Byblis (Mythologie)

Byblis (Mythologie)

Byblis (griechisch Βυβλίς) ist eine Gestalt der griechischen Mythologie, Tochter des Miletos mit (je nach Überlieferung) entweder Eidothea, Tragasia oder Kyaneia.

Obschon kein Mangel an Freiern im Umland herrschte, wies sie alle ab, da sie sich über alle Maßen in ihren eigenen Bruder Kaunos verliebt hatte und sich in leidenschaftlicher Sehnsucht nach ihm verzehrte. Sie war sich des Frevels einer solchen Beziehung bewusst, hielt ihre Gefühle vor der Welt geheim, doch konnte sie ihrem Herzen schließlich nicht widerstehen. Sie kokettierte mit ihm, war eifersüchtig auf seine Frauenbekanntschaften.

Gemäß Antoninus Liberalis entschloss sie sich, unermesslich geplagt von ihrer nicht erfüllten Liebe, in die Berge zu gehen und sich von einem Felsen in den Tod zu stürzen. Nymphen hatten jedoch Mitleid mit ihr, hielten sie zurück und nahmen sie in ihre Reihen auf, indem sie sie zu einer Hamadryade machten. Das Rinnsal, welches dem Felsen entsprang, hieß darob bei den Einheimischen "Träne der Byblis".

Byblis von William-Adolphe Bouguereau (1884).

Nach Ovid hingegen entschloss sie sich schließlich, ihre Liebe dem Bruder zu gestehen. Dieser jedoch wies sie barsch zurück und verdammte ihr frevelhaftes Verlangen. Dies führt dazu, dass sie die Sehnsucht alles Maß verlieren ließ und sie weitere Versuche startete. Ihr Bruder verließ schließlich das Land. Sie verfolgte ihn lange Zeit durch viele Gebiete, bis sie erschöpft zusammenbrach und mit einem Meer aus Tränen das Gras benetzte. Die Nymphen versuchten erfolglos, sie wieder aufzurichten und ließen schließlich eine unversiegliche Wasserader unter ihr entspringen. In diesem Wasser zerfloss Byblis in ihren eigenen Tränen und wurde zu einer Quelle, die noch heute den Namen Byblis trägt.

Andere sagen, Byblis habe sich seine Flucht vor ihr so sehr zu Herzen genommen und sich die Schuld daran gegeben, dass sie sich mit ihrem Haarband an einer Eiche erhängte. Aus ihren Tränen habe schließlich zu ihren Füßen eine Quelle zu fließen begonnen, die nach ihr Byblis genannt wurde.

Literatur

  • Adolf Schirmer: Byblis. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 839–840 (Digitalisat).
  • Gereon Becht-Jördens, Peter M. Wehmeier: Der Inzesttraum der Byblis in Ovids Metamorphosen. Über einen vernachlässigten Vorläufer Freuds bei einem zentralen Thema seiner Traumdeutung. In: Eckhart Rüther u. a. (Hrsg:): Träume (Schriftenreihe der deutschsprachigen Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks e. V. 20). VIP-Verlag Integrative Psychiatrie, Innsbruck 2001 ISBN 3-85184-022-4

Quellen


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