Campylobacter-Enteritis

Campylobacter-Enteritis
Klassifikation nach ICD-10
A04.5 Enteritis durch Campylobacter
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Campylobacter-Enteritis ist eine durch verschiedene Campylobacter-Arten hervorgerufene, meldepflichtige, entzündliche Durchfallerkrankung beim Menschen. Die Campylobacterbakterien sind gram-negative Stäbchen und gehören zur Gruppe der Zoonoseerreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und dort zu einer Erkrankung führen können. Bei Tieren wie Rindern oder Geflügel bleibt die Erkrankung häufig unentdeckt, weil die Tiere meistens keine Krankheitssymptome zeigen.

Inhaltsverzeichnis

Krankheitsmechanismus

Die Erreger beim Menschen sind Campylobacter jejuni (häufigster Erreger), C. coli und Campylobacter fetus ssp. fetus.

Wie die Shigellen gehört Campylobacter zu den Erregern, die in die Schleimhäute des Darmes einwandern. Sie bilden einen hitzeresistenten Giftstoff (Enterotoxin), der vermutlich für die Durchfallsymptome verantwortlich ist.

Verlauf

Von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es etwa 1–7 Tage. Daraufhin kommt es zu Bauchschmerzen, starken, manchmal blutigen Durchfällen und einem ausgeprägten Krankheitsgefühl mit Fieber bis zu 40 °C. Nach vier Tagen bis zwei Wochen verschwinden die Krankheitssymptome meistens spontan. Eine Immunität wird nicht erworben.

Häufigkeit

Campylobacter ist inzwischen in Deutschland der häufigste Erreger einer solchen Infektion, noch vor den Salmonellen. Im Jahr 2005 wurden insgesamt 62.114 Fälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet (zum Vergleich: Salmonellose 55.245 Fälle).

In den Industrie- und Entwicklungsländern werden 5 bis 15 % der Durchfallerkrankungen durch Campylobacter hervorgerufen (z. B. sind es in den USA schätzungsweise 2 Mio. Campylobacter-Infektionen pro Jahr). Die Erkrankung tritt vermehrt in der warmen Jahreszeit auf.

Infektionsweg

Campylobacter jejuni und coli kommen im Darm vieler Vogelarten vor und können vor allem durch ungenügend gegartes Geflügelfleisch übertragen werden. In pasteurisierter Milch und Rindfleisch kann der seltene Campylobacter fetuss spp. fetus vorkommen. Darüber hinaus sind die Erreger in den Ausscheidungen gesunder Haustiere zu finden und können häufig in Oberflächengewässern nachgewiesen werden. Insbesondere bei kleinen Kindern kann Campylobacter gelegentlich auch von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Campylobacter kann, vor allem bei niedrigen Umgebungstemperaturen, einige Zeit in der Umwelt oder in Lebensmitteln überleben. Der Erreger kann sich aber nicht außerhalb des Wirtsorganismus, also z. B. in Lebensmitteln, vermehren.

Ein Nachweis gelingt in der Regel aus der Stuhlkultur.

Prophylaxe und Behandlung

Für Verbraucher besteht der wirksamste Schutz vor einer Infektion in der Einhaltung der Küchenhygiene. Beispielsweise sollte der Kontakt des Fleisches mit anderen Lebensmitteln über Küchengeräte oder Hände durch Waschen und Desinfizieren derselben vermieden werden.

Die Campylobacter-Enteritis heilt in der Regel spontan aus. Da eine antibiotische Behandlung im Normalfall keine Verkürzung der Krankheitsdauer bewirkt, sollte eine Behandlung vor allem bei komplikationsgefährdeten Menschen (kleine Kinder, alte oder immunsupprimierte Patienten) in Erwägung gezogen werden.

So wie bei allen Durchfallerkrankungen ist es auch bei der Campylobacter-Enteritis vor allem wichtig, Flüssigkeit und Elektrolyte zu ersetzen.

Antibiotisch wirksam sind vor allen Dingen Makrolide und Chinolone. Mittel der ersten Wahl stellt Erythromycin dar, alternativ kann Ciprofloxacin eingesetzt werden. Bei septischen Verläufen sind Gentamicin oder Imipenem wirksam.

Komplikationen

Während die Krankheit bei den meisten Menschen komplikationslos verläuft, bleiben in einigen Fällen die Erreger im Darm und können eine chronische Infektion auslösen. Diese bietet ein ähnliches Bild wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

Vor allem bei immunsupprimierten Patienten kann es in seltenen Fällen zu septischen Verläufen kommen. Nach ausgeheilter Infektion treten manchmal reaktive Arthritis und Erythema nodosum auf. Außerdem gibt es Hinweise, dass das Guillain-Barré-Syndrom mit Campylobacter Infektionen assoziiert sein könnte.

Literatur

  • Heizmann, Wolfgang R., Döller, Peter C., Kropp, Stefan, Bleich, Stefan: Kurzlehrbuch medizinische Mikrobiologie und Immunologie, Schattauer Verlag, 1999 ISBN 3794519612, 9783794519613.
  • Baenkler, H.-W., Clement, U.: Duale Reihe Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2001, ISBN 3131287519.

Weblinks

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