C.G. Haenel

C.G. Haenel
C.G. Haenel
Unternehmensform GmbH
Gründung 1840
Auflösungsdatum 1945
Unternehmenssitz Suhl
Branche Waffenhersteller

Die Firma C.G. Haenel war eines der ältesten Unternehmen zur Konstruktion und Herstellung von Militär- und Zivilwaffen. Die Firma wurde 1840 in Suhl gegründet und 1945 durch die Sowjetische Besatzung aufgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

C.G. Haenel war einer der vielen Waffenproduzenten in und um Suhl. So gab es in Suhl die Firmen J. P. Sauer & Sohn (gegründet 1751, jetzt in Eckernförde), Waffenfabrik Gebrüder Merkel Suhl (gegründet 1898) sowie in der Nachbarstadt Zella-Mehlis die Carl Walther GmbH (gegründet 1886) und J. G. Anschütz.[1]

Haenel wurde 1840 von Carl Gottlieb Haenel gegründet und baute zunächst Jagdwaffen und auch Bajonette für das Deutsche Heer nach dem Erster Weltkrieg begann 1921 mit dem Ingenieur Hugo Schmeisser die Entwicklung von automatischen Waffen bei Haenel.

1920 bis 1934

Gemeinsam mit seinem Bruder Hans Schmeisser gründete Hugo Schmeisser 1919 die „Industriewerk Auhammer Koch und Co.“ in Suhl. Unter den gegebenen Verhältnissen in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg lief dieses Unternehmen von Anfang an nicht gut. Trotz des Verbotes arbeitete Hugo Schmeisser an der Maschinenpistole. In diese Zeit fiel der erste Kontakt zur Firma Haenel. Das war der Beginn einer 20 Jahre währenden Zusammenarbeit mit Höhen und Tiefen. Zur Absicherung seiner Patentrechte gründete Hugo Schmeisser im Sommer 1922 eine zweite Firma unter dem Namen „Gebrüder Schmeisser“ in Suhl. Dieser unternehmerisch intelligente Schachzug sollte verhindern, dass im Konkursfall der Firma Auhammer sämtliche Patente verloren gingen. Da auch die Firma Haenel in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte, traten im Frühjahr 1925 die Gebrüder Schmeisser als Prokuristen in sie ein. Entscheidend war jedoch, dass die Firma Auhammer mit sämtlichen Aktiva und Passiva übernommen wurde. Unternehmerisch war somit ein Konkurs der Firma elegant verhindert worden. Eigenartigerweise blieben die Brüder Schmeisser Prokuristen der Firma Haenel, obwohl sie Anteilseigner waren und faktisch geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens.

Trotz der Bestimmungen des Versailler Vertrages liefen die Entwicklung und der Test von Maschinenpistolen durch Hugo Schmeisser konzentriert weiter. Im Jahr 1928 brachte er seine bei Haenel weiter entwickelte MP18 als MP28 heraus. Die MP28 benutzte ein 32schüssiges Stangenmagazin. Die MP28 war wieder ein zuschießender Rückstoßlader mit Masseverschluß. Die Waffe kam nach 1928 bei der deutschen Polizei zum Einsatz. Über einen Lizenzvertrag mit der belgischen Firma Bayard erfolgten Lieferungen nach Südafrika, Spanien, China und Japan. Noch fast zehn Jahre später kam die MP28 im spanischen Bürgerkrieg zum Einsatz. Trotz der konstruktiven Erfolge von Hugo Schmeisser geriet die Firma Haenel in den Jahren 1929 bis 1934 mehrmals in Konkursgefahr.[2]

1935 bis 1944

Um an den zu erwartenden staatlichen Rüstungsaufträgen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von 1933 entscheidend Teil zu haben, schlossen sich 1934 die 10 Suhler und Zella-Mehlisser Waffenbetriebe zu einer Vereinigung unter dem Namen „Vereinigte Suhl-Zella-Mehlisser Waffenfabriken“ zusammen. Diese Vereinigung organisierte die direkten Beziehungen zu den Dienststellen der Heeresverwaltung. Die einzelnen Waffenfabriken aus Suhl errichteten darüber hinaus eigene Büros in Berlin. [2]

Nach 1935 erlebte die Firma Haenel in der Waffenproduktion einen enormen Aufschwung. Im Gegensatz zu vielen anderen Ingenieuren und Konstrukteuren partizipierten die Brüder Schmeisser persönlich am Geschäft über Lizenzgebühren und Anteile am Gewinn.

Ab 1938 wurde bei Haenel eine neue automatische Waffe mit einem ebenfalls neuen Kaliber entwickelt. Diese neue automatische Waffe hatte eine Kurzpatrone, Kaliber 7,92 x 33 mm. Die Waffe sollte sich durch höhere Leistung von der MP38/40 absetzen und unter sparsamer Verwendung von Material in hoher Stückzahl produziert werden. Es entstand im spanlosen Blechformverfahren, die so genannte Blechprägetechnik und mit ihrer Hilfe der erste Maschinenkarabiner der Welt. Diese Waffe wurde zuerst unter der Bezeichnung Mkb42 bekannt, in der Folge unter MP43. Bereits 1943 wurden 10.000 Stück für die Front produziert, doch Hitler verbot im gleichen Jahr Weiterentwicklung und Produktion. Erst 1944, als die neue Waffe im Truppenversuch einen durchschlagenden Erfolgt hatte, genehmigte Hitler die Massenproduktion des inzwischen in MP44 umbenannten Gewehrs. Im April 1944 erhielt die neue Waffe die Bezeichnung „Sturmgewehr 44“.[1]

1945

Am 3. April 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt Suhl und verhängten sofort für alle Waffenfabriken ein Produktionsverbot. Ende Juni 1945 räumten die Amerikaner Thüringen, und die Rote Armee besetzte das Werk. Im August 1945 wurden 50 Sturmgewehre 44 aus vorhandenen Montageteilen zusammengebaut und von der Roten Armee zur technischen Auswertung in die Sowjetunion überstellt, gleichzeitig mit 10.785 Blatt technischer Zeichnungen zur Fertigung von Militärwaffen.[2]

Nachwirken und Gegenwart

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Werke von den Alliierten als Rüstungsbetrieb eingestuft, das Werk 1946 weitgehend demontiert und als Reparationszahlung in die Sowjetunion transportiert. Mit der Firma VEB Fahrzeug und Jagdwaffenwerk Suhl „Ernst Thälmann“ begann Ende der 1940er Jahre wieder die Waffenproduktion in Suhl.

Unter dem Namen Haenel Suhl wurden nach dem Krieg unter anderem Luftdruckgewehre und Jagdkarabiner hergestellt. Heute besitzt die Firma Merkel Jagd- & Sportwaffen GmbH die Lizenzrechte für Haenel Waffen.

Seit 2008 gibt es in Suhl wieder Gewehre der Marke Haenel. Die C.G. Haenel GmbH, Suhl, stellt diese Waffen im Verbund der Suhl Arms Alliance her, zu der unter anderem auch die Jagdgewehrmanufaktur Merkel gehört. Erstes Produkt des Unternehmens ist das Präzisionsgewehr-System RS8. Für 2009 ist ein Sortiment von Kipplauf-Jagdgewehren angekündigt.

Produkte

Weblinks

Literatur

  • Norbert Moczarski: Die Ära der Gebrüder Schmeisser in der Waffenfabrik Fa. C.G. Haenel Suhl 1921-1948. Ein weitgehend unbekanntes Kapitel Suhler Industriegeschichte. In: Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 1999, Hildburghausen

Einzelnachweise

  1. a bErma Werke – Hugo Schmeisser – C.G. Haenel“, Schmeisser-Sports, abgerufen 21. Januar 2009
  2. a b c Norbert Moczarski: Die Ära der Gebrüder Schmeisser in der Waffenfabrik Fa. C.G. Haenel Suhl 1921-1948. Ein weitgehend unbekanntes Kapitel Suhler Industriegeschichte. In: Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 1999, Hildburghausen, S. 237-268.

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