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Republic of Sierra Leone
Republik Sierra Leone
Flagge Wappen Wahlspruch: Unity, Freedom, Justice
(engl. für „Einheit, Freiheit, Gerechtigkeit“)Amtssprache Englisch Hauptstadt Freetown Staatsform Präsidialrepublik Regierungsform Präsidentielles Regierungssystem Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Ernest Bai Koroma Fläche 71.740 km² Einwohnerzahl 5.293.327 (Schätzung 2009) [1] Bevölkerungsdichte 73 Einwohner pro km² Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[2] 1.664 Mio. US$ (153.) Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 290 US$ (171.) Human Development Index 0,317 (158.) (2010) Währung Leone Unabhängigkeit am 27. April 1961 von Großbritannien Nationalhymne High We Exalt Thee, Realm of the Free Zeitzone UTC Kfz-Kennzeichen WAL (international)
SLE (national/regional)Internet-TLD .sl Telefonvorwahl +232 Sierra Leone (deutsch [ˌsi̯ɛʀaleˈoːnə], englisch [ˌsɪəɹəlɪˈoʊn]) ist eine Republik in Westafrika; sie grenzt an Guinea, Liberia und den Atlantik.
Nach einem Jahrzehnt blutigen Bürgerkrieges ist das Land seit 2000 mit seinem Wiederaufbau und der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte beschäftigt. Das Land zählt weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt und nahm beim Human Development Index 2010 den 158. Platz (von 169) ein.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Sierra Leone grenzt im Nordwesten, Norden und Nordosten an die Republik Guinea und im Südosten an Liberia. Im Süden und Südwesten liegt der Atlantische Ozean. Eine bis zu 110 km breite Ebene zieht sich an der Küste entlang, auf der Freetown-Halbinsel erheben sich die Sierra Lyoa Mountains bis zu einer Höhe von 1000 m. Einigen Küstenregionen sind bis zu 112 km lange Sandbänke vorgelagert. Hinter der feuchten Küstenebene beginnt das z. T. landwirtschaftlich genutzte Waldgebiet, durch das die drei wichtigsten Flüsse fließen. Das Land steigt zu den östlichen Guinea Highlands an, einem Hochplateau mit Erhebungen von über 1830 m in den Loma Mountains und Tingi Hills. Der höchste Berg ist der Bintumani mit 1948 m.
Geographische Lage: 10°–13° westliche Länge, 7°–10° nördliche Breite an der westafrikanischen Atlantikküste.
Die wichtigsten Inseln sind:
- Banana Islands (ein Schnorchel- und Tauchgebiet bestehend aus den zwei Hauptinseln Rickett und Banan Island und einigen kleineren Inseln)
- Turtle Islands
- Sherbro-Insel
Die Landesgrenze ist insgesamt 958 km lang, davon grenzen 652 km im Norden an Guinea und 306 km im Süden an Liberia. Die Küstenlänge beläuft sich auf 402 km.
Die größten Flüsse sind Mano, Moro und Rokel.
Die größten Städte in Sierra Leone sind (Stand 1. Januar 2005): Freetown 802.639 Einwohner, Bo 174.354 Einwohner, Kenema 143.137 Einwohner, Makeni 87.679 Einwohner und Koidu-Sefadu 87.539 Einwohner.
Siehe auch: Liste der Städte in Sierra LeoneKlima
Das Klima ist tropisch-feucht mit Niederschlägen bis zu 5000 mm pro Jahr an den Küstenregionen und gehört damit zu den feuchtesten Regionen Westafrikas. Das Jahr unterteilt sich in eine Regen- und eine Trockenzeit. Da Sierra Leone nördlich des Äquators liegt, beginnt die Regenzeit Mitte Mai und ist gekennzeichnet durch tägliche Gewitter und Regenfälle. In den Monaten August und September kann es auch schon mal ununterbrochen regnen.
Mitte Oktober beginnt die Trockenzeit, Niederschläge werden seltener. Im Dezember und Januar ist das Klima durch den Harmattan geprägt, einem Wind aus der Sahara, der Staub und erstaunlicherweise kühle Luft mit sich bringt. Februar, März und April sind die heißesten Monate mit seltenen Niederschlägen.
Wegen des Harmattans sprechen die Einheimischen auch von drei Jahreszeiten: rainy season, harmattan season, dry season.
Bevölkerung
Die Bevölkerung beläuft sich auf ca. 5,29 Millionen Menschen, die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 73 Menschen je km².
Demographie
Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer liegt bei 6,1 Kindern pro Frau, nur 4 % der Frauen stehen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung. Entsprechend sind 42 % der Bevölkerung jünger als 15 Jahre und nur 4 % älter als 65 Jahre (Stand 2008).[3]
Die Lebenserwartung lag nach WHO-Angaben für 2006 bei 42,6 Jahren. Damit zählt Sierra Leone zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen weltweit.
Völker
Die Bevölkerung setzt sich aus vielen verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen. Die Mehrheit stellen die Mende mit ca. 31 % und die Temne mit 35 %. Bedeutende Minderheiten sind die Limba mit 8 %, die Kono mit 5 %, die Mandinka mit 2 %, die Loko mit 2 % und die Kreolen oder Krio mit ebenfalls 2 %. Letztere sind Nachkömmlinge freigelassener jamaikanischer Sklaven, die sich in Freetown angesiedelt haben. Sie sind dominant in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft des Landes. Andere, kleinere Volksgruppen sind die Bullom-Sherbro, die Fula oder Peul, die Kuranko, die Susu, die Yalunka, die Kissi und die Vai.[4]
Sprachen
Außer dem Englischen sind auch andere Sprachen verbreitet, die vor allem von den jeweiligen Ethnien gesprochen werden. So sprechen etwa 10 % das auf englisch basierende Krio als Muttersprache. Zudem dient sie für die Mehrheit der Bevölkerung als Lingua Franca. Die temnische Sprache wird von etwa 30 % als Muttersprache gesprochen, auch Mende ist verbreitet.
Religion
70 % der Einwohner sind sunnitische Moslems und 20 % sind Christen (meist Protestanten – United Brethren, Anglikaner, und Mitglieder freier Kirchen, – Adejobi, daneben Katholiken und neuapostolische Christen). Der Rest (etwa 10 %) bekennt sich zu keiner Religion oder ist Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen. Die Zahl der gläubigen Muslime wächst rasant, 1960 betrug der Anteil der Muslime in Sierra Leone noch 35%. Der Anteil der Muslime hat sich auf heute 70% verdoppelt.
Soziale Lage
Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF hält Sierra Leone bei der Kinder- und Müttersterblichkeit traurige Rekorde: Fast jedes dritte Kind erlebt hier nicht einmal seinen fünften Geburtstag.[5] Knapp 2% aller Frauen sterben während der Schwangerschaft oder der Geburt eines Kindes. Viele Kinder sind chronisch mangelernährt und daher besonders anfällig für Infektionskrankheiten wie Malaria. Für ein Drittel aller Todesfälle bei Kleinkindern ist Malaria verantwortlich. Die Kinderarbeit ist extrem hoch. 48% aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren müssen teilweise schwere Arbeiten verrichten. Zahlreiche Kinder wurden während des Bürgerkrieges als Kindersoldaten zwangsrekrutiert.[6]
Bildungswesen
Die Einführung einer allgemeinen Schulpflicht wird angestrebt. Allerdings ist ein landesweit angemessenes Schulwesen aufgrund der zu geringen Anzahl an Lehrern und Schulen kaum möglich. Etwa 64% der Einwohner sind Analphabeten.[7] Während des Bürgerkrieges wurden über 1270 Schulen zerstört und 2001 besuchten nur rund 33% der Schulpflichtigen die Schule.[8]
Gesundheitswesen
Die Lebenserwartung von Frauen liegt bei 49 Jahren, die der Männer bei 48 Jahren. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 158 pro 1.000 Geburten, die Müttersterblichkeit 2.100 pro 100.000 Geburten. Nur 43 % der Geburten können medizinisch betreut werden (Stand 2008)[3] Je nach Quelle wird die Rate der HIV-positiven Erwachsenen mit zwischen 1,7 %[3] und 7,0 %[9] angegeben (siehe auch: AIDS in Afrika)
Geschichte
Frühere Besiedlung
Das Bullom-Volk gehört mit den Lokos zu den ersten Einwohnern des heutigen Gebietes von Sierra Leone. Bis zum 14. Jahrhundert waren die Krims und die Golas auch dort ansässig. Erst während des 15. Jahrhundert drangen die Mendes und Temnes in je zwei aufeinanderfolgenden Wellen in die Bullom- und Lokogebiete ein. Im 19. Jahrhundert rückten die Yalunkas und die Fullas in die nördlichen Gebiete ein und verdrängten die anderen Völker nach Süden und nach Osten.
Kolonialisierung
Der portugiesische Entdecker Pedro da Cintra erreichte die sierra-leonische Küste im Jahre 1460. Der von da Cintra verliehene Name Serra Leoa stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet „Löwengebirge“. Er bezog sich ursprünglich nur auf den heute Peninsula Mountains genannten Gebirgszug südlich von Freetown, wurde aber schon kurze Zeit nach der Entdeckung als Toponym für den ganzen Küstenabschnitt verwendet. Wie Duarte Pacheco Pereira mitteilt, hatte da Cintra nach eigener Auskunft den Gebirgszug so benannt, weil ihm die Gebirgslandschaft „rau und wild“ erschien und er damit metaphorisch einen Löwen assoziierte.[10] Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde der Name von englischen Seeleuten in Sierra Leoa und später in Sierra Leone geändert.
Erste Kontakte des Landes mit Großbritannien entstanden mit dem Versuch der britischen philanthropischen Organisation The Black Poor Society (Granville Sharp), den in England verwahrlosten Afrikanern zur Rückkehr in die Heimat zu verhelfen. Kurz nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erwarb The Black Poor Society 1787 ein Stück Land auf der Halbinsel zur Ansiedlung von Afrikanern, die während des Unabhängigkeitskrieges von 1776 auf der Seite Großbritanniens gekämpft hatten oder nach dem Verbot der Sklaverei von 1810 nach England eingereist waren. Schon 1787 wurde eine Gruppe von 380 freien englischen Schwarzen auf der Halbinsel angesiedelt. Als die Mehrheit von ihnen innerhalb kürzester Zeit an Malaria und Gelbfieber erkrankte, wurde das Experiment, dort eine Kolonie als Stützpunkt der britischen Handelsmarine zu gründen, aufgegeben. Danach wurden britische Staatsbürger zur Umsiedlung nur noch nach Australien verschickt. Die Halbinsel diente später als Stützpunkt der britischen Marine im Kampf gegen den Sklavenhandel. Befreite Sklaven aus England, aus den britischen Besitzungen in Übersee und aus den gekaperten Sklavenschiffen wurden dort angesiedelt.
1808 wurde die Halbinsel formell zur britischen Kronkolonie erklärt. Fast ein Jahrhundert später und etwa elf Jahre nach der berühmten Berliner Kongokonferenz zur Aufteilung Afrikas im Jahre 1885 wurde das Hinterland 1896 als britisches Protektorat deklariert. Kurz danach, in dem sogenannten Hut-Tax-War von 1898, erhoben sich die lokalen Fürsten unter der Führung von Bai Bureh und Kai Lundu gegen das britische Protektorat. Etwa sechzig Jahre nach dem Protektoratsabkommen erhielt das Land 1958 die innere Selbstverwaltung und wurde drei Jahre später, am 27. April 1961, ein politisch unabhängiger Staat innerhalb des Commonwealth. Nach Militärputschen 1967 und 1968 wurde 1971 die Republik ausgerufen.
Bürgerkrieg
Während der Präsidentschaft Joseph Saidu Momohs begann die Revolutionary United Front mit Unterstützung von Charles Taylor, Warlord im liberianischen Bürgerkrieg, ihren Kampf gegen die wechselnden Regierungen des immer instabiler werdenden Landes. Die Rebellenübergriffe aus Liberia wurden in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit äußerster Brutalität geführt. So wurden Amputationen und Misshandlungen an großen Teilen der Bevölkerung vorgenommen und von beiden Seiten Kindersoldaten zwangsrekrutiert. Finanziert wurde der Bürgerkrieg in erster Linie durch den illegalen Handel mit Diamanten. Nach Interventionen der westafrikanischen ECOMOG im Jahr 1999, der es gelang, einen Putsch gegen Präsident Ahmad Tejan Kabbah rückgängig zu machen, der Vereinten Nationen (UNAMSIL) im selben Jahr und schließlich Großbritanniens im Jahr 2000 konnte der Krieg beendet und der politische und wirtschaftliche Wiederaufbau eingeleitet werden. Dabei wurde von der internationalen Gemeinschaft eine Sicherheitssektorreform durchgeführt.
Jüngere Geschichte
Am 18. Januar 2002 wurde im Rahmen einer Feierstunde im Nationalstadion, bei der mehrere Tausend Waffen verbrannt wurden, das offizielle Ende des Rebellenkrieges verkündet – zwei Tage zuvor war ein bilateraler Vertrag zwischen Sierra Leone und den Vereinten Nationen zur Errichtung des Sondergerichtshofs für Sierra Leone unterzeichnet worden. 2005 zogen die UNAMSIL-Truppen ab.[11] Stattdessen wurde das Integrierte Büro der Vereinten Nationen in Sierra Leone (UNIOSIL) geschaffen, das die Regierung unterstützen sollte und bei der Organisation der Wahlen im Jahr 2007 mithelfen sollte. Am 23. Juni 2006 wurde Sierra Leone als eines der ersten Länder vom UN-Sicherheitsrat auf die Agenda der 2005 ins Leben gerufenen Peacebuilding Commission (PBC) gesetzt.
Neuwahlen fanden am 11. August 2007 statt. Die jahrelang regierende Einheitspartei All People’s Congress (APC) ging als Sieger hervor und gewann 59 der 112 direkt gewählten Sitze im Parlament. Die bisher regierende Sierra Leone People's Party (SLPP) gewann hingegen überraschenderweise nur 43 Sitze. Präsident Ahmad Tejan Kabbah, der 2002 die Wahlen unter UN-Aufsicht gewonnen hatte, stellte sich nicht zur Wiederwahl.[11] Als aussichtsreicher Kandidat galt der bisherige Vizepräsident Solomon Berewa, der jedoch bei der Wahl nur 38 % gewann. Sein größter Herausforderer Ernest Bai Koroma von der APC gewann hingegen 44 %. Bei der Stichwahl ging Koroma als Sieger hervor und wurde am 17. September 2007 als neuer Präsident vereidigt.
Zum 1. Oktober 2008 wurde UNIOSIL in das Integrierte Friedensschaffende Büro der Vereinten Nationen in Sierra Leone (UNIPSIL) umgewandelt, dessen Einsatz am 30. September 2010 endete. Am 14. Juni 2010 sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in Freetown: Sierra Leone represents one of the world's most successful cases of post-conflict recovery, peacekeeping and peacebuilding. (übersetzt etwa: „Sierra Leone ist einer der weltweit erfolgreichsten Fälle für Wiederaufbau, Friedenswahrung und Friedensaufbau nach einem Konflikt.“)[12]
Politik
Politisches System
Sierra Leone ist nach der Verfassung von 1991 eine Präsidialrepublik im Rahmen des Commonwealth. Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der Staatspräsident, der auf 5 Jahre direkt gewählt wird. Falls er im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit von 55% verfehlt, ist ein zweiter Wahlgang mit Stichwahl erforderlich. Das Parlament von Sierra Leone besteht aus einer Kammer und hat 124 Sitze, von denen 112 Abgeordnete gleichzeitig mit dem Präsidenten alle 5 Jahre direkt gewählt werden und 12 für Stammeshäuptlinge (die sogenannten Paramount Chiefs) reserviert werden.
Die beiden einflussreichsten Parteien sind der derzeit regierende All People’s Congress (APC), die frühere Einheitspartei, sowie die Volkspartei Sierra Leones (Sierra Leone People's Party, SLPP), die größte Oppositionspartei. Des Weiteren gibt es die ebenfalls mitregierende Volksbewegung für Demokratischen Wandel (People's Movement for Democratic Change, PMDC), die Partei für Frieden und Befreiung (PLP), die Partei der Vereinigten Revolutionären Front (RUFP) und die Vereinigte Nationale Volkspartei (UNPP).[13]
Rechtssystem
Die Gesetzgebung in Sierra Leone basiert auf dem britischen Common Law. In ländlichen Gebieten mit muslimischer Mehrheit gilt teilweise auf lokaler Ebene noch die Sharia. Gleichgeschlechtliche Liebe und gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr werden strafrechtlich verfolgt.[14] Die Todesstrafe besteht für schwerste Vergehen wie (Völker)mord und Landesverrat.[15]
Menschenrechte
Die Sicherheitslage nach den Kommunalwahlen 2009 in Sierra Leone wird von Amnesty International als stabil beschrieben und auch gibt es Erfolge bei der Bekämpfung der Korruption im Lande zu verzeichnen.[16]
Bei gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen den politischen Gruppen kommt es jedoch immer wieder zu schweren sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen. Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International von 2010 gibt es in Sierra Leone nach wie vor sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen, und gefährliche traditionelle Praktiken wie die weibliche Genitalverstümmelung finden weiter Anwendung. Obwohl sich einige traditionelle Führungspersönlichkeiten für die Abschaffung der Genitalverstümmelung bei Frauen aussprachen, ist sie weiterhin noch sehr weit verbreitet.[17]
Homosexuelle Menschen werden in Sierra Leone verfolgt, gedemütigt und mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft.[18][19] 2004 wurde die Menschenrechtsaktivistin und Leiterin der Sierra Leone Lesbian and Gay Association Fannyann Eddy ermordet in ihrem Büro aufgefunden.[20][21][22]
Administrative Gliederung
Sierra Leone ist aufgeteilt in die drei Provinzen (Provinces) Northern, Southern und Eastern sowie das Gebiet (Area) um die Hauptstadt Freetown (Western Area). Die Provinzen sind wiederum in insgesamt 14 Distrikte und diese in Kommunalvolksgebiete (Chiefdoms) aufgeteilt.
Wirtschaft
Etwa 70 % der Bevölkerung lebt in extremer Armut und muss mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen. Die ehemalige britische Kolonie belegt seit Jahren den letzten Platz auf der Liste des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, gleichbedeutend mit dem Status des am wenigsten entwickelten von 179 untersuchten Ländern (siehe auch Least Developed Countries).
Haupthandelspartner sind Belgien, Großbritannien, die USA, die Niederlande und Deutschland.[23]
Sierra Leone ist Mitglied der International Cocoa Organization.
Landwirtschaft
Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung ist die Landwirtschaft die Existenzgrundlage. Man wendet dabei Brandrodung und Wanderhackbau an. Allerdings werden nur etwa 6 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Hauptsächlich wird dabei Reis, Hirse und Maniok produziert, meist für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft). Für den Export sind Kaffee, Palmkerne und Kakao bestimmt.
Neben der Landwirtschaft dient auch der Fischfang dem Eigenbedarf, vor allem Heringe und Thunfisch .
Rohstoffe
Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Bauxit, Braunkohle, Chrom, Diamanten, Eisenerz, Gold, Graphit, Columbit, Mangan, Molybdän, Platin, Rutil (Titanoxid) und Rhodium. Mit dem Beginn der Rebellenübergriffe aus Liberia im Jahre 1991 kam die formelle Diamantenförderung praktisch zum Stillstand. Eisenerz wird seit 1985 wegen mangelnder Auslandsnachfrage nicht mehr gefördert. Der Export von Gold und Diamanten wird durch die hohe Schmuggeltätigkeit sehr stark beschränkt.
Exporte von mineralischen Rohstoffen machten 1989 etwa 80 % der Ausfuhren aus. Nach Angaben der Economic Intelligence Unit in London wurden 1988 Gem-Diamanten (Schmuck-Diamanten) aus Sierra Leone im Wert von 300 Mio. US$ und 1989 über 450 Mio. US$ in Antwerpen verkauft. Offiziell wurden jedoch Verkäufe im Wert von nur 5 Mio. US$ (1988) und 4,5 Mio. US$ (1989) registriert, d. h. rund 98 % (1988) und 99 % (1989) der produzierten Diamanten wurden illegal (über Monrovia, Burkina Faso und Abidjan) aus dem Land geschmuggelt.
Seit Ende des Bürgerkrieges hat sich der legale Export von Diamanten auf etwa 120 Millionen US$ jährlich mit weiterhin steigender Tendenz erhöht. Der illegale Export wird auf nur noch etwa 2 % dieses Wertes geschätzt. Weiterhin wird wieder verstärkt Rutil und Gold exportiert. Bei Ölbohrungen vor der Küste von Sierra Leone wurde 2009 ein sehr viel versprechendes neues Ölfeld entdeckt.[24]
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste im Jahr 2000 Ausgaben von umgerechnet 351 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 96 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 40,1 % des BIP.[25]
Die Staatsverschuldung betrug 2006 1,6 Mrd. US-Dollar oder 125,0 % des BIP, seitdem wurden Sierra Leone große Teile der Staatsschulden erlassen.[26]2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Infrastruktur
Energie
Im Jahr 2005 wurden 250 Millionen kWh elektrische Energie erzeugt, wobei die Erzeugung seit 20 Jahren stagniert. Die Energie stammt zur Gänze aus Wärmekraftwerken.[28] Die Infrastruktur wurde während des Bürgerkrieges beschädigt und der Neubau verzögert. Die Regierung sucht momentan Möglichkeiten, die Infrastruktur mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft wieder aufzubauen;[29] eine durchgängige öffentliche Stromversorgung ist, nach jahrelanger Elektrizitätskrise, erst seit Weihnachten 2007 offiziell in Freetown sichergestellt, wird jedoch praktisch maximal 4 Stunden am Tag zur Verfügung gestellt.[30] Ende 2009 wurde nach mehr als 30 Jahren der Planung und des Baus das „Bumbuna Hydro Power Plant“ fertiggestellt.[31]
Kultur
Medien
In den 1980er Jahren wurde ein fast landesweites Fernsehnetz durch die europäische Entwicklungshilfe aufgebaut. Das Studio hierfür befand sich in Freetown, die Verteilung erfolgte über Relaisstellen. Das Fernsehnetz konnte sich jedoch nicht lange halten und wurde bereits wenige Jahre darauf wieder abgeschaltet. Die nationale Telefongesellschaft wurde bis 1988 von der britischen Cable & Wireless unterstützt, ab 1989 erfolgte eine Unterstützung und Durchführung von Restrukturierungsmaßnahmen durch die Deutsche Telekom.
Siehe auch
Portal:Sierra Leone – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sierra Leone
Literatur
- Ankenbauer, Norbert (2010): "das ich mochte meer newer dyng erfaren". Die Versprachlichung des Neuen in den Paesi novamente retrovati (Vicenza, 1507) und in ihrer deutschen Übersetzung (Nürnberg, 1508). Berlin: Frank & Timme.
- Jalloh, S Balimo (1995) Sierra Leone – Ein Länderbericht, New Africa Verlag, 1995, Bergisch Gladbach
- Jalloh, S Balimo (2001) Conflicts, Resources and Social Instability in Subsahara Africa – The Sierra Leone Case; in Internationales Afrikaforum, 37. Jg. 2/2001, S. 166–180.
- Jalloh, S Balimo (2004) The Sierra Leone Regiment, The Royal West African Frontier Force and the Burma War – An Exploratory Essay- in: Internationales Afrikaforum, 40 Jahrgang, Heft 4/2004, S. 369–378. (www.internationaleafrikaforum.de)
- Knörr, Jacqueline (1995) Kreolisierung versus Pidginisierung als Kategorien kultureller Differenzierung. Varianten neoafrikanischer Identität und Interethnik in Freetown, Sierra Leone. Münster: Lit
- Knörr, Jacqueline (2002) Freetown. In: Ember, M. & C.R. Ember (eds.) (2002) Encyclopedia of Urban Cultures. Cities and Cultures around the World, Published under the Auspices of the Human Relation Area Files at Yale University. Danbury / Connecticut: Grolier: Vol. II: S. 212–219.
Weblinks
Wiktionary: Sierra Leone – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Sierra Leone – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikimedia-Atlas: Sierra Leone – geographische und historische Karten- Website des Staatshauses von Sierra Leone (englisch)
- Sierra Leone National Tourist Board (englisch)
- Offizielle Seite zur 50-jährigen Unabhängigkeit 2011 (englisch)
- Visit Sierra Leone (englisch)
- Sierra Leone Tipps (englisch)
- Sierra Leone News Portal (englisch)
- Informationen auf der Seite des Auswärtigen Amtes
Einzelnachweise
- ↑ World Gazetteer: [1], 28. November 2009
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ a b c Länderdatenbank der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung: Sierra Leone
- ↑ CIA World fact Book Sierra Leone. Abgerufen am 17. August 2011.
- ↑ http://www.unicef.de/projekte/sierra-leone/sierra-leone/
- ↑ http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/afrika/sierra_leone
- ↑ Auswärtiges Amt, Sierra Leone, Kultur- und Bildungspolitik
- ↑ Lianqin Wang: Education in Sierra Leone: Present Challenges, Future Opportunities. World Bank Publications, 2007, ISBN 0821368680 (formal falsche ISBN), S. 2.
- ↑ CIA World Factbook
- ↑ Vgl. Ankenbauer (2010), S. 166-167.
- ↑ a b BBC: Sierra Leone sets 2007 poll date, 4. August 2006
- ↑ un.org
- ↑ Auswärtiges Amt: Staatsaufbau Sierra Leones
- ↑ Foreign and Commonwealth Office: [2]
- ↑ Amnesty-Karte mit Todesstrafenländern
- ↑ Human Rights in the Republic of Sierra Leone, Amnesty International, Report 2009 abgerufen am 3. November 2011
- ↑ Jahresbericht Sierra Leone 2010 Amnesty International
- ↑ http://katholik.ch/themen-a-z/73-zeitzeichen/416-strafen-fuer-homosexualitaet.html
- ↑ http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/577753/index.do
- ↑ http://www.globalgayz.com/country/Sierra%20Leone/view/SLE/gay-sierra-leone-news-and-reports
- ↑ Website des Aussenministeriums Österreich
- ↑ http://ilga.org/ilga/en/countries/SIERRA%20LEONE/Articles
- ↑ Auswärtiges Amt:Sierra Leone – Wirtschaft, Stand: April 2006
- ↑ Spiegel online vom 17. September 2009: Konzerne entdecken riesiges Ölfeld vor afrikanischer Küste
- ↑ a b c The World Factbook
- ↑ BBC News: Sierra Leone in debt relief deal
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
- ↑ Energy Information Administration abgerufen am 25. Oktober 2008
- ↑ Edgard Gnansounou: Boosting the Electricity Sector in West Africa: An Integrative Vision. In: IAEE Energy Forum, Vol. 17, Third Quarter, S. 23–29, 2008. Download
- ↑ The Patriotic Vanguard: [3]
- ↑ Minister of Energy and Water Resources, Bumbuna
Politische Gliederung AfrikasÄgypten1 | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botsuana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo (Dem. Rep.) | Kongo (Rep.) | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Marokko | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Südsudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
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