Bormann-Diktate

Bormann-Diktate

Die Bormann-Diktate vom 4. bis 26. Februar und 2. April 1945 sind Monologe Adolf Hitlers, die sein Sekretär Martin Bormann vom 4. bis 26. Februar und am 2. April 1945 mitstenographieren ließ und bearbeitete. Ihre Authentizität wird von manchen Historikern angezweifelt.[1] Andere halten sie für zuverlässig, auch wenn sie Verkürzungen und Korrekturen durch Bormann nicht ausschließen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Ausgabe

Der Schweizer Bankier und Rechtsextremist François Genoud, der als Förderer von NS-Verbrechern und als Holocaustleugner hervortrat, gab diese Bormann-Diktate zunächst auf Französisch und Englisch heraus. 1981 erschien ihre deutsche Übersetzung unter dem Titelzusatz Hitlers politisches Testament, zusammen mit einem Essay des Historikers Hugh R. Trevor-Roper und einem Nachwort von André François-Poncet. Der deutsche Zusatztitel wurde von manchen Rezipienten aufgegriffen.[3]

Die Bormann-Dikate gelten jedoch nicht als testamentarische, letztgültige Willenserklärung Hitlers.[4] Als offizielles „Politisches Testament Adolf Hitlers“ gilt seine letzte Willenserklärung vom 29. April 1945, die er selbst verfasste und als „Mein politisches Testament“ betitelte.[5]

Inhalt

Anders als in öffentlichen Reden sprach Hitler in den Bormann-Diktaten in Ich-Form und unverhüllt über seine politischen Ziele, die er sonst absichtlich etwa als „Prophezeiung“ rhetorisch verschleierte. So sagte er Bormann gegenüber etwa: Wenn er den Krieg gewinne, werde er dem Weltjudentum ein Ende bereiten, ihm einen Todesschlag versetzen. Dort findet sich auch die Aussage: „Ich habe die Juden ausgerottet.“[6]

Literatur

  • François Genoud (Hrsg.): Hitlers politisches Testament. Die Bormann Diktate vom Februar und April 1945. Mit einem Essay von Hugh R. Trevor-Roper und einem Nachwort von André François-Poncet. Albrecht Knaus, Hamburg 1981.

Einzelnachweise

  1. Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter: Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Hess und die Parteikanzlei Bormann: Eine Publikation des Instituts für Zeitgeschichte. K.G. Saur, München 1992, ISBN 3-598-11081-2, S. 6.
  2. Thomas Schirrmacher: Hitlers Kriegsreligion. Die Verankerung der Weltanschauung Hitlers in seiner religiösen Begrifflichkeit und seinem Gottesbild. Band 1, Bonn 2007, S. 42.
  3. Joachim Scholtyseck: Der Blitzkrieg gegen Frankreich – Rückkehr zum „normalen Krieg“? In: Der militärische Widerstand gegen Hitler im Lichte neuer Kontroversen: XXI. Königswinterer Tagung vom 22.–24. Februar 2008, S. 51–79, S. 63, Fn 50.
  4. Jan Hornik: Why the Holocaust - Hitler's Darwinistic Messianic Genocide. Kindle Edition, 2011, S. 9
  5. Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien: Täter, Opfer, Strafverfolgung. C.H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-39268-7, S. 222, Anm. 3.
  6. David Bankier: The Use of Antisemitism in Nazi Wartime Propaganda. In: Michael Berenbaum, Abraham J. Peck (Hrsg.): The Holocaust and History: The Known, the Unknown, the Disputed, and the Reexamined. Indiana University Press, 2002, S. 48

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