Bong Town

Bong Town
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Bong Town (Liberia)
Bong Town
Bong Town

Bong Town ist ein Ort in Liberia, er liegt etwa 75 Kilometer (Luftlinie) nordöstlich der Hauptstadt Monrovia im Westen des Bong County. Der Ort befindet sich am Südrand des Bong Range und war Hauptort des Bergbaugebietes der von der DELIMCO in den 1960er Jahren aufgebauten Eisenerzmine.

Inhaltsverzeichnis

Heutige Situation

Auf dem Werksgelände von Bong Town bestehen jetzt einige von Liberianern bewohnte Ortschaften. Das heutige „Bong Town“ befindet sich nahe dem inzwischen wieder aufgebauten Krankenhaus. Der Nachbarort „Nyenyen“ zählt auch zu den neu errichteten Siedlungen. Die deutsche Werkssiedlung wurde 1990 als Folge des Bürgerkrieges aufgegeben, sie ist jetzt vom Urwald überwuchert und wurde zur Geisterstadt.[1]

Geschichte

In den 1960er Jahren erwarb eine private Investorengruppe aus der Bundesrepublik eine Bergbaukonzession im Bong Range-Gebiet und gründete die DELIMCO-Bergbaugesellschaft.

Die Eisenerz-Mine im County Bong wurde von der Firma Gesellschaft Exploration aus Düsseldorf, die später den Namen in Exploration und Bergbau GmbH (E+B) änderte, ins Leben gerufen, die im Besitz von fünf deutschen Stahlkonzernen war. Die Bong Mine Company (BMC) vor Ort war zur Hälfte im Besitz des liberianischen Staates und den Betreibern der E+B sowie des staatlichen italienischen Stahlkonzernes. … In den fünziger Jahren begannen erste Explorationen und 1962 begann der Bau der „Bong-Mine“. Das Gelände wurde für 70 Jahre gepachtet. … Die für den Bau benötigten Teile mussten fast alle aus Europa oder den USA importiert werden.[1]

Als Transportweg wurde eine Bahnstrecke angelegt, die als Bong-Mining-Bahn bekannt wurde. Sie begann im Freeport Monrovia und führte entlang des Saint Paul River zur Erzaufbereitungsanlage des Bergbaubetriebes. Die Bahn war auch für den Transport des Baumaterials und der Bergbautechnik zuständig.
Die deutsche Werkssiedlung Bong Town hatte in ihrer Blütezeit über 380 europäische, meist deutsche Einwohner, diese lebten in der großzügig angelegten Wohnanlage – einer Bungalowsiedlung. In der Nähe befanden sich weitere Wohnanlagen und eine Reihenhaussiedlung für afrikanische Werksangehörige.[1] Bong Town verfügte über folgende Besonderheiten:

  • ein dieselbetriebenes Elektrizitätswerk
  • ein eigenes Wasserwerk
  • eine Werksverwaltung mit Rechenzentrum
  • ein kleiner Verkehrslandeplatz
  • die werkseigene Sende- und Kommunikationsanlage
  • eine (kleine) Kaufhalle
  • eine modern eingerichtete Klinik mit 100 Betten, seit den 1980er Jahren bestand eine enge Zusammenarbeit mit tropenmedizinischen Instituten in der Bundesrepublik, beispielsweise dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg
  • eine Schule (zeitweise auch ein Kindergarten)

sowie Sport- und Freizeitanlagen (Tennis-Club, Golf-Club, Reit-Club, Schützenverein, Cart-Club, Fischer-Club und ein Aero-Club).[1]

Den Schutz der Siedlung übernahm ein werkseigener Sicherheitsdienst und eine zum Ort gehörige liberianische Polizeistation. Große Bedeutung hatte die Ausbildung und Schulung der liberianischen Mitarbeiter, hierzu diente die bereits erwähnte Schule, die sowohl von den (wenigen) Kindern der deutschen Techniker als auch für die Ausbildung der afrikanischen Mitarbeiter und deren Kinder offen stand. Auf dem Werksgelände bestand sogar eine nach deutschen Vorbild aufgebaute Lehrwerkstatt für die Ausbildung der afrikanischen Facharbeiter und Servicetechniker.[2][3]

Während des Liberianischen Bürgerkrieges war die Bergbausiedlung und das Minengelände mehrfach Ziel von Überfällen bewaffneter Rebellen und Verbrechern. Zur Sicherheit der europäischen Mitarbeiter, es gab auch einige Italiener und Österreicher, wurde im April 1990 die Förderung eingestellt und die letzten Mitarbeiter und Bewohner mit drei Flügen einer Transall-Maschine der Bundeswehr auf dem Luftweg nach Sierra Leone ausgeflogen. Am Ende des Bürgerkrieges (2003) übernahm ein Ärzte- und Techniker-Team der Hilfsorganisation Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. das Krankenhaus zur Versorgung der Flüchtlinge und der Landbevölkerung.[1]

Literatur

  • Detlev Wissinger: Erinnerungen eines Tropenarztes. Selbstverlag, Hamburg 2002, ISBN 3-8311-3383-2, Liberia, S. 392.

Weblinks

  • bong-town.com zur Gegenwart und Geschichte der Siedlung Bong Town (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Frederic Schneider: Eindrücke vom Besuch der „Bong Mine“. In: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (Hrsg.): Blaue Reihe. 101, Berlin 2007, ISSN 1614-547X, S. 61–65 (PDF; 3,3 MB).
  2. >Marion Gräfin Dönhoff: Deutsche Pioniere in Liberia. In: Die Zeit, Nr. 33/1965
  3. Bernd Huffschmid: Erz aus dem Urwald. Deutsche Stahlwerke sichern ihre Versorgung. In: Die Zeit, Nr. 19/1966

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