Areopagitica

Areopagitica
Deckblatt der Publikation der Areopagitica von 1644

Ein 1644 unter dem Titel Areopagitica. A Speech of Mr. John Milton for the Liberty of Unlicens´d Printing. To the Parlament of England von John Milton verfasstes, an das englische Parlament gerichtete Traktat gegen die von diesem 1643 wieder eingeführte Praxis der Vorzensur (licensing), welche die Zustimmung staatlicher oder religiöser Autoritäten zur Voraussetzung von Druck und Publikation eines Buches machte. Das Traktat argumentiert nicht gegen eine Nachzensur, i.e. das eventuelle Verbot eines Buches nach der Publikation. Milton orientierte sich bei der Schrift an einem antiken Vorbild desselben Titels von Isocrates.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Argumentation

Miltons zentrales Argument ist der negative Einfluss der Vorzensur auf die Verbreitung der Wahrheit. Die Vorzensur schadet – als ein auch vom Protestantismus übernommenes Mittel der katholischen Inquisition – indem sie die Verbreitung der Wahrheit zum Amt von wenigen Personen mit zweifelhafter Qualifikation macht und damit im schlimmsten Fall ein gutes Buch unterdrückt, den Menschen dadurch Wahrheit vorenthält und damit, in Miltons Worten, ein Verbrechen begeht, dass einem Mord an einem Menschen gleichkommt. Sie nützt auch niemanden, weil selbst die Unterdrückung von realen Irrtümern der Wahrheit überhaupt nicht zuträglich ist. Denn in einer offenen Auseinandersetzung, so Milton, sei die Wahrheit dem Irrtum letztlich immer überlegen. Er geht sogar davon aus, dass die Wahrheit sich erst in dieser Auseinandersetzung mit dem Irrtum durchsetzt und zeigt, und schreibt ihr dann, ähnlich der Tugend, die das Laster kennt und ihm dennoch widersteht, einen höheren Wert zu. Aus diesen Gründen ist ein Vorzensur abzulehnen.[3]

Bedeutung

Miltons Traktat wird von einigen Autoren als locus classicus der Argumente gegen die Vorzensur betrachtet.[2] A. C. Grayling behauptet in seinem Buch „Freiheit, die wir meinen“ sogar, Milton habe mit seinem Traktat und der Behauptung, dass die Masse eher die Wahrheit finden könne als wenige Amtsinhabern, den Keim der britischen Demokratie gelegt.[4] Der konkreten Absicht der Schrift war mit 51 jähriger Verspätung Erfolg beschieden: Das englische Parlament erneuerte 1695 den licensing act nicht mehr.

Fußnoten

  1. „Milton, John.“ In: Encyclopædia Britannica. Encyclopaedia Britannica Ultimate Reference Suite. Encyclopædia Britannica, Chicago 2010.
  2. a b „censorship.“ In: Encyclopædia Britannica. Encyclopaedia Britannica Ultimate Reference Suite. Encyclopædia Britannica, Chicago 2010.
  3. John Milton: Areopagitica. In: Literature of Renaissance England. In: The Oxford Compendium of Literature.
  4. A. C. Grayling: Freiheit, die wir meinen. S. 97.

Quellen

  • John Milton: Areopagitica. In: Literature of Renaissance England. In: The Oxford Compendium of Literature. Oxford University Press, London/New York/Toronto 1973.
  • A. C. Grayling: Freiheit, die wir meinen. Bertelsmann, München 2007, ISBN 978-3-570-00851-5.
  • „censorship.“ In: Encyclopædia Britannica. Encyclopaedia Britannica Ultimate Reference Suite. Encyclopædia Britannica, Chicago 2010.
  • „Milton, John.“ In: Encyclopædia Britannica. Encyclopaedia Britannica Ultimate Reference Suite. Encyclopædia Britannica, Chicago 2010.

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