- Canyengue
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Canyengue bezeichnet:
- eine sehr ursprüngliche Stilart, den Tango rioplatense zu tanzen.
- die Technik, Perkussionseffekete - ohne Schlagzeug - auf anderen Instrumenten hervorzurufen.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Sprachforscher sind sich einig, dass das Lunfardo-Wort Canyengue afrikanischen Ursprungs ist; uneinig sind sie sich jedoch über seine ursprüngliche Bedeutung. Häufig angebotenen Erklärungen sind: „caminar cadencioso“ (rhythmisches Gehen), „desgarbado“ (schlacksig), „canalla“ (Pöbel).[1];
Tanzstil
Der Canyengue-Tanzstil steht im Gegensatz zum eleganten Tango de Salon-Stil. In dieser heute etwas plump wirkenden Manier wurde der Tango im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Metropolen des Río de la Plata, Buenos Aires und Montevideo, ursprünglich getanzt: in engster Umarmung; mit extrem gebeugten Knien; die Frau steht quasi im rechten Winkel zum Mann an seiner rechten Seite, die Achse ist leicht seitlich geknickt; der linke Arm des Mannes und der rechte Arm der Frau werden in Hüfthöhe gehalten und in alle Richtungen bewegt; zeitweise wird enger Beckenkontakt aufgenommen; manchmal berührt die Hand des Mannes das Gesäß der Frau. So wirkt der Charakter des Canyengue fröhlich-derb; er kommt der frühen Milonga nahe.[2]
Wie erkennt man nun, ob ein Tango geeignet ist, im Canyengue-Stil getanzt zu werden? El Pibe Palermo [3] sagte spaßhaft dazu, man müsse nur der Musik gut zuhören, und wenn sich dann die Knie zu biegen begännen, dann sei es die Richtige.[4] Da es sich bei Canyengue um den ursprünglichen Tango-Tanzstil handelt, sind die ältesten überlieferten Tango-Stücke am besten dazu geeignet. So z.B.: "Zorro gris", komponiert 1921 von Rafael Tuegols [5]; "El Apache argentino", 1913 komponiert von Manuel Aróztegui (siehe Weblinks) oder Roberto Firpos "El Amanecer" aus dem Jahre 1928.[6]
Canyengue-Effekt
Der Kontrabassist Leopoldo Thompson[7], Mitglied im Tango-Orchester Roberto Firpos, erfand die Technik, Perkussionseffekte auf dem Kontrabass hervorzurufen, “Canyengue-Effekt” genannt: sei es durch Schlagen mit der Holzseite des Bogens auf die Saiten oder durch Schlagen mit der Handfläche auf den hölzernen Klangkörper. Auch andere Instrumente [8] erzeugen nach dieser Methode Perkussionsgeräusche: z.B. klopfen die Geiger mit den Fingern oder dem Bogen gegen den Klangkörper ihrer Geige oder kratzen mit dem Bogen vor dem Steg; die Bandoneonisten schlagen mit ihrem Fingern oder mit der Handfläche auf den Klangkörper des Bandoneons. Diese perkussiven Techniken wurden eingeführt, weil spezifische Schlaginstrumente in den Besetzungen der Tango-Orchester fehlten.[9]
Weblinks
- Canyengue Show-Tanz zu "Zorro gris"
- Lorena Gasse und Ariel Barrionuevo tanzen im Canyengue-Stil zu "Zorro gris"
- Anna und Osvaldo tanzen zu "El Chamuyo"
- Los Tubatango spielen "El Apache Argentino", einen Tango Canyengue, im Jahre 1913 komponiert von Manuel Aróztegui
- A Redskin tango, "El Apache argentino" - Website in spanischer Sprache: Un tango piel roja, “El Apache argentino”
- Orquesta Roberto Firpo spielt "El Amanecer"
- Aufsatz: "Canyengue als Tanz"
Einzelnachweise
- ↑ Canyengue - danza canalla, por Boguslaw Dygasiewicz
- ↑ Beschreibung des Canyengue-Tanzstils
- ↑ El Pibe Palermo, berühmter Tango-Tänzer
- ↑ Was braucht es, Canyengue tanzen zu lernen?
- ↑ Partitur und Hörbeispiel von "Zorro gris"
- ↑ Partitur und Hörbeispiel zu Roberto Firpo "El Amanecer", mit Canyengue-Effekten
- ↑ Leopoldo Thompson, Erfinder des Canyengue-Effekts: „A sound that is produced by hitting the strings with the bow or with the palm of the right hand.” Die gleiche Website in spanischer Sprache: Leopoldo Thompson
- ↑ Quartett Al Tango spielt "Zorro gris"- Auf dem Video sieht man - von 1:17 bis 1:20 -, wie die Instrumentalisten mit der Handfläche auf den Klangkörper ihrer Instrumente schlagen.
- ↑ Interview mit Carel Kraayenhof von Sexteto Canyengue
Kategorien:- Lateinamerikanischer Tanz
- Tango
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