Blauflügelige Sandschrecke

Blauflügelige Sandschrecke
Blauflügelige Sandschrecke
Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)

Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
Familie: Feldheuschrecken (Acrididae)
Unterfamilie: Ödlandschrecken (Oedipodinae)
Gattung: Sphingonotus
Art: Blauflügelige Sandschrecke
Wissenschaftlicher Name
Sphingonotus caerulans
(Linnaeus, 1767)

Die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) ist eine Heuschrecke aus der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae). Sie gehört hier in die Unterfamilie der Ödlandschrecken (Oedipodinae), die überwiegend Arten warmtrockener Lebensräume mit meist bunten Hinterflügeln umfasst.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Art ist überwiegend grau gefärbt mit unterschiedlich ausgeprägter schwarzer Fleckenzeichnung und damit in ihrem meist vegetationsarmen Lebensraum hervorragend getarnt. Die Tibia (Schienen) der Beine ist leicht blau gefärbt. Die sehr langen grauen Vorderflügel werden nach außen hin zunehmend hell und transparent, sie weisen in der Regel drei dunkelbraune Binden auf, wobei jedoch nur die beiden Innersten geschlossen sind, diese Binden können unterschiedlich weit reduziert sein. Die Hinterflügel sind transparent hellblau gefärbt. Im Gegensatz zur sehr ähnlichen Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), mit der sie regelmäßig zusammen vorkommt, ist bei der Blauflügeligen Sandschrecke die blaue Färbung in ihren Hinterflügeln nicht durch einen breiten schwazen Rand eingefasst. Es kann aber eine rauchgraue Querbinde im Flügel vorhanden sein, so gezeichnete Tiere wurden als Unterart cyanopterus (Charpentier) beschrieben. Die Art ist zudem schlanker als Oedipoda, insbesondere der Halsschild ist durch eine deutliche Einschnürung vorn viel schmaler.

Vorkommen

Die Art lebt ausschließlich in wärmebegünstigten Biotopen ohne oder mit nur schütterer Vegetationsdecke. Bereiche, deren Bewuchs 20% überschreitet, werden bereits gemieden. Ansprüche an die Körnung oder eine besondere Bindung an Sand, wie der Name nahelegen würde, bestehen keine. Ähnlich anderen Ödlandschrecken ist sie vor allem in Felsheiden im Mittelmeergebiet sehr häufig und kann hier sehr hohe Dichten erreichen, allerdings kommen in diesen Lebensräumen weitere sehr ähnliche Arten der Gattung hinzu. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt in Nordfrankreich und der Norddeutschen Tiefebene, wobei die Art die Küsten nicht erreicht. Im Norden ist die Art auf vegetationsarme Sonderhabitate beschränkt, in denen der Boden durch ständige Umlagerung vegetationsfrei bleibt (Pionierart offener Lebensräume). In der Naturlandschaft waren dies neben offenen Sanddünen vor allem die ausgedehnten Schotterflächen der Wildflüsse. In der Kulturlandschaft ist die Art auf vom Menschen vegetationsfrei gehaltene Sekundärhabitate übergegangen, dies sind z.B. Sand- und Kiesgruben. Besonders häufig ist sie regelmäßig auf Truppenübungsplätzen mit ausgedehnten Fahrspuren. Da ihre Primärhabitate in Mitteleuropa beinahe vollständig zerstört sind, ist sie heute auf diese sekundären Lebensräume bei uns angewiesen.

Seit Beginn der 1980er Jahre zeigt die Art einen auffallenden Habitatwechsel. Sie kommt nun zunehmend auf Bahnanlagen, v.a. Rangier- und Güterbahnhöfen und in Industrieflächen der Schwerindustrie vor. Dieser Übergang wurde zunächst in der Schweiz registriert[1], inzwischen aber auch im Rhein-Main-Gebiet[2] und im Ruhrgebiet[3]. Hier wird die Art in Landschaften registiert, in denen sie seit Jahrzehnten ausgestorben war oder früher gar nicht nachgewiesen worden war. Vermutlich handelt es sich um eine echte (sekundäre) Arealausweitung von Südwesten her. Dabei kommt der Art ihr ausgezeichnetes Flugvermögen zugute.

Gefährdung

Die Bestände der Blauflügeligen Sandschrecke sind seit Jahrzehnten stark rückläufig, weshalb die Art in Deutschlang auf der Roten Liste in der Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt wird[4]. Bei dieser Einstufung ist allerdings der erst kurz zurückliegende Übergang auf Bahnflächen und Industrieanalgen als Lebensraum noch nicht berücksichtigt worden.

Quellen

Literatur

  • Michael Chinery: Pareys Buch der Insekten, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-440-09969-8.
  • Heiko Bellmann: Der neue Kosmos Insektenführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-440-11924-2.
  • Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Stuttgart 1998 (Ulmer Verlag). ISBN 3-8001-3507-8.

Einzelnachweise

  1. Christian Monnerat, Philippe Thorens, Thomas Walter, Yves Gonseth (2007): Rote Liste Heuschrecken. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz. Herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt BAFU und vom Schweizer Zentrum für die Kartografie der Fauna SZKF/CSCF, Bern. Umwelt-Vollzug 0719: 62 S.
  2. Claudia Heidi Heß (2001): Habitatwahl und Artenzusammensetzung von Arthropodenpopulationen im urbanen Bereich am Beispiel des Rhein-Main-Ballungsraumes unter besonderer Berücksichtigung der Saltatoria. Diss., Univ. Mainz.
  3. Michael Hamann & Annette Schulte (2002): Heuschrecken-Lebensräume der Industrielandschaft Ruhrgebiet. Mitteilungen der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF-Mitteilungen) 1/02: 31-35.
  4. Stephan Maas, Peter Detzel, Aloysius Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. ISBN 3-7843-3828-3

Weblinks


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