Bährens

Bährens
Friedrich Bährens um 1798

Johann Christoph Friedrich Bährens (* 1. März 1765 in Meinerzhagen; † 18. Oktober 1833 in Schwerte) war ein deutscher Hofrat, Arzt, Pfarrer, Naturforscher und Universalgelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Friedrich Bährens wurde als Sohn des Predigers und Rektors Conrad Heinrich Bährens in Meinerzhagen geboren. Seine Mutter starb 1772, als Bährens erst sieben Jahre alt war. Auf Betreiben seiner Patentante ging er in Hagen, Gummersbach und schließlich in Lennep zur Schule, wo er vom Humanisten und Publizisten Gottlieb Erdmann Gierig gefördert wurde. Von 1784 bis 1786 studierte er Theologie und Philosophie in Halle an der Saale und promovierte zum Dr. phil.

Pädagogium in Meinerzhagen

Bährens kehrte mit dem Ziel nach Meinerzhagen zurück, ein Pädagogium zu gründen und dort sowohl Jungen als auch Mädchen eine höhere Schulbildung zuteil werden zu lassen. Damit geriet er in Konflikt mit seinem Vater, der ebenfalls unterrichtete und um seine Gelder fürchtete. Der Streit landete vor Gericht. Bährens wollte schon aufgeben und die Stadt verlassen, er wurde jedoch zum Bleiben gedrängt. 1786 eröffnete er sein pädagogisches Institut Pflanzgarten für künftige Weltbürger. Es bot eine umfangreiche Ausbildung mit Unterricht in Latein, Griechisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Arabisch, Religion, Naturgeschichte, Naturlehre, Weltgeschichte, Briefstil, Kunsttheorie, Redeübungen, Philosophie, Buchhaltung, Münzlehre, Geometrie und Rechnen. In seiner Hochzeit besuchten 30 zum Teil auswärtige Schüler das Pädagogium, für damalige Verhältnisse ein beachtlicher Erfolg. Doch finanzielle Probleme und ein längeres Leberleiden von Bährens, das wochenlang den Unterricht verhinderte, stürzte das Pädagogium in eine Krise, von der es sich nicht mehr erholen sollte. Staatsminister von Woellner schickte Bährens stattdessen nach Schwerte.

Wechsel nach Schwerte

Im Jahr 1789 trat Bährens eine Stelle als dritter Prediger in der lutherischen Gemeinde der St.-Viktor-Kirche in Schwerte an. Damit verbunden war der Posten des Rektors an der Lateinschule. So konnte Bährens das Unterrichten fortsetzen, erhielt aber gleichzeitig ein sicheres Gehalt. Das Konzept aus Meinerzhagen bewährte sich auch in Schwerte, die Schule wuchs, Bährens allein unterrichtete 10 Fächer. Er nahm bedürftige Schüler kostenfrei in die Schule auf. Mit dem Erfolg stellten sich aber auch Neider ein, insbesondere sein Vorgänger Wulfert, der eine weitere Schule als Konkurrenz gründete. 1796 gelang es Bährens' Gegnern, die Lateinschule in den Ruin zu treiben. Der Schaden für ihn selbst hielt sich jedoch in Grenzen, er unterrichtete bis an sein Lebensende weiterhin Privatschüler.

Universalgelehrter und Schwerter Persönlichkeit

Bährens als Hofrat

Arzt

Bereits neben seiner Unterrichtstätigkeit führte Bährens eine ärztliche Praxis, diese Tätigkeit weitete er immer mehr aus und promovierte 1798 zum Doktor der Medizin. 1802 führte er die erste Pockenschutzimpfung für die Schwerter Bevölkerung durch. Er machte sich als Armenarzt verdient und behandelte Bedürftige kostenlos.

Naturforscher und Erfinder

Er forschte auch in vielen anderen Bereichen, so erfand er die „Bährens'sche Boussole“, ein Instrument zur Verwendung in Astronomie und Landvermessung. Er interessierte sich für Magnetismus und das Glasschleifen, entwickelte eine verbesserte Elektrisiermaschine und sammelte Kräuter.

Publizist

Bährens veröffentlichte eine fast unüberschaubare Anzahl von medizinischen, theologischen, philosophischen, pädagogischen, geschichtlichen und volkswirtschaftlichen Schriften und Büchern, seine Themen reichen von einem Lehrbuch, „die griechischen und lateinischen Klassiker zweckmäßig zu lesen“, bis zu einer „Anweisung, den westphälischen Pumpernickel auf die beste Art zu bereiten, und ihn schmackhaft und gesund zu backen“. Er übersetzte aus den Griechischen und Lateinischen, verfasste Lehrbücher für seine Schüler und schrieb Texte für den Westfälischen Anzeiger. Außerdem führte er die Schwerter Stadtchronik.

Alchemist

Bährens interessierte sich bereits früh für Alchemie. Gemeinsam mit Karl Arnold Kortum gründete er um 1786 die alchimistische „Hermetische Gesellschaft“, die nur aus den beiden Gründern bestand. Er unterhielt Kontakte zu Freimaurern und Rosenkreuzern und verstand sich selbst als Esoteriker. Diese Interessen beflügelten die Phantasie der Schwerter Bevölkerung und führten zu einer Legendenbildung um seine Person. So wurde Bährens die Fähigkeit zur Bilokation nachgesagt, und er soll nach seinem Tod mehrfach als Geist gesehen worden sein.

Pfarrer und Pädagoge

Bährens stieg zum zweiten und 1821 schließlich zum ersten Prediger der lutherischen St. Viktor-Gemeinde auf. In dieser Funktion kümmerte er sich um das Schulwesen in Schwerte und baute Schulen in den Ortsteilen Geisecke, Villigst und Holzen auf und führte die Schulaufsicht. Gemeinsam mit dem Prediger Haver rief er einen Verein zur Gesangsausbildung ins Leben, um seine Gemeinde im Kirchengesang zu schulen. Er engagierte sich auch für eine Vereinigung der lutherischen und reformierten Gemeinden in Schwerte, an dieser Aufgabe jedoch scheiterte er.

Stadtrat

Als Stadtrat machte Bährens sich vor allem um den Straßen- und Wegebau verdient. 1818 übernahm er den Vorsitz der Wegekommission. Unter seiner Führung wurden die Schwerter Straßen gepflastert, in den Ortsteilen die Wege ausgebaut. Außerdem sicherte er Schwerte den Stadtwald als städtischen Besitz, dies focht er in einem jahrelangen Rechtsstreit vor Gericht gegen Privatpersonen durch, die Anspruch darauf erhoben.

Privatleben und Familie

Friedrich Bährens heiratete 1786 noch in Meinerzhagen gegen den Willen seinen Vaters Christina Elisabeth Charlotte Weylandt. Sie hatten gemeinsam acht Kinder. Seine Ehefrau unterstützte Bährens bei seinen Forschungen. Sie starb am 17. April 1810 an einem Lungenleiden. Bährens entwarf für sie einen Grabstein aus Ruhrsandstein mit einer eingravierten Rose mit Dornen und der Widmung „So war sie“, er steht bis heute auf dem Kirchhof von St. Viktor.

Bährens starb 16. Oktober 1833 im Alter von 78 Jahren als hochgeachtete Schwerter Persönlichkeit. Sein Grab liegt im heutigen Schwerter Stadtpark, den Bährens 1821 selbst als Totenhof (Friedhof) eingeweiht hatte.

Ehrungen

Der badische Großherzog ernannte Bährens 1812 zum badischen Hofrat. 1833, kurz vor seinem Tod, zeichnete ihn der preußische König mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse aus. 1952 wurde das Schwerter Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) nach ihm benannt. In Meinerzhagen wurde eine Straße nach Christoph Friedrich Baehrens benannt; sie mündet in den Campus des Evangelischen Gymnasiums.

Werke

  • Lehrbuch, die griechischen und lateinischen Klassiker zweckmäßig zu lesen. Halle, Hendel 1786
  • Kritischer und exegetischer Versuch über den achten Psalm. Halle 1785 – Freymüthige Untersuchung über den Orkus der alten Hebräer. Halle, Hendel 1786
  • Nachricht an alle Menschen- und Kinderfreunde des Westphälischen Publikums wegen eines zu Meinerzhagen in der Grafschaft Mark zu errichtenden Pädagogiums. Frankfurt/M., Leipzig 1786
  • Ueber den Werth der Empfindsamkeit, besonders in Rücksicht auf Romane. Nebst einer Nachschrift über den sittlichen Werth der Empfindsamkeit von J.A. Eberhard. Halle: Gebauer 1786
  • Isocrates ad Nicoclem oratio, graece; denuo latine vertit, notis illustravit, prolusionemque de vera scriptores classicos interpretandi ratione praemisit. Halle, ohne Jahr
  • Ueber den Patriotismus. Stück 1. Halle, 1787
  • Programm über die Art, Menschenglückseligkeit zu bestimmen. Köln, 1787
  • Teutsche Chrestomathie zur Bildung des Geschmacks und des Herzens, und zum Behufe des Übersetzens aus dem Teutschen ins Französische. Frankfurt/M.: Hermann 1788
  • Programm über den Geist des Zeitalters. Dortmund, 1790
  • Programme 1 und 2 über die fortschreitende Ausbildung des Menschengeschlechts. Dortmund, 1791
  • Ueber den unschätzbaren Werth der Erlösung des Menschen durch Jesum. Köln, 1795
  • Das Glück der Bürgertreue. Eine Predigt. Dortmund 1796 Über das Westphälische Grobbrod oder den Pumpernickel. Dortmund, 1797
  • Über die einzig wahre Theorie der natürlichen und künstlichen Dungmittel. Dortmund, Leipzig: Blothe 1797 *Anweisung, den westphälischen Pumpernickel auf die beste Art zu bereiten, und ihn schmackhaft und gesund zu backen. Dortmund, Mallinckrodt 1800
  • Entwurf einer naturphilosophischen Einleitung in die Heilkunde. Elberfeld, Leipzig: Schönian; Leipzig: Büschler 1815.

Literatur

  • A. Sellmann: Prediger Hofrath Dr. phil. Dr. med. J. Chr. Fr. Bährens, ein Pfarrer, Arzt, Alchimist und Heimatchronist auf Roter Erde. Schwerte, 1934
  • Stadt Schwerte (Hg.): Die Chronik des Hofrathes Bährens 1822-1827. Text- und Bildauswahl G. Hallen. Meinerzhagen, 1987

Weblinks


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