Bindergasse (Bozen)

Bindergasse (Bozen)
Die Bindergasse

Die Bindergasse (ita Via Bottai) ist eine der ältesten Straßen der Stadt Bozen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um 1210, etwa 40 Jahre nach der Gründung Bozens, gründeten die Herren von Wangen (die Brüder Albero und Bertold) auf ihrem Grund im Osten und Nordosten des bischöflichen Marktes eine weitere Neustadt bzw. Vorstadt. Ihr Bruder Friedrich von Wangen war damals Bischof von Trient. So konnten die Herren von Wangen sich für die neue Vorstadt auch die niedere Gerichtsbarkeit sichern. [1] Die Bindergasse wurde mit der heutigen Vintlergasse und der östlichen Häuserfront der heutigen Weintraubengasse um 1215 angelegt[2]. Die Bindergasse wurde die vordere Gasse genannt.[3]. Nach Zusammenlegung der bischöflichen Altstadt und der beiden Vorstädte setzte sich die Bezeichnung Wangergasse durch, die später in Wagnergasse (nach dem Gewerbe der Wagner) umgedeutet wurde. Später (vermutlich im 18. Jahrhundert) wurde aus der Wagnergasse die Bindergasse (nach dem in Bozen Binder genannten Beruf des Küfers).[4].

Wirtshausschild des Gasthaus Pfau

In der Bindergasse befanden sich schon sehr früh mehrere Wirtshäuser, das älteste war der Pfau, der allerdings zuletzt nur mehr als Bar betrieben wurde und 2009 endgültig geschlossen. Somit ist laut eigener Aussage das weiße Rössl in der Bindergasse das älteste Gasthaus der Stadt Bozen [5]. Weitere historische Gaststätten in der Bindergasse sind das Restaurant Eisenhut und das Hotel Mondschein[3]. Diese sind auch an den historischen Wirtshausschildern zu erkennen; das Nasenschild ist auch das einzige, das an das ehemalige Gasthaus zum Schlüssel erinnert.

Das ehemalige Amtshaus

Unter Kaiser Maximilian I. wurde am nördlichen Ende der Bindergasse das landesfürstliche Amtshaus errichtet. Laut Beda Weber hat Maximilian das Haus auch gelegentlich als Residenz genutzt. Später wurde im Amtshaus das Postamt eingerichtet.[6], aus dem Postamt wurde im Herbst 1850 das Post- und Telegrafenamt[7]. Das Postamt wurde 1890 in das neue Postamt gegenüber der Pfarrkirche verlegt, wo noch heute das Hauptpostamt und die Bozner Filiale des Postiministriums sitzt[7]. Gegenüber dem Amtshaus steht heute noch ein Gebäude das um 1600 dem Bistum Augsburg gehörte und das den Namen St.-Afra-Haus erhielt. Das Haus ging 1803 an den Landesherrn über, der darin das Bozner Gefängnis einrichten ließ. Als solches hat es 1810 auch die Freiheitskämpfer Andreas Hofer und Peter Mayr beherbergt. Dort befand sich auch das Vintlertor, an dem sich die Zollstraße (heute Andreas-Hofer-Straße) von Zollstange und die Weggensteinstraße von den Malgreien Dorf und St. Peter trafen. Die Weggensteinstraße war bis zu Mitte des 20. Jahrhundert die Straße, die von den Sarnern genutzt wurde, wenn sie nach Bozen wollten. In der Bindergasse gab es daher auch einen Hufschmied, der die Pferde der Sarner auch versorgt und aufgenommen hat. Später war die Endstation der Buslinie an dieser Stelle. Die Gasthäuser der Straße profitierten jahrelang von dieser Tatsache.

Im 19. Jahrhundert wurde die Ritsch (ein Kanal zur Versorgung der Häuser mit Nutzwasser), die bis dahin offen durch die Straße verlaufen war, verbaut.

Die Bindergasse heute

Binder gibt es Bozen schon lange nicht mehr, die Bindergasse hat aber großteils ihr historisches Bild bewahrt, auch wenn einige Gebäude ihre Zweckbestimmung geändert haben; aus dem Landesfürstlichen Amtshaus wurde das Naturmuseum Südtirol, aus dem St.-Afra-Haus wurde ein Haus mit Wohnungen für selbstständige Senioren und das Gasthaus Weißes Rössl hat die Betten aufgegeben und setzt ganz auf seine bodenständige Küche. Im ehemaligen Gasthof Pfau wurde im Jahr 1906 die K.M.V. Laurins Tafelrunde Bozen gegründet, die älteste bis heute bestehende Schülerverbindung Bozens. Im Obergeschoss befindet sich die Parteizentrale der Südtiroler Grünen. Neben den bereits genannten Gaststätten gibt es drei weitere Bars und eine Pizzeria. Besucher der Stadt staunen angesichts der Dichte der Bäckereien bzw. Brotgeschäfte: Bis vor Kurzem gab es zwei Bäckereien und ein weiteres Brotgeschäft. Eine Bäckerei ist ausgelagert, worden der dazugehörige Laden wird (an anderer Stelle) aber fortgeführt. Weiters befindet sich in der Bindergasse ein Supermarkt, der Sitz des ASGB und die Abteilung für Ladinische Schule und Kultur. Die Bindergasse gehört heute zur Fußgängerzone, kann aber von Taxis und (zu gewissen Zeiten) Zulieferern und Anrainern in Richtung Norden befahren werden.

Einzelnachweise

  1. Mahlknecht, Bruno: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 1, Athesia Spectrum, Bozen 2005, ISBN 8860110203, Vom bischöflichen Markt zum Stadtmagistrat, S. 41ff.
  2. Mahlknecht, Bruno: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 2, Athesia Spectrum, Bozen 2006, ISBN 8860110211, Das Bozner Stadtwappen, S. 27.
  3. a b Mahlknecht, Bruno: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 3, Athesia Spectrum, Bozen 2006, ISBN 8860110270, Allerlei Interessantes; da und dort in den Gassen der Bozner Altstadt, S. 181ff.
  4. Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. 5. Band, Innsbruck 1809, S. 17 (google books, abgerufen am 21. August 2010).
  5. Restaurant weißes Rössl. Abgerufen am 21. August 2010.
  6. Weber, Beda: Die Stadt Bozen und ihre Umgebung. G. Ferrari, Bozen 1849, ISBN 8870144593, XV.: Die innere Stadtanlage..., S. 197.
  7. a b Mahlknecht, Bruno: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 2, Athesia Spectrum, Bozen 2006, ISBN 8860110211, 1850 wurde in der Talferstadt ein Telegrafenamt eröffnet, S. 115ff.

Weblinks

 Commons: Bindergasse (Bozen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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