- Anusch-Tegin Ghartschai
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Anusch-Tegin (oder Nusch-Tegin) Ghartscha(i) (persisch انوشتکین/نوشتکین غرجۀى/غرجه, DMG Anūš-Tegin/Nūš-Tegin Ġarčaʾī/Ġarča) war ein türkischer Militärsklave im Dienste der Großseldschuken[1] und ab ca. 1077 Gouverneur der zentralasiatischen Provinz Choresmien. Seine Nachkommen, die Choresm-Schahs aus der (nach ihm benannten) Dynastie der Anuschteginiden (Anūšteginiden), nutzten später den Niedergang der Großseldschuken, um sich unabhängig zu machen, und errichteten im Verlauf des 12. und frühen 13. Jahrhunderts ein kurzlebiges Großreich.
Anusch-Tegin stammte aus der Gebirgsregion Ghartschistan (Ġarčistān) im Nordwesten des heutigen Afghanistans und war möglicherweise chaladschischer oder qiptschaqischer Herkunft.[1] Zusammen mit dem Emir Bilge-Tegin, welcher ihn einst als Ghulam (Ġulām) rekrutiert hatte, wurde er 1073 vom seldschukischen Sultan Malik-Schah I. damit beauftragt, die Gebiete im Norden Chorasans, die kurz zuvor von den Ghaznawiden annektiert worden waren, zurück zu erobern. Anschließend ernannte ihn der Sultan sogar zu seinem tascht-dar (persisch طشتدار, DMG ṭašt-dār, „Bewahrer der (königlichen) Waschschüssel“) und nachdem es damals offenbar üblich geworden war, dieses Amt speziell mit den Einnahmen aus Choresmien zu finanzieren, wurde Anusch-Tegin schließlich auch als schihna (šiḥna) ebenjener Randprovinz eingesetzt. Es gibt allerdings keine Informationen darüber, ob er dieses Gouverneursamt tatsächlich ausgeübt hat; wahrscheinlich bekleidete er es Zeit seines Lebens nur nominell, d.h. ohne jemals selbst in Choresmien gewesen zu sein.
Auch über Anusch-Tegins Ende ist im Grunde nichts bekannt. Im Jahre 1097 wird Choresmien den Quellen nach von einem Ghulam namens Ekintschi b. Qotschqar (Ekinči b. Qočqar) regiert, welcher den traditionellen Titel „Choresm-Schah“ (Ḫvārazm-Šāh) wiederbelebte. Anusch-Tegins Sohn, Qutb ad-Din Muhammad (Quṭb ad-Dīn Muḥammad), konnte sich jedoch noch im selben Jahr als Nachfolger seines Vaters durchsetzen und – die Dynastie der Anuschteginiden begründend – die Herrschaft in Gurgandsch (Gurgānǧ) übernehmen.
Quellen und Literatur
- ʿAlāʾ ad-Dīn ʿAṭāʾ Malik Ǧuvainī: Taʾrīḫ-i ǧahān-gušāh in Übersetzung von John Andrew Boyle: The History of the World-Conqueror, Manchester 1958 (S. 277 f.)
- Ibn al-Aṯīr: Al-Kāmil fi ʼt-taʾrīḫ ed. von Carolus Johannes Tornberg: Chronicon quod perfectissimum inscribitur, Lugdunum Batavorum (Leiden) 1867-1874 (Band X, S. 267)
- Wilhelm Barthold: Turkestan down to the Mongol invasion (E. J. W. Gibb Memorial Series), London 1928 (S. 323 f.)
- Clifford Edmund Bosworth: Artikel „ANŪŠTIGIN ḠARČAʾĪ“ (15. Dezember 1986) in: Encyclopaedia Iranica, Online Edition
Einzelnachweise
Kategorien:- Choresm-Schah
- Geboren im 11. Jahrhundert
- Gestorben im 11. oder 12. Jahrhundert
- Mann
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