- Kinderspiel
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Als Kinderspiel bezeichnet man die Tätigkeit des Kindes, bei der es mit angeborener Neugier und Lust dem Spieltrieb folgend sich selbst kennenlernt, seine Umgebung erforscht und sein Rollenverständnis in der Gesellschaft entwickelt.
Entwicklungspsychologisch werden im Kinderspiel –- wie für das Spielen überhaupt –- verschiedene Spielarten und Spielformen unterschieden:
- Funktionsspiele mit dem eigenen Körper und mit Gegenständen, (wie etwa das Hickelkastenspiel, Murmelspiel)
- Fiktionsspiele, das heißt Deutungs- und Illusionsspiele,
- Rollenspiele, die insbesondere als frei assoziierte Gruppenspiele und als reglementierte Gesellschaftsspiele einen breiten Raum in der Sozialisation einnehmen und an die das Spiel Erwachsener nahtlos anschließt.
Ausgehend vom gegenständlichen Spiel unterscheiden sich im Kinderspiel:
- Rezeptionsspiele,
- Herstellungsspiele,
- Konstruktionsspiele.
Für die Entwicklung eines Kindes haben sich entwicklungspsychologisch und pädagogisch je nach Altersgruppe unterschiedliche Spielarten und -formen als besonders wertvoll erwiesen. Diese Erkenntnisse werden bei der handwerklichen und industriellen Spielzeuggestaltung und Herstellung alterbezogener Spielzeuge, Spielgeräte und Spiele angewendet und sollten beim Spielwarenkauf für das Kind beachtet werden.
Die Einschätzung von Kriegsspielzeug (z. B. Nachbildungen von Gewehren und Pistolen) und Kriegsspielen wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert.[1][2] Die Gefährlichkeit von Luftdruckgewehren wird häufig unterschätzt. Der Kauf von Kriegsspielzeug wird daher von Eltern und Erziehern häufig als problematisch eingestuft[3].
Inhaltsverzeichnis
Bewertung des kindlichen Spielverhaltens
Kinderspiel und Spielverhalten von Kindern dürfen nicht als wertlose Tändelei oder Zeitvertreib aus Langeweile missverstanden werden Das Spiel der Kinder erfährt seinen Sinn bereits aus sich selbst. Es nimmt aber auch bei der seelischen Entwicklung eine wichtige Funktion ein.[4] So werden beim Kinderspiel:
- Wahrnehmungsleistungen, motorische Fertigkeiten und Intelligenzleistungen erworben und zwar auf
- konvergentem (schlussfolgerndem) und
- divergentem (schöpferischem, intuitivem) Gebiet
- Beim Sozialisierungsprozess und bei der Persönlichkeitsentwicklung werden Spannungen und Probleme abgebaut und bewältigt.
- Soziale Beziehungen und Wertgeltungen können in spielerischem Handeln erprobt und geübt werden.
Einer erfolgreichen Entwicklung abträglich wären allerdings Spielarten, die das Kind zu wenig aktivieren und als bequeme Realitätsflucht genutzt werden.
Kinderspiele (Auswahl)
Musikalische und rhythmische Kinderspiele
Dazu zählen vor allem
- Abzählreime
- Reigenspiele, wie auch etwa Taler, Taler, du musst wandern oder Häschen in der Grube
- Bewegte Singspiele wie etwa Ein Kleiner Matrose
"Musikalische Bewegungsspiele gehören seit je zum Spielrepertoire der Kinder. Früher konnten sie im Freien auf Wiesen und Höfen und Straßen gespielt werden. Diese glücklich machenden Wind- und Wetterorte stehen unseren Kindern heute kaum noch zur Verfügung. Aber wo sie neu geschaffen oder noch vorhanden sind, werden in den unterschiedlichen Jahreszeiten auch wieder alte und neue Tanz- und Bewegungsspiele gespielt." [5]
So erfreut sich vor allem das bewegte Singspiel aufgrund seiner einfachen Melodik und Harmonik größter Beliebtheit in völlig neuen Kontexten, so etwa als Mallorca-Hit (Das rote Pferd) oder als Youtube-Phänomen (Kleiner Hai)[6][7].
Weitere Spiele
- Fingerspiele, auch Fadenspiele
- Partnerwahl und Ablösen
- Nachahmung und Darstellung
- Reihenspiele
- Wett-, Rate- und Fangspiele
- Sackhüpfen
- Kreisspiele
Sprachspiele Soziale Spiele Gesellschaftsspiele Didaktische Spiele
Siehe auch
- Straßenspiele
- Liste von Spielen, Kinderspiel des Jahres, Kinderfolklore
- Topfschlagen, Eierlaufen, Angelspiel
- Spielzeug, Kriegsspielzeug
- Stelzenlauf, Seilspringen, Gummitwist, Waldschattenspiel
- Rollschuhlaufen bzw. Inlineskaten
- Spieldidaktik
- Spielmethodik
Weitere Bedeutung
Als Kinderspiel wird umgangssprachlich auch eine Sache bezeichnet, die sehr einfach zu verstehen und zu handhaben ist ("das ist doch ein Kinderspiel").
Weblinks
Wikibooks: Spiele: Kinderspiele – Lern- und LehrmaterialienCommons: Kinderspiele – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienCommons: Spielende Kinder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Jugendspiele zur Erholung und Erheiterung. Bände: Knabenspiele (1846), Mädchenspiele (1848)
- mehrere Artikel zu Gewalt- und Kriegsspielzeug
- Viele hundert traditionelle Kinderspiele
- Spiele für draußen und drinnen, Gesellschaftsspiele und Ballspiele
Literatur
- Imbke Behnken: Urbane Spiel- und Straßenwelten. Zeitzeugen und Dokumente über Kindheit am Anfang des 20. Jahrhunderts. Weinheim: Juventa-Verlag 2006.
- Johannes Bilstein, Matthias Winzen, Christoph Wulf (Hrsg.): Anthropologie und Pädagogik des Spiels. Weinheim Beltz-Verlag. 2005.
- Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutsches Kinderlied und Kinderspiel: Volksüberlieferungen aus allen Landen deutscher Zunge, gesammelt, geordnet und mit Angabe der Quellen, erläuternden Anmerkungen und den zugehörigen Melodien. Unveränd. Neudruck. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1924.
- Wolfgang Einsiedler: Das Spiel der Kinder. Zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels. 3. Aufl. 1999.
- Andreas Flitner (Hrsg.): Das Kinderspiel. Texte. 2. Aufl. München: Piper, 1974.
- Hans Mogel: Psychologie des Kinderspiels. 3. Aufl. Heidelberg: Springer Medizin Verlag 2008 ISBN 978-3-540-46623-9
- Hein Retter, Kinderspiel und Kindheit in Ost und West. Spielförderung, Spielforschung und Spielorganisation in einzelnen Praxisfeldern - unter besonderer Berücksichtigung des Kindergartens. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1991.
- Hein Retter: Kinderspiel zwischen Medien und Kommerz. Zum Wandel des Spiels in der gegenwärtigen Gesellschaft. Interdisziplinäre Annäherungen. In: K. Richter, T. Trautmann (Hrsg.): Kindsein in der Mediengesellschaft. Weinheim: Deutscher Studien Verlag 2002, S. 283-304.
- Hein Retter: Die Bedeutung des Spiels in einer sich verändernden Kinderwelt'F'. In: Irmischer, Hammer/Wendler/Hoffmann (Hrsg.): Spielen in der Psychomotorik. Hrsg. vom Aktionskreis Psychomotorik e.V. Lemgo: Verlag Aktionskreis Literatur und Medien 2004, S. 29-40.
- Siegbert A. Warwitz / Anita Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. Baltmannsweiler. 2. Auflage 2004. Seite 126-145
- Ingeborg Weber-Kellermann, Regine Falkenberg: Was wir gespielt haben. Erinnerungen an die Kinderzeit. Frankfurt/M.: Insel-Verlag 1981.
- G. Wegener-Spöhring: Die Bedeutung von 'Kriegsspielzeug' in der Lebenswelt von Grundschulkindern. In: Z.f. Päd. 32(1986)Seite 797-810
Quellen
- ↑ S.A. Warwitz / A. Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. Baltmannsweiler. 2. Auflage 2004. Seite 126-145
- ↑ G. Wegener-Spöhring: Die Bedeutung von 'Kriegsspielzeug' in der Lebenswelt von Grundschulkindern. In: Z.f. Päd. 32(1986)Seite 797-810
- ↑ Was ist das überhaupt: "Kriegsspielzeug"? / Was ist Kriegsspielzeug? / Kriegs- und Gewaltspielzeug / Themen / Home - Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V
- ↑ S.A. Warwitz / A. Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. Baltmannsweiler. 2. Auflage 2004
- ↑ Quelle:Gehn wir auf die Reise' - Musikalische Kinderspiele aus aller Welt (M. & W. Jehn, © 2000 by Worpsweder Musikwerkstatt)
- ↑ Kinderlied erobert Mallorca und die Skihütten: Partykracher Das rote Pferd
- ↑ Simple Gassenhauer
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