Aktion Z

Aktion Z

Die Aktion Z (tschechisch: Akce Z) war zu Zeiten der realsozialistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei eine nicht vergütete Tätigkeit der Bevölkerung. Es handelte sich dabei um verschiedene Hilfstätigkeiten in Bereichen, die seitens der staatlichen Verwaltung nicht erledigt wurden - sei es aus finanziellen Gründen oder infolge falscher Planung.

Offiziell handelte es sich - ähnlich wie bei den Subbotniks in der DDR - um eine freiwillige Arbeit. Wie im § 27,1 der Regierungsverordnung 14/1959[1] festgehalten wurde, handelte es sich um Pflegemaßnahmen (tschechisch: zvelebování). In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gehörten dazu typischerweise Aufräumarbeiten und Begrünung in Siedlungen.

Zunehmend hat diese Tätigkeit jedoch den Bereich der Selbsthilfe der Bürger verlassen und beinhaltete immer häufiger umfangreiche Aktionen im Bereich komplexer Investitionspläne der Wirtschaft. Es handelte sich dabei zum Beispiel um den Bau bzw. Modernisierung von Wohnungen und Siedlungen, um den Bau der Kanalisation usw.[2]; es wurde auf diese Art und Weise zahlreiche Gemischtwarenläden in kleineren Gemeinden wie auch zum Beispiel Kulturhäuser in den Städten gebaut.

Mit der Zeit wurden solche Tätigkeiten fest eingeplant, es gab Leitungsorgane, Richtlinien, methodische Anweisungen der Staatlichen Planungskommission, die Aktionen wurden in den Wirtschaftsplänen festgehalten und entsprechende Investitionen geplant: die freiwilligen Selbsthilfe ist zum festen Bestandteil des zentralen Entwicklungsplans geworden.[3]

Diese von der Staatsverwaltung forcierten Aktionen erreichten jedoch Ausmaße, die bereits Anfang der 70er Jahre in der Föderalen Versammlung angesprochen und kritisiert wurden. Einerseits werden die erreichten Werte und deren Anstieg um 30 Prozent zum Vorjahr stolz vermeldet[4], andererseits wird bemängelt, dass die Lösung nicht ersatzweise auf dem Gebiet der Selbsthilfe liegt (sie "haben nicht mehr den Charakter von Selbsthilfeaktionen"), sondern in einer "qualitativ besseren Vorbereitung und Ausarbeitung der Pläne für den Investitionsausbau", und es wird auch verklausuriert zugegeben, dass dies die künftige Bereitschaft der Bevölkerung beeinträchtigen könnte.[5]

Die für das Jahr 1972 bekannten Zahlen sind auch überzeugend: rechnet man alle neuen Werte zusammen, so betragen sie rund 10 Milliarden Kronen, was dem Staat Einsparungen im Haushaltsplan für Investitionen von rund 1573 Millionen Kronen brachte.[4] Unter den neu geschaffenen Werten, die rund 20 Prozent des Budgets der lokalen Behörden für Investitionen darstellen, werden alleine für das Jahr 1972 (in einem damals 15 Millionen Einwohner zählenden Staat) folgende Objekte genannt: 1408 km Kanalisation, 2396 km Verkehrswege, 113 neue Kindergärten, 38 Grundschulen, 61 Schulgärten, 48 Schulkantinen, 16 Kinderkrippen, 36 Schulwerkstätten, 1540 Buswartehallen, 63 Ärztehäuser, 609 Kultur- und ähnliche Häuser, 125 Turnhallen und ähnliche Sporteinrichtungen, 50.224 m2 Verkaufsfläche für diverse Läden usw.[4] Aus diesem Grunde wurde eine Richtlinie vorgeschlagen, die Summe auf 5 Millionen Kronen je Einzelaktion zu begrenzen.[5]

Nur scheinbar waren diese Aktionen freiwillig. In Wirklichkeit wurde ein gewisser Druck auf die Bürger ausgeübt, die Teilnahme an den Aktionen wurde dokumentiert, und mit Bürgern, deren Teilnahme unbefriedigend war, wurden zumindest Gespräche geführt, Konsequenzen am Arbeitsplatz angedroht usw.

Einzelnachweise

  1. Vládní nařízení 14/1959 / www.lexdata.cz Regierungsverordnung 14/1959 vom 14. März 1959 (tschechisch), abgerufen am 6. Juli 2009
  2. Vyhláška MF a SPK 118/1960 / www.lexdata.cz Bekanntmachung des Finanzministeriums und der Staatlichen Planungskommission 118/1960 vom 30. Juli 1960 (tschechisch), abgerufen am 6. Juli 2009
  3. Vyhláška MF a Státní banky 6/1964 / www.lexdata.cz Bekanntmachung 6/1964 des Finanzministeriums und der Staatsbank über die Finanzierung, insbes. Anmerkungen 15 und 18 (tschechisch), abgerufen am 6. Juli 2009
  4. a b c Protokol 8. schůze FS z 27.6.1973/1 / www.psp.cz Steno-Protokoll der Sitzung der Föderalen Versammlung vom 27. Juni 1973, 1. Teil (tschechisch), abgerufen am 6. Juli 2009
  5. a b Protokol 8. schůze FS z 27.6.1973/2 / www.psp.cz Steno-Protokoll der Sitzung der Föderalen Versammlung vom 27. Juni 1973, 2. Teil (tschechisch), abgerufen am 6. Juli 2009

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