Mechanische Reanimationshilfe

Mechanische Reanimationshilfe
Mechanische Reanimationshilfe AutoPulse

Mechanische Reanimationshilfen sind Geräte, die bei der Reanimation im präklinischen und klinischen Bereich eingesetzt werden. Sie führen die Kompressionen des Thorax während der Reanimation selbstständig durch oder erleichtern sie mechanisch. Sie sollen für eine effektivere Reanimation des Patienten sorgen, indem Ermüdungserscheinungen und Ungenauigkeiten bei der Thoraxkompression durch den Helfer verhindert oder verringert werden. Vollautomatische Geräte bieten darüber hinaus noch den Vorteil, dass der Helfer, der bisher für die Thoraxkompressionen zuständig war, nach dem Anlegen des Geräts weitere Maßnahmen durchführen kann, sowie dass ein Transport unter laufender Reanimation ohne die sonst üblichen Qualitätsverluste ermöglicht wird.

Ein Nachteil an allen Geräten ist, dass sie bei Patientengruppen wie sehr stark Übergewichtigen aufgrund des vergrößerten Thoraxumfangs häufig nicht zum Einsatz kommen können und dass das Rettungsdienstpersonal ein weiteres Gerät zum Patienten mitnehmen muss. Darüber hinaus muss die Reanimation unterbrochen oder der Anfang hinausgezögert werden, um das jeweilige Gerät am Patienten anzubringen.

Die Geräte orientieren sich in Deutschland dabei an den 2005er Guidelines des ERC zum Thema Reanimation[1], bezogen auf Drucktiefe, Druckpunkt und Frequenz der Kompressionen.

Obwohl diese Geräte sowohl im klinischen als auch im präklinischen Bereich genutzt werden, ist die Effektivität momentan nicht abschließend durch Studien gesichert. Studien behandeln schwerpunktmäßig die Verbesserung der koronaren Perfusion, das Wiederauftreten einer eigenständigen Zirkulation (sog. Return of spontaneous circulation) und das Outcome des Patienten, vor allem bezogen auf das Überleben des akuten Kreislaufstillstands als auch das Überleben nach mehreren Tagen und das Neurologische Outcome (neurologische Schäden des Patienten). Die Studienergebnisse sind von Gerät zu Gerät teilweise stark unterschiedlich.

Beispiele für im Einsatz befindliche Geräte

Animax

Animax ist ein von der Firma Alber Antriebstechnik GmbH hergestelltes Gerät, das über einen Hebel, der von einem Helfer gedrückt wird, die Kompression des Thorax durchführt.

Durch den Hebel verringert sich die aufzubringende Kraft, gleichzeitig ist das Gerät auf eine bestimmte Drucktiefe eingestellt, was die Reanimation optimieren soll. Weiters gibt es eine Geräteausführung, die während der Kompressionen über eine Beatmungsmaske, die dem Patienten aufgezogen wird, automatisch noch durch den auf den Hebel einwirkenden Druck Beatmungen durchführt. Vorteile des Systems sind, dass es ohne Stromzufuhr bzw. Pressluftzufuhr auskommt und es in der Ausführung mit Beatmungsmaske eine effektive Reanimation auch für einzelne Helfer ermöglichen soll.

AutoPulse

Der von der Firma Zoll hergestellte AutoPulse ist eine automatische mechanische Reanimationshilfe, die aus einem Rückenbrett und einem darauf ansetzenden Komprimierungsband besteht, das um den Brustkorb des Patienten herum gelegt wird.

In Tierversuchen zeigte das Gerät hervorragende Ergebnisse und war Studien zufolge der manuellen Thoraxkompression, sowohl was die Vitalparameter während der Reanimation anging als auch auf das Outcome der Versuchstiere bezogen, weit überlegen.[2][3]

Die AHA hat die Geräte in ihren Guidelines zur Reanimation 2005 in der Kategorie IIb aufgenommen („mittleres bis gutes Evidenzniveau – akzeptabel und sinnvoll »Therapieoption«“)[4]. Die Studienlage im klinischen und präklinischen Bereich ist allerdings gespalten und bisher nicht abschließend auszuwerten. Alle Studien beim Menschen weisen zwar bisher auf eine verbesserte Koronarperfusion während der Reanimation[5] und eine erhöhte Häufigkeit der Wiederherstellung einer Spontanzirkulation[6][7] hin, eine großangelegte randomisierte klinische Studie zum Vergleich zwischen manueller Thoraxkompression und Reanimation mit dem AutoPulse wurde jedoch vorzeitig abgebrochen, da die Patientengruppe mit AutoPulse ein vergleichsweise schlechteres Outcome hatte.[8] Andere Studien, unter anderem aus dem präklinischen Bereich, ergaben eine verbesserte Durchblutung während der CPR und ein verbessertes Outcome der Patienten.[9]

Lund University Cardiac Assist System

Das Lund University Cardiac Assist System (LUCAS) ist ein von der Firma Jolife hergestelltes und in Deutschland von der Firma Medtronic vertriebenes Gerät mit einem Kompressionsbalken am oberen Teil, das um den Brustkorb des Patienten geschnallt wird.

Der Balken drückt dann mit konstantem Druck auf das Sternum des Patienten. Das Gerät gibt es inzwischen in zwei Ausführungen: LUCAS 1, der gasbetrieben ist und LUCAS 2, der mit Strom betrieben wird. Erste Studien scheinen die Überlegenheit gegenüber der manuellen Thoraxkompression zu bestätigen.[10][11] Auch der Anteil von unter Reanimation zur Klinik transportierten Patienten erhöhte sich in einer Studie drastisch.[12]

Einzelnachweise

  1. Guidelines des ERC für die Reanimation aus dem Jahre 2005
  2. Halperin HR, Paradis N, Ornato JP, et al. "Cardiopulmonary resuscitation with a novel chest compression device in a porcine model of cardiac arrest: improved hemodynamics and mechanisms." J Am Coll Cardiol 2004; 44(11): 2214-20. PMID 15582320
  3. Ikeno F, Lyons J, Kaneda H, Hongo Y, Emami S, Chiistine N, Rezaee M. Improved survival with a novel chest compression device in a porcine model of cardiac arrest. Circulation. 2003; 108: IV–381. Abstract.
  4. 2005 American Heart Association Guidelines for Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care - Part 6: CPR Techniques and Devices Circulation 2005;112:IV-47 – IV-50. Accessed February 13, 2007.
  5. Timmerman S, Cardoso LF, Ramires JA, et al. "Improved hemodynamic performance with a novel chest compression device during treatment of in-hospital cardiac arrest." Resuscitation 2004; 61(3): 273-80. PMID 15172705
  6. Ornato JP et al. " Improvement in field return of spontaneous circulation using circumferential chest compression cardiopulmonary resuscitation." Prehosp Emerg Care 2005; 9(1): 104.
  7. Casner M, Andersen D, and Isaacs SM. "The impact of a new CPR assist device on rate of return of spontaneous circulation in out-of-hospital cardiac arrest." Prehosp Emerg Care 2005; 9(1): 61-7. PMID 16036830
  8. Hallstrom A, Rea TD, Sayre MR et al. "Manual chest compression vs use of an automated chest compression device during resuscitation following out-of-hospital cardiac arrest: a randomized trial." JAMA 2006; 295: 2620-2628. PMID 16772625
  9. Krep H et al. Out-of-hospital cardiopulmonary resuscitation with the AutoPulse system: a prospective observational study with a new load-distributing band chest compression device. Resuscitation. 2007;86:86-95.
  10. Dr. Ralph Kipke: Geräte in der Reanimation - Schaden und Nutzen
  11. Datenblatt LUCAS des Vertreibers
  12. DGAInfo: Aus dem Wiss. Arbeitskreis Notfallmedizin -Neuheiten aus Ausbildung- und Lehre, Grundlagenforschung, klinischen Studien und Qualitätsmanagement "Im Zeitraum 08/2006–09/2007 wurden Daten von 45 unter LUCAS reanimierten Patienten elektronisch erfasst und weiter ausgewertet. Dabei fiel ein sehr hoher Anteil (55 %) von unter CPR mit LUCAS in die Klinik transportierter Patienten auf, obwohl ein entsprechendes Vorgehen vor Einführung automatischer Kompressions-/ Dekompressionssysteme nur in Ausnahmefällen zu beobachten war."

Weblinks

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