- Cadavre Exquis
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Cadavre Exquis (deutsch: Vorzügliche Leiche) bezeichnet eine im Surrealismus entwickelte spielerische Methode, dem Zufall bei der Entstehung von Texten und Bildern Raum zu geben.
Definition von André Breton:
- CADAVRE EXQUIS – Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es darum geht, einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, ohne dass ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit Kenntnis erlangen kann. Das klassisch gewordene Beispiel, das dem Spiel seinen Namen gegeben hat, bildet den ersten Teil eines auf diese Weise gewonnenen Satzes: Le cadavre-exquis-boira-le-vin-nouveau (frz. = „Der köstliche-Leichnam-wird-den-neuen-Wein-trinken“).[1]
Breton betont des Weiteren, dass man mit dem Cadavre exquis über ein unfehlbares Mittel verfüge, das kritische Denken auszuschalten und der metaphorischen Fähigkeit des Geistes freie Bahn zu verschaffen.
Das Verfahren funktioniert folgendermaßen: Man einigt sich auf ein festes Satzschema, z.B. Subjekt (Artikel, Adjektiv/ Attribut und Substantiv) – Prädikat – adverbielle Bestimmung – Objekt (Artikel, Adjektiv und Substantiv). Jede(r) erhält einen Zettel und schreibt nun einen Satzanfang (also z.B. Artikel und Adjektiv), knickt das Papier so um, dass das Geschriebene verborgen ist, und reicht den Zettel weiter. Als nächstes schreibt jede(r) ein Wort aus der nächsten vereinbarten Kategorie (im gegebenen Beispiel: Substantiv), knickt den Zettel um und gibt ihn weiter. Der Ablauf wiederholt sich, bis der Satz abgeschlossen ist; gegebenenfalls müssen kleine grammatische Anpassungen vorgenommen werden.
Übertragen auf Zeichnungen: Mehrere Personen zeichnen einen Körper; die erste zum Beispiel den Kopf, die zweite Oberkörper und Arme, die dritte den Unterleib, die vierte die Beine, die letzte die Füße. Damit keine sieht, was die andere tut, wird nach dem Zeichnen jeweils das Papier gefaltet, nur die Ansätze für den nächsten Abschnitt sind sichtbar. Wird das fertige Bild ausgebreitet, so erscheint ein surreales, skurriles Körperbild, eine Art kollektive Collage.
Das Cadavre Exquis wurde im Oktober 1927 in der Surrealistenzeitschrift La Révolution surréaliste vorgestellt.
Beispiele
- Le Cadavre Exquis – Zeichnung von Yves Tanguy, Man Ray, Max Morise und Joan Miró (um 1926)
- Le Cadavre Exquis – 2 Zeichnungen von Victor Brauner, André Breton, Jacques Herold und Yves Tanguy (1935)
- Cadavre Exquises Vivantes – Serie von Videocollagen aus Found Footage-Material des Künstlerduos BitteBitteJaJa (Ulu Braun, Roland Rauschmeier)
Einzelnachweise
- ↑ André Breton/Paul Éluard: Dictionnaire abrégé du surréalisme. Paris: Ed. José Corti, 1938.
Literatur
- Alastair Brotchie/ Mel Gooding: A Book of Surrealist Games. Boston & London: Shambala Redstone Editions 1995, S. 25 und 143f.
Kategorien:- Technik der Malerei
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