- BSCI
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BSCI steht für „Business Social Compliance Initiative“ und ist eine wirtschaftsgetriebene Plattform zur Verbesserung der sozialen Standards in einer weltweiten Wertschöpfungskette. Die BSCI bietet Wirtschaftsunternehmen ein systematisches Überwachungs- und Qualifikationssystem an, um die Arbeitsbedingungen von Menschen verbessern zu können.
Inhaltsverzeichnis
Konzept
Inhaltlich beruht der Kodex auf internationalen Verträgen (ILO, International Labor Organization) zum Schutz von Arbeitnehmerrechten. Dabei geht es um folgende 13 Schlüsselelemente: Managementpraxis, Dokumentation, Arbeitszeit, Vergütung, Kinderarbeit, Zwangsarbeit (einschließlich Gefangenenarbeit und Zwangsmaßnahmen), Versammlungsfreiheit (inklusive Organisationsfreiheit und Tariffreiheit), Diskriminierung (Geschlecht, Rasse, Religion), Arbeitsbedingungen, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (Arbeitsicherheit), Schlafsäle und den Umweltschutz.
Mitttels einer BSCI-Mitgliedschaft, wollen Wirtschaftsunternehmen den Nachweis führen, dass Vorlieferanten (auch in Entwicklungs- und Schwellenländern) und das Wirtschaftsunternehmen selbst soziale und ethische Standards achten und befolgen.
Unabhängige Zertifizierungsgesellschaften überprüfen in Audits, ob die selbstauferlegte (oft auch von Kunden geforderte) Einhaltung der BSCI-Standards erfüllt wird.
Geschichte
Die BSCI wurde 2002 durch die Foreign Trade Association (FTA), den auf internationale Handelsfragen spezialisierten europäischen Dachverband der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels, gegründet. Seit 2004 agiert die BSCI in den wichtigsten Lieferländern des europäischen Handels. Die Mitgliederzahl wuchs stetig: 2007 waren weniger als 100 Unternehmen an der Initiative beteiligt, zwei Jahre später 430. Ende 2010 zählte die Initiative 644 Mitglieder.[1]
2009 erhielt die BSCI den Preis für Unternehmensethik des DNWE 2008.[2]
Kritik
Das Südwind-Institut beanstandete 2009 die unwürdigen Arbeitsbedingungen bei Zulieferern von Aldi und urteilte, dass eine Mitgliedschaft bei BSCI nicht ausreichend sei, da es sich dabei um eine Initiative handle, die lediglich auf Selbstverpflichtungen der Industrie basiere. Handelsunternehmen sollten sich stattdessen bindenden Regeln unterwerfen, wie sie vom EU-Parlament gefordert werden.[3]
Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) kritisiert im Zusammenhang mit den Zuständen bei den Zulieferbetrieben von Lidl die Arbeit der BSCI. Ihr Schwerpunkt liege auf Auditierung, einem schwachen Monitoring mit vielen Mängeln, es fehle eine unabhängige Verifizierung und Transparenz. Es handele sich zudem um keine Multistakeholder-, sondern eine Unternehmensinitiative.[4]
2010 verklagte die Verbraucherzentrale Hamburg Lidl wegen unlauteren Wettbewerbs, da das Unternehmen mit der Erfüllung seiner sozialen Verantwortung und der Mitgliedschaft in der BSCI warb, obwohl die Situation in den Zulieferbetrieben nach Ansicht der CCC und des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) dieser Werbung widerspricht.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ BSCI Annual Report 2010
- ↑ Preis für Unternehmensethik, dnwe.de
- ↑ Aldi-Zulieferer beuten für Aktionsware Chinesen aus, Tagesspiegel.de, 03. Februar 2009.
- ↑ Firmenprofil LIDL, saubere-kleidung.de
- ↑ Verbraucherzentrale klagt gegen Lidl wegen Täuschung von Verbrauchern, pressemitteilungen-online.de
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