- Abendläuten
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Das Angelusläuten ist in der Katholischen Kirche das morgendliche, mittägliche und abendliche Läuten der Kirchenglocken, zu dem das Angelusgebet gebetet wird.
Das morgendliche und abendliche Läuten kann auch den Zeitpunkt anzeigen, zu dem die Kirche geöffnet und geschlossen wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Ursprünge des Läutens liegen in einem Generalkapitel der Franziskaner in Pisa im Jahre 1263. Die Kirche übernahm von den Franziskanern den Brauch, beim abendlichen Läuten zur Komplet die Gottesmutter zu grüßen und der Menschwerdung Gottes zu gedenken.
Erst im 14. Jahrhundert kam auch das Morgenläuten in Gebrauch, das ursprünglich ein Gebet um das öffentliche Wohl und den Frieden begleitete. Es wurde dann 1423 durch die Provinzialsynoden in Köln und Mainz umgedeutet als „Erinnerung an die Schmerzen Marias bei der Passion Christi“.
Das mittägliche Läuten entstand noch einmal fast zwei Jahrhunderte später; es kam im 16. Jh. im Gebrauch und erfuhr bald auch eine Deutung, so dass die damalige Interpretation entstand: Das Morgenläuten erinnert an die Auferstehung, das Mittagsläuten an das Kreuzesleiden und das Abendläuten an die Menschwerdung Christi.
Beim Angelusläuten soll jedoch der Menschwerdung Christi gedacht werden.
Ausführung
Im Rheinland und darüber hinaus ist es eine weit verbreitete Sitte, das Angelusläuten mit einer Schlagfolge einzuleiten. Diese besteht aus drei Pulsen à drei Schlägen, die jeweils durch eine Pause von 10 bis 20 Sekunden getrennt werden. In diesen Zwischenzeiten soll Der Engel des Herrn gebetet werden. Darauf schließt sich ein ein- bis fünfminütiges Nach- oder Ausläuten mit einer bestimmten Glocke (z.B. „Marienglocke“) an.
Dieses Läuten kann auch in umgekehrter Reihenfolge stattfinden; zuerst das Läuten, dann die 3x3 Schläge (im schweizerischen Kanton Wallis 3x1 Schlag). Am weitesten verbreitet ist jedoch das einfache Läuten einer einzelnen Glocke (vgl. Nachläuten).
Das Angelusläuten erfolgt in der Regel automatisch per Läutcomputer. Zusammenfassend:- einfaches Läuten einer Glocke (z. B. Marienglocke) für 1–5 Minuten
- drei Schlagfolgen von jeweils drei Schlägen auf einer tontieferen Glocke, im Anschluss Nachläuten mit einer tonhöheren Glocke für 1–5 Minuten
- Vorläuten mit einer tonhöheren Glocke für 1–5 Minuten, im Anschluss Schlagfolge auf einer tontieferen Glocke
Angelusläuten im Triduum Sacrum
Zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und dem der Osternacht schweigen in den katholischen Pfarreien aus Trauergründen die Glocken. Als Ersatz werden Schlagbretter, Ratschen, Klappern und ähnliche Holzwerkzeuge genutzt, um die Gläubigen an die Gebets- und Gottesdienstzeiten zu erinnern.
Angelusgebet
Hauptartikel: Der Engel des Herrn
Besonders bekannt ist das an Sonn- und Feiertagen vom Centro Televisivo Vaticano übertragende Angelusgebet des Papstes, das vom Fenster seiner Privatgemächer oder von Castel Gandolfo aus nicht nur über Satellit, sondern auch auf Großbildschirmen auf dem Petersplatz mitgebetet werden kann.
Während der Osterzeit, vom Ostersonntag bis Christi Himmelfahrt, wird seit 1742 anstelle des Angelus das Regina Coeli gebetet.
Sonstiges
Zuweilen gibt es um das Morgenläuten juristische Auseinandersetzungen um vermeintliche Verletzungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, die jedoch regelmäßig daran scheitern, dass das Angelusläuten in angemessenem Rahmen als kulturelle Tradition gilt. Für reine Wohngebiete gilt jedoch ein zulässiger Grenzwert von 80 Dezibel. Ausgenommen von diesem Grenzwert ist das Läuten zum Gottesdienst oder zu anderen sakralen bzw. liturgischen Zwecken, da dieses einen höheren rechtlichen Schutz genießt.
Das Angelusläuten ist der Titel des bekanntesten Bildes des französischen Malers Jean-François Millet. Diese Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Darstellung ländlicher Frömmigkeit inspirierte unter anderem Salvador Dalí, dessen Werk zahlreiche Anspielungen darauf enthält.
Neben dem Angelusläuten und dem Läuten zu Beginn des Gottesdienstes gibt auch noch das Feiertagsläuten zur Ankündigung des liturgischen Beginns des Sonntags und hoher Festtage.
Literatur
- Lexikon für Theologie und Kirche, Band I (1993), Sp. 654
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