenlanddeutschen sind eine deutsche Volksgruppe, die ab etwa 1780 bis 1940 in der Bukowina lebte. Heute sind sie bis auf wenige Einzelpersonen dort kaum noch vertreten. In ihrer 150-jährigen Geschichte waren die Bukowinadeutschen eine überwiegend bäuerliche Bevölkerung. Im Sommer 1940 wurde die Bukowina als Folge des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 von der Sowjetunion militarisch besetzt. Einer Umsiedlung ins Deutsche Reich Ende 1940 schloss sich die Volksgruppe nahezu geschlossen mit rund 96.000 Personen an.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungen

Die zugewanderten Deutschen verteilten sich nicht gleichmäßig auf die Bukowina, sondern tendierten zur Gründung eigener Orte oder Ortsteile. Solche Gemeinden sind unter anderem Karlsberg (Gura Putnei), Fürstenthal (Voivodeasa) und Buchenhain (Poiana Micului). In anderen Dörfern bildeten die Deutschen eigene Kolonien, meist unter weitgehender Beibehaltung des ursprünglichen, meist rumänischen Ortsnamens, wie Deutsch-Badeutz (Badeuţi). Schließlich siedelte sich ein beträchtlicher Teil der Einwanderer in den Städten an (darunter Tschernowitz, Radautz, Suczawa, Gurahumora).

Geschichte

Ab dem 14. Jahrhundert

Bereits seit dem 14. Jahrhundert lebte eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute im Fürstentum Moldau. Sie verschwand aufgrund der Assimilation durch die Csango im Verlauf des 17. Jahrhunderts vollständig.

1774/1775 annektierten die Habsburger das überwiegend von Rumänen, aber auch Minderheiten von Huzulen, Lipowanern und Armeniern besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau, das seitdem Bukowina oder Buchenland genannt wird.

Habsburgische Herrschaft

1774-1786 setzte unter der habsburgischen Herrschaft eine planmäßige, aber in Teilen auch spontane Ansiedlung von deutschen Handwerkern und Bauern in bestehende Ortschaften ein. Die Umsiedler stammten aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien (Protestanten), der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des Böhmerwaldes. Bevölkerungszuwachs und Landmangel führten zur Gründung von Tochtersiedlungen in Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha.

Das sich entwickelnde deutsche Bürgertum in der Bukowina gehörte im 19. Jahrhundert zur geistigen und politischen Elite des Landes. Amts- und Bildungssprache waren überwiegend das Deutsche, das besonders von den Oberschichten übernommen wurde.

Nach 1840 führte Landmangel zur Verelendung auch der deutschen bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach Amerika, vornehmlich in die USA, auswanderte.

1849-1851 und 1863-1918 war die Bukowina Kronland innerhalb der habsburgischen Monarchie. Im Vergleich mit den anderen österreichischen Kronländern blieb die Bukowina eine vornehmlich Rohstoffe liefernde, eher unterentwickelte Provinz an der Peripherie des Reiches.

1875 wurde die Universität Czernowitz gegründet. Die östlichste deutschsprachige Universität bestand als solche bis 1920.

1910/11 kam es zum „Bukowiner Ausgleich“, einer politischen Übereinkunft zwischen den in der Bukowina lebenden Völkern in den Fragen der Selbstverwaltungsorgane und der politischen Vertretung im Landtag. Bei der Volkszählung von 1910 stellten die Deutschen etwa 21 % der Bevölkerung, wobei die sich zum Deutschtum bekennenden Juden mit 13 % eingerechnet waren.

Während des Ersten Weltkrieges behielt die Gesamtbevölkerung der Bukowina grundsätzlich ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie bei.

Rumänische Herrschaft

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Auflösung Österreich-Ungarns wurde die Bukowina 1918-1919 Rumänien angegliedert. In der Folge wurden Rumänisierungsmaßnahmen gegen nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen durchgeführt. Die politischen Vertreter der Deutschen suchten finanzielle und politische Hilfe im Deutschen Reich.

Beim aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland widersetzten sich einige deutsche Vereine und Organisationen der Propaganda des Dritten Reiches und der nationalsozialistisch ausgerichteten „Erneuerungsbewegung“. Überwiegend entstand jedoch spätestens ab 1938 durch die Repressionen des rumänischen Staates, die schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige nationalsozialistische Propaganda unter der deutschen Bevölkerung eine pro-reichsdeutsche Stimmung. Dadurch stieg bei vielen die Aussiedlungsbereitschaft.

Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt 1939

Als 1939 Deutschland mit der Sowjetunion vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt abschloss, wurde – ohne dass die Betroffenen etwas davon wussten – das Ende der Deutschen in der Bukowina besiegelt. In einem geheimen Zusatzprotokoll wurde vereinbart, dass der nördliche Teil der Bukowina bei einer territorialen Neuordnung in Osteuropa an die UdSSR fallen und die deutschen Bevölkerungsgruppen gemäß dem Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag auf freiwilliger Basis umgesiedelt werden sollten. Aufgrund dieser Abmachung besetzte die Sowjetunion 1940 den nördlichen Teil des Landes.

Umsiedlung ab 1940

Dem Umsiedlungsangebot unter dem Motto „Heim ins Reich“ schloss sich fast die gesamte deutsche Bevölkerung (auch die in der rumänisch gebliebenen Südbukowina wohnende), mit rund 96.000 sogenannten Volksdeutschen an. Nach einem Aufenthalt in Lagern im Deutschen Reich wurden die Umsiedler vor allem ins besetzte Polen angesiedelt, wo sie häufig mit enteigneten Höfen entschädigt wurden.

Nach dem Überfall Deutschlands und des verbündeten Rumäniens auf die Sowjetunion 1941 war die gesamte Bukowina erneut rumänisch. Zahlreiche jüdische Bewohner (30 Prozent der Stadtbevölkerung) wurden während des Holocausts durch deutsche und rumänische Militärverbände ermordet.

Flucht 1944 und Neuanfang

Als 1944/45 die Ostfront näher rückte, flohen die in den polnischen Gebieten angesiedelten Bukowinadeutschen wie die übrige dort lebende deutsche Bevölkerung nach Westen. Nach 1945 siedelten die noch rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz der deutschen Volksgruppe in der Bukowina gehört damit bis auf wenige Einzelpersonen der Vergangenheit an. In der Nachkriegszeit integrierten sich die Bukowinadeutschen, wie andere Heimatvertriebene, in die Bundesrepublik Deutschland oder die Deutsche Demokratische Republik. Ein Teil der Bukowinadeutschen wanderte nach Übersee aus.

Heutige Organisierung

Durch regelmäßig stattfindende Treffen wird der Zusammenhalt und die Erinnerung an die Heimat wachgehalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Bukowinadeutschen in Deutschland die Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen. Die politische Vertretung der Bukowinadeutschen und anderer deutschsprachiger Gruppen im heutigen Rumänien ist das DFDR (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien).

Siehe auch

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