Alles, was wir geben mussten (Roman)

Alles, was wir geben mussten (Roman)

Alles, was wir geben mussten ist der deutsche Titel des Romans Never Let Me Go des britischen Autors Kazuo Ishiguro aus dem Jahr 2005. Es handelt sich um die Erzählung einer jungen Frau. Sie berichtet über ihr Leben an einer Schule, die praktisch als Organreservoir dient. Alle Schüler dort sind Klone, die in die Welt gesetzt wurden, um später lebenswichtige Organe zu spenden. Die Schüler werden nur nach und nach mit den schrecklichen Wahrheiten, die ihre Leben vorbestimmen, konfrontiert, stets in einem Alter, in dem sie eigentlich nicht begreifen können, was es bedeutet.

Das Buch wurde 2005 für den höchsten britischen Buchpreis, den Booker Prize, nominiert. Zudem erhielt es Nominierungen für den Arthur C. Clarke Award (2006) und den National Book Critics Circle Award (2005). Time wählte es zum besten Roman des Jahres 2005 und nahm es in seine Liste der hundert besten englischsprachigen Romane von 1923 bis 2005 auf.[1] 2010 wurde der Roman unter der Regie von Mark Romanek und mit Carey Mulligan und Keira Knightley in den Hauptrollen verfilmt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Geschichte beginnt in Hailsham, einem Internat, und wird von Kathy H. erzählt, die noch einmal ihre Erinnerungen durchlebt. Hailsham liegt irgendwo in England, in einer schönen Landschaft und ist abgeschnitten von der Außenwelt. Kathy, ihre besten Freunde Ruth und Tommy und ihre Mitschüler wachsen in Hailsham auf und scheinen eine behütete Kindheit zu haben. Sie gehen in eine normal scheinende Schule, doch heißen bei ihnen die Unterrichtenden nicht Lehrer, sondern Aufseher, und schon früh wird ihnen gesagt, dass sie etwas Besonderes seien, anders sind als die Menschen „draußen“. Alle Hailshamkollegiaten haben nämlich eine schreckliche Bestimmung: Ihre Existenz dient allein dem Zweck, ihre lebenswichtigen Organe den Menschen zu spenden. Die Geschöpfe sind allein zu dem Zweck da, sich lebendig verstümmeln zu lassen bis zum Tode – damit andere, die sie in Auftrag gegeben haben, weiterleben können. Hailsham ist eine Eliteaufzucht für menschliche Klone, nichts anderes als ein Ersatzteillager für Organe.

In Hailsham ist das Malen und Zeichnen eine zentrale Aufgabe der Schüler und ist sehr wichtig. Sie malen also sehr viel und müssen sehr kreativ sein. Tommy allerdings ist nicht kreativ und hat auch keine Begabung für Kunst, deshalb wird er von seinen Mitschülern gehänselt. Tommy tut Kathy leid, und sie möchte ihm helfen. Dadurch fasst Tommy Vertrauen zu Kathy und sie werden Freunde. Wie schon erwähnt, ist das Zeichnen sehr wichtig, denn drei bis vier Mal im Jahr kommt eine Frau, schlicht Madame genannt, und nimmt die schönsten Arbeiten mit. Diese kommen dann in die sogenannte Galerie. Eine andere Freundin von Kathy ist Ruth. Obwohl Ruth die geborene Anführerin ist, prahlt und flunkert, viel Macht hat und manchmal Kathy ausnutzt, sind sie beste Freundinnen. Und obwohl Tommy seine geheimsten Ängste und Wünsche Kathy anvertraut, geht er eine Liebesbeziehung mit Ruth ein.

Die Kollegiaten werden über ihre Herkunft, Bestimmung und Zukunft im Dunkeln gelassen. Ihnen wird nur sehr wenig gesagt, doch stellen die Schüler keine Fragen und gehen dem Thema aus dem Weg. Doch das Wenige an Information, das sie bekommen, nehmen sie einfach als selbstverständlich hin.

Wenn die Kollegiaten 16 Jahre alt werden, müssen sie Hailsham verlassen und kommen in Cottages, in welchen sie auch mit Klonen aus anderen Internaten zusammenleben. Dort gibt es keine Aufseher, sie sind also auf sich selbst gestellt und können dort leben, bis sie eine Ausbildung als Betreuer beginnen oder gleich zum Spender werden. Werden sie Betreuer, dann betreuen sie die verschiedensten Spender nach Ihren Spenden, bis sie letztendlich irgendwann selbst einen „Bescheid“ über Ihre erste Spende bekommen. In den Cottages kommt das Gerücht auf, dass Liebespaare aus Hailsham eine Zurückstellung von drei Jahren erhalten können, sodass sie noch ein bisschen Zeit für sich haben, bevor sie mit dem Spenden beginnen, wenn sie beweisen können, dass sie sich wirklich lieben. Tommy glaubt bzw. hofft auf diese Möglichkeit und legt sich seine eigene Antwort dafür zurecht. Er denkt, dazu sei die Galerie da. Anhand der Bilder, welche im Verlauf der Jahre in Hailsham von Madame mitgenommen werden, könne sie dann erkennen, dass man sich wirklich liebt. Da von Tommy nie ein Bild für die Galerie ausgelesen wurde, beginnt er zu zeichnen, um dann später mit Kathy einen Aufschub zu erhalten, was allerdings nie zustande kommt.

Nach einem Streit mit Ruth, den diese wegen Tommy beginnt, verlässt Kathy die Cottages und beginnt mit ihrer Ausbildung als Betreuerin. Während Kathy als Betreuerin einer anderen Spenderin beisteht, trifft sie in dem „Krankenhaus“ auf Ruth. Ruth hat schon zwei mal gespendet und ist in schlechter Verfassung. Sie freut sich sehr über das Wiedersehen und möchte zusammen mit Kathy Tommy besuchen, der auch mittlerweile Spender ist. Ruth entschuldigt sich für alles, was sie sich in ihrer unvollkommenen Persönlichkeit zu Schulden hat kommen lassen: dass sie Kathy belogen habe, dass sie versucht habe, Tommy und Kathy voneinander fernzuhalten, obwohl sie doch von Anfang an zusammen gehört hätten, und dass sie das alles wieder gutmachen möchte. Sie gibt Tommy die Adresse von der Frau mit der Galerie, Madame, die so schwer ausfindig zu machen gewesen war, und bittet Tommy und Kathy, dorthin zu gehen, um einen Aufschub füreinander zu erhalten. Bei Ihrer dritten Spende stirbt bzw. „vollendet“ Ruth, und Kathy wird Tommys Betreuerin und Freundin. Sie beschließen diese Frau aufzusuchen, um einen Aufschub zu erbitten. Doch die Frau erklärt ihnen bei ihrem Treffen, dass es einen solchen Aufschub nie gegeben habe, dass das alles nur ein Gerücht sei. Die Galerie sei allein zu dem Zweck entstanden, den Menschen zu zeigen, dass Klone auch eine Seele und Gefühle haben und sich vom natürlich geborenen Menschen praktisch nicht unterscheiden. Die Menschen wollten die Existenz von Klonen verdrängen und lieber glauben, dass die Organe in einem Vakuum heranwüchsen. Die Menschen glaubten, dass die Klone keine Seele hätten, und so nicht ganz so menschlich seien, sodass es keine Rolle spiele, sie zu nutzen. Hailsham hingegen gebe den Klonen die Möglichkeit, in einer kultivierten und humanen Umgebung aufzuwachsen und ihnen wenigstens für ein paar Jahre ein menschenwürdiges Leben zu gewähren. Außerdem bestätigt Madame Kathy und Tommy, dass ihre „Bewegung“ bankrott sei und Hailsham bereits seit Jahren geschlossen sei.

Kurz darauf stirbt Tommy nach seiner vierten Spende, und Kathy fängt nach 12 Jahren Dasein als Betreuerin zu spenden an, bis auch sie sterben wird.

Ausgabe

  • Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten. Blessing, München 2005, ISBN 3-89667-233-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lev Grossmann Never Let Me Go (2005), by Kazuo Ishiguro. In Lev Grossman, Richard Lacayo: ALL TIME 100 Novels. Time am 16. Oktober 2005
  2. Alles, was wir geben mussten (Verfilmung) Website zur Verfilmung. Abgerufen am 23. März 2011

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