Bürgenstock

Bürgenstock
Bürgenstock
Blick auf den Bürgenstock

Blick auf den Bürgenstock

Höhe 1'127,8 m ü. M.
Lage Kanton Nidwalden, Schweiz
Geographische Lage (671430 / 205556)46.9972222222228.37777777777781127.8Koordinaten: 46° 59′ 50″ N, 8° 22′ 40″ O; CH1903: (671430 / 205556)
Bürgenstock (Schweiz)
Bürgenstock

Der Bürgenstock, auch Bürgenberg, ist ein Schweizer Berg (1'127,8 m ü. M.) hoch über dem Vierwaldstättersee (434 m ü. M.). Im engeren Sinne ist Bürgenstock ein Kurort auf eben diesem Berg, 874 m ü. M. auf der Alp Tritt gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung

Bürgenstock ist ein Kunstwort, welches im 19. Jahrhundert geschaffen worden ist. Im Jahre 1872 gründete die Firma Bucher & Durrer die Hotel-Niederlassung auf der Alp Tritt. Sie wählte hierfür den damals unbekannten Namen Bürgenstock. In einer rund 30 Jahre zuvor veröffentlichten Publikation erschien dieser Name zum ersten Mal und bezeichnete die gesamte Halbinsel Bürgen am Vierwaldstättersee.[1] Der Berg auf dieser Halbinsel hiess seit dem frühen Mittelalter Bürgenberg; in einer schiedsgerichtlichen Erledigung aus dem Jahre 1378 eines über 38 Jahre dauernden Streits um die Zugehörigkeit des Gebietes von Kehrsiten bis nach Mattgrat zwischen den Ständen Luzern und Nidwalden wird die Bezeichnung Bürgenberg in der Marchbereinigung verwendet. Sämtliche alten Pläne und Marchungsbriefe der Korporation Luzern bezeichnen den damals streitigen Wald als Stadtwald am Bürgenberg oder Bürgenbergwald [2].

Auf der topographischen Karte der Schweiz von 1845 bis 1865, der Dufourkarte, hatte der Bergriegel als Ganzes keine Bezeichnung. Der höchste Höhenkamm war mit Hametschwand (sic) bezeichnet, Bürgenberg war als Bezeichnung des Anstiegs zum Bergkamm im äußersten Südwesten eingetragen. Um 1900 bürgerte sich Bürgenstock als allgemeine umgangssprachliche Bezeichnung für den gesamten Bergriegel von Stansstad im Westen bis zur Unteren Nase im Osten ein. 1910 findet sich ein entsprechender Eintrag im Geographischen Lexikon der Schweiz[3]. In der heutigen Schweizer Landeskarte kommt der Name Bürgenstock sowohl als Name für den Bergriegel – alternative Bezeichnung Hammetschwand – als auch für den Ort der Hotel- und Wohnsiedlung vor. Bürgenstock kommt als Ortschafts-Bezeichnung zweimal im Ortschaften-Verzeichnis der Schweiz vor.[4] Im Postleitzahl-Verzeichnis der Schweiz ist die Ortschaft mit der Postleitzahl 6363 eingetragen.[5] Die den gesamten Bergriegel von den Talgemeinden Stansstad und Ennetbürgen erschliessenden Wohnstrassen tragen heute den Namen Bürgenstockstrasse.

Geografische Lage

Der Bürgenstock vom Buochserhorn aus gesehen.
Blick vom Chänzli Richtung Osten
Blick vom Bürgenstock auf den Vierwaldstätter See
Gipfel des Bürgenstocks mit Restaurant

Der Bürgenstock ist ein gestreckter, 10 km langer Bergrücken, im Norden, Osten und Südosten vom Vierwaldstättersee umschlossen. Der nördliche Abhang fällt sehr steil in den See ab. Am und unterhalb des Südhangs befindet sich die Gemeinde Ennetbürgen; unterhalb des westlichen Abschlusses liegt Stansstad.

Der Berg gehört zum überwiegenden Teil zur Gemeinde Ennetbürgen im Kanton Nidwalden. Der westliche Teil gehört zur Gemeinde Stansstad. Ein Teil des nördlichen Steilabfalls in den See ist eine Exklave der Stadt Luzern.

Geologie

Geologisch zählt der Bürgenstock zu den Ausläufern des Pilatus. Gemeinsam mit ihm bildet er einen Teil der Alpen-Nordkette, deren Gesteinsdecke aus den tertiären Kalkablagerungen des Tethysmeers besteht.

In der Eiszeit war der Bürgenstock vollständig vom Eisstrom bedeckt, der vom Gotthard her in das Alpenvorland floss. Schleifspuren des Eises an den Kalkfelsen finden sich bis in die höchsten Höhenlagen. Auf dem ganzen Berg verteilt finden sich große Granitfindlinge, die das Eis vom Gotthard her transportiert hat, beispielsweise ein 18 m³ großes, rundes Exemplar an steilem Hang in der Liegenschaft Allwägli, das 1949 unter Naturschutz gestellt wurde. Nach dem Rückgang des Eises war der Bürgenstock zunächst eine Insel im Vierwaldstättersee. Im Laufe weniger Jahrtausende füllte die Engelberger Aa jedoch das Gebiet zwischen dem Ausgang des Engelbergertals und dem Bürgenstock mit Ablagerungen auf; es entstand die heutige flache Niederung zwischen den Gemeinden Ennetbürgen, Buochs, Stans und Stansstad.

Tourismus

Der Bürgenstock beherbergt mehrere Luxushotels und ein Kongresszentrum und ist schon seit 1872 ein beliebter Ferienort. Die Hotels sind über eine Strasse, ab Stansstad mit dem Postauto oder in den Sommermonaten von April bis Oktober von der Schiffsstation Kehrsiten aus mit der Bürgenstock-Bahn erreichbar. Auf dem Bürgenstock befindet sich der höchste Freiluft-Aufzug Europas, der Hammetschwand-Lift. Er verbindet den landschaftlich schönen Felsenweg mit dem Aussichtspunkt Hammetschwand, von wo aus man eine eindrucksvolle Sicht auf den Vierwaldstättersee und die umliegenden Berge geniesst.

1871 kaufte der damals 37jährige Franz Josef Bucher-Durrer die Alp Tritt auf dem Bürgenberg. Es entstand das Grand-Hotel und die Verbindungsstrasse nach Stansstad hinunter. Das Grand-Hotel wurde 1873 eröffnet, 1874 wurde die Dépendence eröffnet. 1887 baute er die Bürgenstockbahn, das kleine Wasserraftwerk bei der Fadenbrücke in Buochs sowie 1888 das Park-Hotel. Die Bürgenstockbahn gilt als die älteste elektrische Standseilbahn der Schweiz und wird mit Strom des Wasserkraftwerks versorgt. 1904 kam das Palace-Hotel dazu. Nach dem Tod von Bucher-Durrer im Jahre 1906 übernahmen es seine Söhne Fritz und Arnold. 1925 übernahm der Ingenieur Friedrich Frey-Fürst die Hotels und damit verbundenen Unternehmungen. 1953 starb Friedrich Frey-Fürst, und sein Sohn Fritz Frey übernahm die Verantwortung. Unter seiner Leitung wurden verschiedene bauliche und infrastrukturelle Veränderungen vorgenommen. Unter der Ägide von Fritz Frey und seiner Familie waren Persönlichkeiten wie die Schauspieler Sophia Loren, Audrey Hepburn und Sean Connery sowie Politiker wie Jimmy Carter und Henry Kissinger Gäste im Hotel.

1997 verkaufte die Familie Frey die gesamte Anlage, bis auf die Bürgenstock-Kapelle und die angrenzenden privaten Wohngebäude. Im Sommer 2000 wurden die Hotels zunächst Teil der Schweizer Rosebud Heritage Gruppe. Seit 2007 ist die Qatari Diar Real Estate Investment Company aus Katar Besitzerin und Investorin. Deren Planung sieht moderne Infrastrukturen für Konferenzen, Meetings und Incentives mit Hotelunterkunft, traditionellem Hoteltourismus in den Sommermonaten, ganzjährigem Lokal- und Tagestourismus, Gesundheit und Medical Wellnes sowie Wohnen mit Hotelservice vor. Das neue Bürgenstock Resort soll insgesamt über rund 400 Zimmer verfügen. 350 Arbeitsplätze, darunter zahlreiche Lehrstellen, sollen geschaffen werden. Das Resort wird als autofreie Fussgängerzone konzipiert. Das Investitionsvolumen beträgt rund 300 Millionen Franken. Zusätzliche rund 25 Millionen Franken werden in das neue Hotel Honegg investiert. Die erste Etappe soll 2012 realisiert sein. Das Hotel Honegg, dessen Umbauarbeiten laufen, soll im Sommer 2010 eröffnet werden. Während der gesamten Planungs- und Realisationsphase sind einzelne Betriebe des Bürgenstock Resort offen. [6]

Politik

Anfang 2002 wurde auf dem Bürgenstock das Bürgenstock-Abkommen zwischen den Beteiligten am Sezessionskrieg im Südsudan geschlossen.

Im Frühjahr 2004 fanden auf dem Bürgenstock zwischen den Türkisch- und den Griechisch-Zyprioten Verhandlungen in der EU-Beitrittsfrage statt.

Kultur

Auf dem Bürgenstock befindet sich in unmittelbarer Nähe der Hotels und am Beginn des Felsenwegs die Bürgenstock-Kapelle aus dem 19. Jahrhundert. Bis heute ist sie im Besitz der ehemaligen Hotelierfamilie Frey, welche die Epoche der Bürgenstock-Hotels von 1925 bis 1997 prägte, sowie der gemeinnützigen Frey-Fürst Stiftung. Die Bürgenstock-Kapelle ist eine Nachbildung der Kapelle St. Jost, die an den Hängen des Bürgenstocks auf dem Gebiet der Gemeinde Ennetbürgen liegt und die älteste gotische Gebetsstätte des Schweizer Kantons Nidwaldens ist. Die Comtesse Tancrède de la Baume, geborene Pozzo di Borgo, die ihre Sommerresidenz im Hoteldorf auf dem Bürgenstock errichtet hatte, erbaute die Bürgenstock-Kapelle im Jahr 1897. In der Kapelle liess sie unter anderem eine holzverzierte, mehrfarbige gotische Decke detailgenau nachbilden. Auch weitere Elemente der Innenarchitektur und Ausschmückung stammen als Nachbildungen aus dem 17. Jahrhundert aus verschiedenen Kirchen der Schweiz. Unmittelbar neben der Kapelle befindet sich die Skulptur "Totentanz" des Schweizer Bildhauers Hans Jörg Limbach (1928 –1990). Berühmt wurde die Bürgenstock-Kapelle auch durch die Hochzeit der Schauspielerin Audrey Hepburn mit Mel Ferrer im Jahr 1954.

Am 13. November 2009 wurde die Bürgenstock Kunst- und Kulturstiftung gegründet. Die Stiftung verfolgt das Ziel, das kulturelle Leben am Bürgenstock sowie aussergewöhnliche kulturelle Projekte auf internationaler Ebene zu fördern.

Einzelnachweise

  1. Odermatt, Frey-Fürst: Das Buch vom Bürgenstock, 1948, S. 115
  2. Odermatt, Frey-Fürst: Das Buch vom Bürgenstock, 1948, S. 113
  3. Bürgenstock in: Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902-1910, besucht am 26. Januar 2010
  4. Ortschaftenverzeichnis der Schweiz S. 79 und 80, heruntergeladen am 5. Februar 2010
  5. PLZ-Verzeichnis der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein, besucht am 5. Februar 2010
  6. 300 Millionen aus Katar für Zentralschweizer Hotelberg, abgerufen am 29. Mai 2009.

Literatur

  • Christoph Berger, Das kleine Buch vom Stanserhorn, 2005, ISBN 3-907164-12-1
    (enthält die Geschichte von "Bucher & Durrer", der Gründer des Ferienortes "Bürgenstock").

Weblinks

 Commons: Bürgenstock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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