Christo Beltschew

Christo Beltschew
Christo Beltschew

Christo Mintschew Beltschew (auch Hristo Minchev Belchev geschrieben, bulgarisch Христо Минчев Белчев) (* 1857 Tarnowo; † 27. März 1891 in Sofia) war ein bulgarischer Dichter und Politiker der „Volksliberalen Partei“ und Finanzminister im Kabinett von Stefan Stambolow. Christo Belschew war mit der Dichterin Mara Beltschewa verheiratet.

Christo Beltschew wurde 1857 in der im Balkangebirge gelegenen Stadt Tarnowo (heute Weliko Tarnowo) geboren. Er beendete 1869 die weltliche Grundschule in seiner Heimatstadt und besuchte von 1872 bis 1876 das Gymnasium im Zagreb. In Zagreb veröffentlichte Beltschew daraufhin eine Gedichtsammlung auf kroatisch. 1877 schrieb er sich an der Zagreber Universität ein, kehrte jedoch nach der Befreiung Bulgariens vom „osmanisch-türkischen Joch“ zurück und arbeitete zwischen 1878-1881 als Beamter in Sewliewo, Tarnowo und Sofia. 1881 schrieb er sich an der Pariser Sorbonne ein, wo er bis 1884 Wirtschaft mit einem Stipendium der bulgarischen Regierung studierte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums kehrte er nach Bulgarien zurück, wo er ab 1885 im Finanzministerium arbeitete.

1890 wurde Beltschew schließlich Finanzminister in der Regierung seines Freundes Stambolow. Wegen der harten Hand, mit der Stambolow gegen seiner politischen Gegner vorging, versuchten mehrere Gruppen ihn durch ein Attentat oder bezahlte Killer zu ermorden. 1891, bei einem dieser Versuche, wurde versehentlich Beltschew von bulgarische Nationalisten aus Makedonien, geführt von Naum Tjufektschiew wegen der gemäßigten Politik Stambolows gegenüber Makedonien umgebracht.

1905 wurde ein Teil der Werke Christo Beltschews und „Ausgewählte Aufsätze“ (bulg. Избрани Съчинения) von Pentscho Slawejkow herausgegeben. In seiner literarischen Werken ist er von Heinrich Heine beeinflusst worden.[1]

Das Attentat und seine Auswirkungen auf die Innenpolitik

Christo Beltschew starb mit 34 Jahren im sofioter Stadtgarten, kurz nachdem er in einem Café mit Stefan Stambolow gesprochen hatte. Die Attentäter griffen beide an, konnten jedoch nur Beltschew ermorden. Bei den darauf folgenden Prozess wurden 4 Todesurteile ausgesprochen, darunter auch des Dichters und Journalists Swetoslaw Milarows[2]. Die Todesurteile werden in der Geschichtswissenschaft als unbegründet betrachtet[2].

Als angeblicher Anstifter wurde jedoch der pro-russischer Politiker Petko Karawelow genannt, der verhaftet wurde. Ein weiteres Urteil wurde gegen den Führer der Makedonische Bewegung in Bulgarien, Trajko Kitantschew gefällt.[3]. Unter den weiteren 250 Verhafteten waren führende Funktionäre der Organisationen der makedonischen Bulgaren, darunter Damjan Gruew[2] und Jane Sandanski, sowie pro-russische Politiker.

Einzelnachweise

  1. БОРИС АНГЕЛОВ ДЕБАТЪТ СЛАВЕЙКОВ - ВАЗОВ ИЛИ ИДЕОЛОГЪТ НА "МИСЪЛ" СРЕЩУ ИДЕОЛОГЪТ НА НАЦИЯТА
  2. a b c История на България, С., 1991, издателство на Българската академия на науките, т. 7, стр. 261, 266, 438
  3. Iwan Bogdanow: Критика и антикритика: литературни въпроси, Народна просвета, 1967 S. 221

Weblinks

  • Das Attentat auf Christo Beltschew (bulg.) Auszug aus dem Buch die 50 größten Attentate in der bulgarischen Geschichte (bulg. 50-те най-големи атентата в българската история) von Krum Blagov
  • Kurze Biographie auf die Seiten des bulgarischen Finanzministeriums

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