Palais Kaskel-Oppenheim

Palais Kaskel-Oppenheim
Stadtpalais Kaskel-Oppenheim
(Bürgerwiese 5–7)

Das Palais Kaskel-Oppenheim war ein Gebäude im Stil der Neorenaissance in Dresden. Es wurde 1845/1848 von Gottfried Semper für den Bankier Martin Wilhelm Oppenheim (1800–1863) erbaut und befand sich an der Bürgerwiese 5–7. 1871/1874 wurde das Palais von Carl Freiherr von Kaskel, dem Erben Oppenheims, nach Plänen W. Hoffmanns umgebaut. Beim Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 brannte der Sandsteinbau aus, blieb aber in seinen Außenmauern vollständig erhalten. Ende April 1951 wurde das Palais gesprengt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Stadtpalais Kaskel-Oppenheim von der Straße aus gesehen.
Stadtpalais Kaskel-Oppenheim, Grundriss
Stadtpalais Kaskel-Oppenheim, Speisesaaldecke
Stadtpalais Kaskel-Oppenheim, Plafond des Salons

Das Palais Oppenheim, später Kaskel-Oppenheim, wurde als zweigeschossiger Bau auf dreieckigem Grundriss „in den feinen und reichen Formen italienischer Palastarchitektur“ (Helas)[1] erbaut. Der Palazzo Pandolfini in Florenz diente hierbei als Vorbild. Die Fassade hatte eine 35 Meter lange Frontlänge von acht Fensterachsen. Zwei jeweils fünf Meter lange Eckrisaliten beanspruchten dabei jeweils eine Fensterachse, so dass die verbliebene Fassadenfront nur noch 25 Meter lang und sechs-fenstrig war.

Der Bau ruhte auf einem rustifizierten Sockelgeschoss. Darüber erhob sich ein zwei Meter hohes Erdgeschoss, das mit Rustika verkleidet worden war und in dem die Fenster „von glatten Gewänden gerahmt tief zurückliegen.“ (Helas) Die beiden fünf Meter langen Eckrisalite hatten auf Erdgeschosshöhe bossierten Dreiviertelssäulen. Ein Triglyphengesims bildete den oberen Abschluss des Erdgeschosses. Die Fenster des Obergeschosses waren von einer Ädikula eingefasst, bestehend aus ionischen Dreiviertelssäulen mit darauf ruhendem Gebälk mit Dreiecksgiebel. Auf dem Obergeschoss folgte ein Halbgeschoss, ein Mezzanin mit ornamentalen und figuralen Reliefbildern.[2]

Schicksal der Ruine

Johannes Rosenlöcher bewertete den Wert der 1945 ausgebrannten Ruine, dass beim Palais „die Durchdringung eines Raumes einschließlich aller Kleinigkeiten der Innenausstattung und des Gartens durch Künstlerhand“[3] zu sehen sei. Hans Nadler meinte, dass „die Fassade beispielgebend für die nach dem Vorbild der Hochrenaissance errichteten Landhäuser in Deutschland gewesen wäre“.[4] Aus diesem Grund müsse die Fassade erhalten werden.

Dagegen wurde von Stadtrat Otto Wagner eingewendet, dass für dieses Areal das Haus der Jungen Pioniere vorgesehen sei. Am 16. März 1951 wandte Bronder, Leiter des Stadtplanungsamtes, ein, dass er vom Landesdenkmalamt die Abbruchkosten verlangen würde, wenn diese weiter auf den Erhalt des Oppenheimpalais bestünden. Hans Nadler vom Denkmalamt antwortete, dass der Beschluss zur Erhaltung der Fassade von Seiten der Landesdenkmalkommission gefasst worden sei. Nadler fragte am 20. März 1951 beim Ministerium für Volksbildung, Hauptabteilung Kunst und Literatur an, ob das Palais aus der Landesdenkmalliste gestrichen werden solle. Einen Monat später wandte sich der Rat der Stadt Dresden an Herrn Uhlitzsch, der der Vorgesetzte Nadlers war. Darin forderten sie ihn auf, das Palais zur Sprengung freizugeben. Als Grund dafür nannten diese, dass der verhinderte Abbruch des Palais den Bau des geplanten Pionierhauses verzögere. Daraufhin stimmte Uhlitzsch dem Abbruch zu. Ende April 1951 wurde das Palais gesprengt. Das Haus der Pioniere wurde an der Bürgerwiese nie gebaut, sondern 1951 der Pionierpalast in Schloss Albrechtsberg eröffnet.

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden - Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2.
  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Volker Helas: Villenarchitektur Dresden. Taschen, Köln 1999, S. 61

Weblinks

 Commons: Palais Kaskel-Oppenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helas, S. 138 Bürgerwiese 5 – 7 (Oppenheimisches Palais, später Kaskel-Oppenheim). 1845/1848 von Semper für den Bankier Martin Wilhelm Oppenheim. Umbau der Gartenfront und des Inneren 1871/74 von W. Hoffmann. 1872/1874]
  2. Löffler, S. 345, S. 381/382, S. 401, Bildnr. 476, Bildnr. 493/94, S. 496 (Palais Kaskel-Oppenheim, Bürgerwiese, G. Semper, 1845 bis 1848, 1945 ausgebrannt, 1951 abgebrochen)
  3. Lerm, S. 84
  4. Lerm, S. 84
51.04472222222213.741944444444

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