Altes Palais (Hannover)

Altes Palais (Hannover)
Um 1858: Das Palais und das neue Schloss zu Hannover an der Leinstraße, Stahlstich nach einer Zeichnung von Georg Osterwald

Das Alte Palais stand in Hannover an der Stelle des heutigen Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platzes und des Niedersächsischen Sozialministeriums. Es wurde im Lauf seiner Geschichte auch Palais von dem Bussche und Palais an der Leinstraße genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Johann Clamer von dem Bussche († 1766), Staatsminister und Geheimer Rat, erwarb gegenüber dem Leineschloss 1751–52 zunächst drei Häuser, um nach deren Abriss ein rund 39 m langes, dreigeschossiges Palais in spätbarocken Formen zu bauen; das „Palais von dem Bussche“. Der Architekt ist unbekannt, könnte aber [1] Johann Paul Heumann (1703–1759) oder der Festungsbaumeister Johann Georg Dinglinger (1702–1785) gewesen sein, der auch das Vorwort zu dem Stichwerk (Hg. 1759: Georg Moritz Lowitz in Göttingen) zu dem Palais geschrieben hat.

1768–86 wohnte hier Karl von Mecklenburg-Strelitz, hier wurden hier auch seine Töchter Luise geboren (die spätere Königin von Preußen) und Friedrike, die spätere Königin von Hannover.

1786 kaufte Herzog Friedrich von York das Palais und ließ 1789 das rechte Nachbarhaus um- oder[2] neubauen. 1797 kaufte der Oberkommissar (Kaufmann) Eckhard das Palais, um es 1799 an die Königliche Kammer weiter zu verkaufen.

Der König wiederum schenkte es 1802 seinem Bruder Prinz Adolph. Für diesen und dessen Familie baute der Hofarchitekt Laves 1814–20 das Palais um: Durch neue Hofbauten und den Erwerb des linken Nachbarhauses 1818 wurde es sehr erweitert, neu dekoriert und möbliert.

1830 wurde das Palais zur künftigen königlichen Winterresidenz bestimmt. Dadurch wurde das gegenüberliegende Leine-Schloss zum reinen Repräsentationsbau, der aber wohl[3] kurz danach durch einen unterirdischen Gang mit dem Alten Palais verbunden wurde.

Nach dem Ankauf durch König Wilhelm IV ließ dieser seinen Bruder weiterhin dort wohnen. 1837/38 wurde der Mitteleingang geschlossen und das Erdgeschoss des Palais für König Ernst August I zur Wohnung umgebaut, während das Obergeschoss für Königin Friederike gestaltet wurde. König und Königin, beide starben später hier im Alten Palais. 1838 wurde durch den Zukauf des angrenzenden Schreihagenschen/Arnswaldschen Hauses und weiterer Hinterhäuser auch ein Zugang vom und zum Marktplatz erworben.

Der Name „Altes Palais“ entstand wahrscheinlich[2] ab circa 1853, nachdem für den Nachfolger König Georg V. 1851/52 das Wangenheim-Palais als „Neues Palais“ eingerichtet wurde.

1853–93 fungierte das Alte Palais als Königliche Privatbibliothek sowie für die Waffensammlung und das Münzkabinett (danach wurde das Gebäude von der Cumberlandschen Vermögensverwaltung genutzt).

1859–66 nutzte ein Ministerium des Königlichen Hauses den Südflügel, während (ebenfalls bis 1866) die Englische Gemeinde in einem Saal des Alten Palais ihre Gottesdienste abhielt.

Bei den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1943 zerstört.

Abbildungen (unvollständig)

  • 1759: Johann Georg Dinglinger gab in Göttingen ein Stichwerk heraus, zu dem der Festungsbaumeister Johann Georg Dinglinger (1702–1785) ein Vorwort schrieb.

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Amt: Georg Friedrich Dinglinger. Neue Forschungsergebnisse…, in: Hannoversche Geschichtsblätter (HG), Jg. 1-32, Hannover 1898-1930; Neue Folge (NF): Jg./Bd. 1ff, Hannover 1931ff; hier: NF 48 (1994), S. 200
  • Th. Dann: Höfische Wohnkultur im Wandel. Das Alte Palais in Hannover und seine Ausstattung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; in: HG NF 50 (1996), S. 85–126
  • V. C. Habicht: G. F. Dinglinger, der Meister des Palais an der Leinstraße, in: HG 18 (1915), S. 457–466
  • V. C. Habicht: G. F. Dinglinger. Ein Beitrag…; in: HG 19 (1916), S. 271–287
  • Günther Kokkelink und Harold Hammer-Schenk (beide Hg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im 19. Jahrhundert, Hannover 1989; hier: S. 500–502
  • Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Stadt Hannover, 2 Teile, 1932; hier: T. 1, S. 304–310, 423f.
  • Helmut Knocke in: Stadtlexikon Hannover / Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2009, (ISBN 978-3-89993-662-9). Hier: S. 20f.

Einzelnachweise

  1. Stadtlexikon Hannover…S. 20f
  2. a b Stadtlexikon Hannover…, S. 21
  3. Stadtlexikon Hannover…, S. 12
52.3707578147229.7339323163889

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