- Anhaltische Philharmonie
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Die Anhaltische Philharmonie ist ein historisch gewachsener Klangkörper. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist der niederländische Dirigent Antony Hermus Chefdirigent der Anhaltischen Philharmonie und Generalmusikdirektor des Anhaltischen Theaters Dessau.
Geschichte
Die Anfänge reichen in das Jahr 1766 zurück, als Friedrich Wilhelm Rust auf Wunsch des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau mit dem Aufbau einer Hofkapelle begann. Musizierten damals kaum mehr als ein Dutzend ständige Mitglieder, so erhöhte sich ihre Zahl in den nächsten Jahren bereits derart, dass anspruchsvolle Konzerte, die über den Rahmen der üblichen Hofmusik hinausgingen, veranstaltet werden konnten. So erklang zum Karfreitag 1768 C. H. Grauns Passionsoratorium „Der Tod Jesu“ in der Johanniskirche, und am 3. Januar 1770 eröffnete Rust mit seiner Kapelle eine Reihe von Liebhaberkonzerten gegen Abonnement und Eintritt. 1775 erfolgte Rusts Ernennung zum „Fürstlichen Musikdirektor“. Seit 1794, dem Jahr des festen Engagements einer Theatertruppe in Dessau, bilden die Musiker eine unverzichtbare Säule für Musiktheateraufführungen aller Genres. Frühzeitig setzte man sich in Dessau für das Schaffen Wolfgang Amadeus Mozarts ein.
1820 konnte mit dem als Oratorienkomponist bekannten Friedrich Schneider ein neuer fähiger Leiter für die Herzogliche Hofkapelle engagiert werden. In die 33 Jahre seines Wirkens fallen wichtige Opernerstaufführungen (u.a. Beethoven, Weber, Rossini, Lortzing), die Schaffung der Anhaltischen Musikfest-Tradition und das legendäre Virtuosenkonzert Niccolò Paganinis (1829).
Eduard Thiele, Schüler Schneiders und 1853 dessen Nachfolger als Hofkapellmeister, wurde zum Begründer der Dessauer Wagner-Tradition (1857 „Tannhäuser“, 1867 „Lohengrin“, 1869 „Meistersinger“). Persönliche Begegnungen zwischen Wagner und den Dessauer Künstlern förderten das gegenseitige Verständnis. Und so vermochten die Dessauer 1876 dem Orchester der ersten Bayreuther Festspiele 12 Musiker beizusteuern, u.a. den Hornisten Karl Demnitz, der als erster den „Siegfried-Ruf“ blies und dafür Wagners besonderes Lob erntete. Doch auch in Dessau selbst nahmen die Wagner-Aufführungen am Ende des Jahrhunderts zu. Schon 1893 brachte August Klughardt (Hofkapellmeister von 1882 bis 1902) den gesamten „Ring des Nibelungen“ zur geschlossenen Aufführung. Aus jener Zeit stammt der Ruf Dessaus als „Bayreuth des Nordens“.
In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg gab es mit Generalmusikdirektor Franz Mikorey eine umfangreiche Gastspieltätigkeit, die das Opernensemble und mit ihm das stets gerühmte Orchester u.a. nach Budapest und Bukarest führten. Neu in den Konzerten jener Ära waren Kompositionen von Bruckner, Liszt und Richard Strauss. Nach der kurzen Amtszeit von Hans Knappertsbusch (1919 – 1922) erlebten die Dessauer in den zwanziger Jahren unter den Chefdirigenten Franz von Hoeßlin und Arthur Rother eine große Anzahl von Ur- und Erstaufführungen neuer avantgardistischer Werke in Oper und Konzert. Es erklang erstmals Musik von Arnold Schönberg, Kurt Weill (geb. 1900 in Dessau), Ernst Krenek, Igor Strawinsky und Béla Bartók. Bedeutende Künstler wurden als Gäste gewonnen, so die Dirigenten Hans Pfitzner und Hermann Abendroth oder die Pianisten Edwin Fischer und Wilhelm Kempff. Generalmusikdirektor Helmut Seidelmann (1934 – 1951) blieb es vorbehalten, das Orchester über die schwierige Zeit von Faschismus, Krieg und Nachkrieg zu führen. Er stand am Pult, als das neue Theatergebäude 1938 mit dem „Freischütz“ eröffnet und nach der Zerstörung 1949 mit der „Zauberflöte“ wiedereröffnet wurde.
1954 begann mit dem Amtsantritt von Dr. Heinz Röttger (1909 – 1977) eine der fruchtbarsten Epochen der Orchestergeschichte. Der als Dirigent, Orchestererzieher, Kammermusiker und Komponist gleichermaßen geschätzte Künstler war in allen Stilbereichen zu Hause. Die Richard-Wagner-Festwochen der fünfziger und sechziger Jahre gestalteten sich unter seiner Leitung zu herausragenden künstlerischen Ereignissen. Röttgers besonderes Anliegen galt darüber hinaus der Neuen Musik, die er regelmäßig in seine Konzertprogramme aufnahm. Seine Nachfolger auf der Position des Chefdirigenten, Manfred Hänsel, Wolfgang Wappler und Hans-Jörg Leipold, knüpften an die großen Traditionslinien (Wagner-Verdi-Strauss-slawische Komponisten) an und setzten eigene Akzente. Im Herbst 1991 wurde das 225-jährige Orchesterjubiläum mit einer Festwoche feierlich begangen.
Von 1992 bis 1995 war Professor Daniel Lipton künstlerischer Leiter des Ensembles, das seit Oktober 1992 den Namen „Anhaltische Philharmonie Dessau“ führt. Im Amt des Chefdirigenten folgten 1996 der Österreicher Carlos Kalmar (bis Sommer 2000) und 2001 Golo Berg (bis 2009). Gastverpflichtungen des Orchesters außerhalb Dessaus (z.B. wiederholt zum Classic Open Air auf dem Berliner Gendarmenmarkt, zu Konzerten im Konzerthaus Berlin, Tournee mit dem Tenor José Cura, Japan-Tournee des Anhaltischen Theaters Dessau mit „Salome“ und „Der fliegende Holländer“) sowie Rundfunk-Mitschnitte und CD-Produktionen zeugen von der überregionalen Reputation des Orchesters. Im August 2009 trat der Niederländer Antony Hermus das Amt des Chefdirigenten an.[1]
Einzelnachweise
Weblinks
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