Collingridge-Dilemma

Collingridge-Dilemma

Das Collingridge-Dilemma (auch "Steuerungs- oder Kontrolldilemma") ist eine methodische Zwickmühle: Die Versuche, insbesondere der Technikfolgenabschätzung, zur Gestaltung der Technikentwicklung beizutragen, stehen vor einem typischen Doublebind- (Doppelbindungs-) Problem:

  • ein Informationsproblem: Wirkungen können nicht leicht vorhergesehen werden, solange die Technologie noch nicht ausreichend entwickelt und weit verbreitet ist.
  • ein Macht- bzw. Umsetzungsproblem: Kontrolle bzw. Gestaltung sind umso schwierig, desto fester die Technologie verwurzelt ist.

Anders ausgedrückt: Die Aussichten auf sicheres Folgenwissen werden umso besser, je weiter entwickelt die Technik ist, je besser die Produktionsbedingungen, Nutzungskontexte und Entsorgungsverfahren bekannt sind. Allerdings besteht dann keine Möglichkeit mehr, die Technik oder die Technikfolgen gestaltend zu beeinflussen, denn dann ist die Entwicklung bereits abgeschlossen oder wenigstens so weit fortgeschritten, dass aus ökonomischen Gründen ein Umsteuern kaum noch oder nicht mehr möglich ist.[1]

Diese Idee wurde erstmals von David Collingridge von der Technology Policy Unit der Universität Aston in seinem Buch aus dem Jahre 1980 The Social Control of Technology.[2] formuliert. Das Dilemma ist ein häufiger Referenz- und Ausgangspunkt für Diskussionen in der Technikfolgenabschätzung.[3][4][5]

Einzelnachweise

  1. A. Grunwald: Technikfolgenabschätzung - eine Einführung. 2. Auflage. edition sigma, Berlin 2010, ISBN 978-3-89404-950-8, S. 165.
  2. David Collingridie: The Social Control of Technology. Pinter u.a., London u.a. 1982, ISBN 0-312-73168-X.
  3. Siehe beispielsweise R. Wanger-Döbler: Das Dilemma der Technikkontrolle. Ed. Sigma, Berlin 1989, ISBN 3-89404-300-8
  4. ausführlich: A. Grunwald: Technikfolgenabschätzung - eine Einführung. 2. Auflage. edition sigma, Berlin 2010, ISBN 978-3-89404-950-8, S. 165ff
  5. siehe auch: K. Böhle: DESIDERA-TA. Nachbemerkungen zur TA’09, der 9. Österreichischen TA-Konferenz. In: Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis (TATuP). Nr. 2, 18. Jahrgang, September 2009, S. 121-125. (online)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Collingridge dilemma — The Collingridge dilemma is a methodological quandary in which efforts to control technology development face a double bind problem: an information problem: impacts cannot be easily predicted until the technology is extensively developed and… …   Wikipedia

  • Collingridge — ist der Familienname folgender Personen: David Collingridge, (1945–2005), britischer Technikforscher Vanessa Collingridge, Autorin und Hörfunksprecherin Siehe auch: Collingridge Dilemma (auch: Steuerungs oder Kontrolldilemma ), methodische… …   Deutsch Wikipedia

  • David Collingridge — (* 1945 in London; † 2005) war ein britischer Technikforscher. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Schriften 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Technikfolgenabschätzung — Das Forschungsgebiet der Technikfolgenabschätzung (engl. Technology Assessment, kurz TA, auch: Technologiefolgenabschätzung oder Technikbewertung) entstand in den 1960er Jahren in den USA und verbreitete sich in den 1970er Jahren in Europa. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • literature — /lit euhr euh cheuhr, choor , li treuh /, n. 1. writings in which expression and form, in connection with ideas of permanent and universal interest, are characteristic or essential features, as poetry, novels, history, biography, and essays. 2.… …   Universalium

  • Strategic management — is a field that deals with the major intended and emergent initiatives taken by general managers on behalf of owners, involving utilization of resources, to enhance the performance of firms in their external environments.[1] It entails specifying… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”