- Kazuo Ishiguro
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Kazuo Ishiguro OBE (jap. 石黒一雄 Ishiguro Kazuo; * 8. November 1954 in Nagasaki, Japan) ist ein britischer Schriftsteller japanischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ishiguro wurde in Japan geboren und lebte dort bis 1960. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie ins Vereinigte Königreich, wo der Vater als Ozeanograph im Auftrag der britischen Regierung zunächst für einen begrenzten Zeitraum von ein bis zwei Jahren forschen sollte. Aus dem vorübergehenden Aufenthaltsort wurde schließlich der feste Wohnsitz der Familie. Kazuo Ishiguro wuchs in Guildford, Surrey, auf. Ishiguro studierte zunächst Englisch und Philosophie an der University of Kent in Canterbury (B.A. 1978) und besuchte später Malcolm Bradburys „Creative Writing Course“ an der University of East Anglia, Norwich, wo er im Jahr 1980 seinen M.A. in Literatur absolvierte. Bereits während dieser Zeit schrieb Ishiguro erste Kurzgeschichten, die allesamt veröffentlicht wurden und ihm einen Vertrag für seinen ersten Roman einbrachten, bevor dieser überhaupt vollendet war. Er engagierte sich in den 1980er Jahren an zahlreichen sozialen Projekten. Dabei lernte er auch seine Frau kennen, die er 1986 heiratete. Heute lebt er mit seiner Frau und seiner Tochter in London.
Werk
Seine ersten beiden Romane A Pale View of Hills (1982) (dt.: Damals in Nagasaki, 1984) und An Artist of the Floating World (1986) (dt.: Der Maler der fließenden Welt, 1988) befassen sich mit den japanischen Kriegserfahrungen während des 2. Weltkriegs und dem Umgang der Hauptfiguren mit diesen. Beide Romane handeln von sich entfremdenden Familien und der Suche nach Identität. Für seinen dritten und wohl bekanntesten Roman The Remains of the Day (Was vom Tage übrigblieb, 1989), erhielt er den Booker Prize. Dieses Werk wurde 1993 mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt. Der Roman handelt von einem alternden Butler, Stevens, der sich auf eine Reise durch England begibt, die zugleich eine Reise in die Vergangenheit für Stevens wird. Der Roman thematisiert auf einer anderen Erzählebene zugleich den Übergang Englands in das postkoloniale Zeitalter. Als weitere Romane folgten The Unconsoled (1995) (dt.: Die Ungetrösteten, 1995), eine emotionale Reise eines berühmten Pianisten und im Jahre 2000 veröffentlichte Ishiguro When We Were Orphans (2000) (dt.: Als wir Waisen waren), einen Detektivroman, der sowohl in England als auch in China spielt.
Sein 2005 erschienener Roman Alles, was wir geben mussten über menschliche Klone als Organspender bzw. „Ersatzteillager“ galt für viele Kritiker als die wichtigste Erzählung des Jahres (z.B. »Kulturzeit« in 3Sat vom 24. November 2005). So schreibe Ishiguro gegenwärtig das vielleicht schönste Englisch. Der Roman wurde 2010 ebenfalls unter dem Titel Alles, was wir geben mussten verfilmt. Ishiguro schrieb zudem Kurzgeschichten, zwei Fernseh-Dramen und ein Drehbuch. Für die 2007 veröffentlichte CD von Stacey Kent: „Breakfast on the morning tram“ schrieb er vier Liedtexte.
Ishiguros Werk wurde bisher in 28 Sprachen übersetzt.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1986: Whitbread Book Award für An Artist of the Floating World
- 1989: Booker Prize für The Remains of the Day
- 1995: Officer des Order of the British Empire
- 1998: Chevalier de l' Ordre des Arts et des Lettres
- 2006: Corine-Belletristikpreis für Alles, was wir geben mussten
Romane und Erzählungen
- A Pale View of Hills, London 1982. Deutscher Titel: Damals in Nagasaki.
- An Artist of the Floating World. London 1986. Deutscher Titel: Der Maler der fließenden Welt.
- The Remains of the Day. London 1989. Deutscher Titel: Was vom Tage übrig blieb.
- The Unconsoled. London 1995. Deutscher Titel: Die Ungetrösteten.
- When We Were Orphans. London 2000. Deutscher Titel: Als wir Waisen waren. Hamburg 2000. ISBN 3-442-72981-5.
- Never Let Me Go. London 2005. Deutscher Titel: Alles, was wir geben mussten. München 2005. ISBN 978-3-442-73610-2.
- Nocturnes: Five Stories of Music and Nightfall. London 2009. Deutscher Titel: Bei Anbruch der Nacht.
Drehbücher
- A Profile of Arthur J. Mason. Film 1984, Regie: Michael Whyte 1984.
- The Gourmet, Kurzfilm 1986. Regie: Michael Whyte
- The Saddest Music in the World. 2003, Drehbuch zu einem Film mit Isabella Rossellini, Regie Guy Maddin
Literatur
- Fricke, Stefanie: „Kazuo Ishiguro.“ In: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Edition Text und Kritik, 2009.
- Lewis, Barry: Kazuo Ishiguro. Manchester: Manchester Univ. Press, 2000.
- Matthews, Sean und Sebastian Groes, eds.: Kazuo Ishiguro: Contemporary Critical Perspectives. London: Continuum, 2009.
- Petry, Mike: Narratives of Memory and Identity: The Novels of Kazuo Ishiguro. Frankfurt/M.: Lang, 1999.
- Shaffer, Brian W.: Understanding Kazuo Ishiguro. Columbia: Univ. of South Carolina Press, 1998.
- Shaffer, Brian W. und Cynthia F. Wong, eds.: Conversations with Kazuo Ishiguro. Jackson: Univ. Press of Mississippi, 2008.
- Wong, Cynthia F.: Kazuo Ishiguro. 2nd ed. Tavistock: Northcote House, 2005.
Weblinks
- Literatur von und über Kazuo Ishiguro im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kazuo Ishiguro in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- „In Seifenblasen leben wir alle“, taz, 28. September 2005, Interview
- „Lass mich niemals los“, Die Zeit, 3. November 2005, Nr. 45, Besprechung von „Alles, was wir geben mussten“
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