Afra von Augsburg

Afra von Augsburg
Standflügel mit Bild der Afra von Augsburg in der Meßkircher St. Martinskirche

Afra von Augsburg († 304 auf einer Lechinsel vermutlich in der Nähe des heutigen Friedberg) gilt als frühchristliche Märtyrerin im heutigen Bayern und gehört zu den Heiligen der katholischen Kirche. Sie ist die Schutzpatronin der Stadt Augsburg und des Bistums Augsburg.

Inhaltsverzeichnis

Kirchengeschichtliche Zeitumstände

Der jüdische und christliche Glaube verbreitete sich über Rom allmählich im gesamten Imperium Romanum. Weil sich Christen weigerten, am Kaiserkult teilzunehmen, und die Sklaverei aus Glaubensgründen missbilligten, kam es bald zu Konflikten mit der Staatsmacht. Mehrmals fanden Christenverfolgungen im Römischen Reich statt, zuletzt zu Beginn des 4. Jahrhunderts unter Kaiser Diokletian. Jüdische oder christliche Abweichler von der Staatsreligion wurden, wenn sie dessen überführt waren, mit dem Tode bestraft. Gleichwohl verbreitete sich die christliche Religion auch in den Provinzen. In den Städten Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Castra Regina (Regensburg) hat es Anhänger der neuen Glaubenslehre gegeben.

Leben

Es gibt fast keine gesicherten Fakten zum Leben der heiligen Afra. Vieles beruht auf mündlicher Überlieferung im Wege von Legenden. Nachdem ihr Mann, ein zyprischer König, erschlagen worden sein soll, habe sich die Mutter, die später als die heilige Hilaria von Augsburg[1] verehrt wurde, mit der Tochter Afra auf den Weg außer Landes gemacht. Von ihrer zyprischen Mutter war Afra zur Dienerin der Göttin Venus bestimmt worden. Afra dürfte über Rom den Weg nach Augsburg gefunden haben. Hier soll sie als Prostituierte gelebt haben. Bischof Narzissus soll bei einer Christenverfolgung im Hause der Dirne Schutz gesucht und sie mit dem neuen Glauben vertraut gemacht haben. Afra konvertierte zum Christentum und wurde vom Bischof getauft. Ihr neuer Glaube blieb nicht verborgen. Sie wurde deshalb dem Richter vorgeführt. Afra stand dort zu ihrer neuen religiösen Überzeugung. Als Strafe wurde der Feuertod über sie verhängt. Die Hinrichtung soll auf einer Flussinsel im nahen Lech erfolgt sein. Nach anderer Quelle wurde Afra an einen Baumstamm gebunden und enthauptet. Bernhard Schimmelpfennig hat 1993 allerdings wahrscheinlich gemacht, dass der Name Afra aus dem ursprünglich männlichen Afer verfälscht wiedergegeben wurde.

Nachwirken

Die Kirche St. Afra im Felde in Friedberg (Bayern), vor den Toren Augsburgs, wurde der Überlieferung nach auf der Stätte ihres Todes errichtet. Venantius Fortunatus, ein bedeutender Dichter der Merowingerzeit, erwähnte um 572 St. Afra als einen Verehrungs- und Wallfahrtsort im Reich der Franken. Die Kirche wurde 955 bei einem Einfall der Ungarn zerstört (siehe dazu Ulrich von Augsburg).

Afra wurde 1064 heiliggesprochen.

Der Heiligen Afra geweihte Kirchen oder Altäre weisen häufig auf einen Einfluss des Augsburger Domkapitels hin.

Gedenktag

Statue der Hl. Afra (rechts) neben den beiden anderen Heiligen Augsburgs

Am 7. August erinnert sich die Kirche dieser Heiligen. Die Hl. Afra ist Schutzpatronin für Stadt und Bistum Augsburg (neben St. Ulrich und St. Simpert). Sie wird angerufen von Büßerinnen, reuigen Freudenmädchen und armen Seelen sowie im Falle von Feuersnot.

Ikonografie

Afra wird in der Regel mit Märtyrerpalme und Krone an einen Baum gebunden und auf einem brennenden Holzstoß stehend dargestellt. Baum und Feuer sind ihre Attribute. In seltenen Fällen sind es auch Pinienzapfen, die ihr als Attribut dienen.

Auf dem 1607 entstandenen Afra-Altar von Hans Degler und Elias Greither, der sich in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg befindet, ist ihre Feuermarter dargestellt.

Im Nordquerhaus des Münsters zu Freiburg im Breisgau befindet sich ein Glasfenster aus der Zeit um 1250 mit einer als Sancta Afra bezeichneten Heiligen, die Kopftuch, Palmwedel und ein Salbgefäß trägt; vgl. Lexikon der Christlichen Ikonographie Band 5, Spalte 39. Die im um 1320 entstandenen Schneiderfenster derselben Kirche bisher als Maria Magdalena gedeutete Heiligenfigur dürfte wegen ihrer Krone wohl ebenfalls Afra sein.

Reliquien

Eine Reliquie ist in Ebringen im Hegau in der St.-Johannes-Kirche im Körper einer circa einen Meter hohen Afra-Statue aufbewahrt. Wie der Afra-Kult nach Ebringen kam, ist nicht geklärt. Außerdem gibt es einen Afra-Brunnen sowie eine abgegangene Afra-Kapelle mit Bruderhaus oberhalb des Afra-Brünnele auf dem Weg Richtung Gottmadingen. Ein Zehenknöchelchen der hl. Afra wird in der Afrakapelle des Kaiserdomes zu Speyer aufbewahrt.

Siehe auch: Liste von Heiligen, Liste der Seligen, Heiligenkalender

Literatur

  • Conversio et passio Afrae. In: Bruno Krusch (Hrsg.): Scriptores rerum Merovingicarum 3: Passiones vitaeque sanctorum aevi Merovingici et antiquiorum aliquot (I). Hannover 1896, S. 41–64 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  • Bernhard Schimmelpfennig: War die Heilige Afra eine Römerin? In: Vera Lex Historiae. Studien zu mittelalterlichen Quellen. Festschrift für Dietrich Kurze zu seinem 65. Geburtstag. Böhlau, Köln / Wien / Weimar 1993, ISBN 3-412-10191-5, S. 277–303.
  • Martha Schad: Afra, Bilder einer Heiligen [Mit einem Vorwort von Viktor Josef Dammertz]. Sankt-Ulrich, Augsburg 1993; ISBN 3-929246-03-1.
  • Lothar Bakker; Manfred Weitlauff, Melanie Thierbach (Hrsg.): Hl. Afra. Eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult [Ausstellungskatalog des Diözesanmuseum St. Afra, In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte, Jahrgang 38. Fink, Lindenberg 2004, ISBN 978-3-89870-186-0.
  • Monika Prams-Rauner: Hymni de sancta Afra / Hymnen an die heilige Afra, nach den „Analecta hymnica medii aevi“. 2. Auflage, ERV, Augsburg 2006, ISBN 978-3-936905-04-5 (lateinisch und deutsch).
  • Andreas Bigelmair: Afra. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 93 (Onlinefassung).

Weblinks

 Commons: Hl. Afra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ökumenisches Heiligenlexikon: Hilaria von Augsburg Ökumenisches Heiligenlexikon

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