Der Wilde Wald

Der Wilde Wald

Der Wilde Wald (niederländisch Geheimen van het Wilde Woud) ist ein Jugendroman von Tonke Dragt. Er ist die Fortsetzung des mehrfach ausgezeichneten und 2008 verfilmten Romans Der Brief für den König und bildet mit ihm eine Dilogie.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Das Buch handelt von einem jungen Ritter namens Tiuri in einer fiktiven mittelalterlichen Welt, die hauptsächlich aus drei Reichen besteht: Dem Land von König Dagonaut, aus welchem Tiuri stammt, dem Reich des Königs Unauwen westlich der Berge, und Evillan, das von einem Sohn Unauwens regiert wird. Der Fürst von Evillan (Prinz Viridian) und sein Vater sind verfeindet, denn der Sohn trachtet dem Vater nach der Krone, weil er als jüngerer (Zwillings-)Sohn kein Anrecht darauf hat. Tiuri überbrachte im ersten Roman einen wichtigen Brief an König Unauwen, der einen Plan Viridians zur Überrumpelung Unauwens beschrieb, und erhielt dafür selbst einen weißen Schild, wie ihn sonst nur die Ritter aus dem Westen tragen.

Die Grauen Ritter, ausgezogen um den Tod jenes Ritters zu rächen, dessen Auftrag Tiuri übernommen hatte, wollen sich nun zu diesem Zweck ein Jahr später mit Tiuri auf Schloss Ristridin treffen. Aber ausgerechnet Ritter Ristridin selbst bleibt aus. Gerüchte besagen, dass er in den Wilden Wald gegangen sei, einen unzugänglichen, riesigen Wald im Dreiländereck zwischen den drei Königreichen, in dem sagenumwobene, geradezu elfenhafte Männer in Grün leben sollen, die angeblich kaum jemand je zu Gesicht bekommt.

Tatsächlich findet Tiuri im Wilden Wald nicht nur die Männer in Grün, sondern eine geheime Operation von Evillan, das von dort einen Überraschungsangriff auf das Reich Unauwens vorbereitet. Die Männer in Grün sind Nachkommen eines Ritters aus dem Westen und dessen Gefolge, der vor langer Zeit der Welt entsagt hat und fortan im Einklang mit der Natur im Wald lebte. Aufgrund ihrer strikten Neutralität sind sie aber sogar eine Gefahr.

Schließlich muss Tiuri das Reich Unauwens vor dem Angriff warnen und es kommt zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, in der niemand neutral bleiben kann.

Inhalt

Tiuri wartet auf Schloss Ristridin auf seine Gefährten, wo es zu einer Begegnung mit Rittern aus dem Reich Unauwens kommt, unter denen sogar der Kronprinz ist, und zwei Rittern Evillans, die aufgrund des Gastrechtes im neutralen Land Dagonauts ebenfalls in die Burg eingelassen werden. Aus dem Süden wird ein Einfall aus Deltaland, das ein Marionettenstaat Evillans ist, gemeldet. Aber Evillan stellt tatsächlich Truppen zur Verteidigung Dagonauts zur Verfügung. Sowohl Evillan als auch Unauwens Abgesandte versuchen, eine Allianz mit Dagonaut zu erreichen. Der Angriff aus Deltaland und die nachfolgende Hilfe ist insofern ein recht offensichtliches Manöver Evillans.

Tiuri folgt instinktiv nicht dem Ruf zur Verteidigung gegen Deltaland, sondern reist mit seinem Schildknappen Piak zur Burg Islan am Wilden Wald, wo Ristridin zuletzt gesehen wurde. Er trifft auf die wunderschöne Tochter des Burgherrn, Isadoro, die ihn bezirzt, aber auch täuscht (Ristridin sitzt im Kerker von Islan, dessen Burgherr abtrünnig ist). Er findet am Waldesrand Marius den Narren, einen zurückgebliebenen, kindlichen und harmlosen Mann, dem er schon auf seiner ersten Reise begegnet ist. An sich will Tiuri ihn heimbringen, aber Marius führt Tiuri und den Schildknappen Piak in den Wald, wo er ein Turnier mit schwarzen und roten Kriegern, die Männer in Grün und einen weinenden Ritter mit den Wappenfarben Ristridins gesehen haben will, der mit seinem Schwert etwas in einen Baum ritzte. Tief im Wald bei einer alten Ansiedlung, dem Eulenhaus, finden sie den Baum, aber auch zahllose Rote Reiter aus Evillan.

Während Piak entkommen kann werden Tiuri und Marius gefangen genommen und in der Tarenburg, dem alten Sitz des Stammvaters der Männer in Grün mitten im Wald, festgesetzt. Dort beginnt der Anführer, der schwarze Ritter mit dem roten Schild, ein Schachspiel gegen Tiuri um dessen Leben, mit dem Tiuri Zeit für einen Fluchtversuch gewinnen will. Dieser Ritter ist in Wahrheit Prinz Viridian, was Tiuri bei ihrem ersten Schachspiel herausfindet.

Piak wird von einem Waldbewohner, der einmal den Männern in Grün angehörte, bewusstlos aufgefunden und gesund gepflegt; er kann nun Hilfe holen. Eine Streitmacht aus Dagonauts Reich begibt sich auf die Suche, angeführt von Sigirdiwart Rafox, dem Herrn von Schloss Mistrinaut, dessen Tochter Lavinia in Der Brief für den König Tiuri durch das Verschaffen von Waffen hilft, und die sich nun als Schildknappe getarnt unter die Suchenden gemischt hat.

Tiuri kann unterdessen mit Hilfe seines alten Widersachers Jaro entkommen, einem der Roten Reiter, die ihn im ersten Teil verfolgten, dem er aber in den Bergen das Leben rettete und der ihm deshalb sein Leben schuldet. Aber Jaro hat auch Zweifel an seinen Meistern. Die Männer in Grün brechen mit ihrem Neutralitätsprinzip und helfen Tiuri und Piak auf einen geheimen Pfad, um das Reich Unauwens vor dem Weg der Überraschung warnen zu können.

Nachdem die Nachricht unter großen Gefahren mit dem Läuten einer uralten Glocke in den Bergen überbracht wurde - die Glocke wurde dort von dem Ritter installiert, der sich einst in den Wald zurückzog, sollte je ein Feind diesen alten Weg beschreiten - kommt es zur Schlacht im Wilden Wald zwischen den Rittern Unauwens, Evillans und Dagonauts. Die idyllische, friedfertige und von Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau getragene Welt der Männer in Grün geht in Flammen auf. Schließlich stehen sich die beiden Prinzen im Duell auf dem Turnierplatz gegenüber, und obwohl der ältere Sohn, Kronprinz Iridian, seinen Bruder besiegt, wird er doch gleichzeitig durch eine letzte ehrlose Handlung Viridians mittels eines vergifteten Schwertes ebenfalls getötet. Die Brüder werden trotzdem Seite an Seite beigesetzt und das Grab nur mit dem Weißen Schild des Reiches im Westen geschmückt.

Am Ende finden sich Tiuri und Piak wieder beim Einsiedler Menaures in den Bergen ein, wo ein Knabe den Platz Piaks eingenommen hat, Idian, der Sohn von Prinz Iridian. Menaures, so stellt sich heraus, ist selbst der jüngere Zwillingsbruder von König Unauwen, der aber nie nach dem Thron strebte, sondern aufgrund seiner Weisheit die Einsiedelei wählte.

Literarische Motive

Wie schon im ersten Buch werden in Der Wilde Wald zahlreiche Motive in jugendbuchtypischer und bisweilen märchenhafter Weise verwendet, die den Charakter der Geschichte ausmachen. Der epische Konflikt zwischen den Zwillingsbrüdern, die ob der Thronfolge zu Feinden werden, die plakative Beschreibung der Ritter mit weißen Schilden einerseits und jenen mit blutroten oder schwarzen andererseits, das Bestreben von Lavinia ihrem Schwarm zu helfen, obwohl sie als Frau in dieser mittelalterlichen Gesellschaft dazu kein Recht hat und auf kein Verständnis hoffen darf, die Parallelwelt der Männer in Grün, bei denen es wiederum selbstverständlich ist, dass Frauen z.B. Waffen tragen, die unbedingte Lauterkeit des Romanhelden und absolute Unverbrüchlichkeit seiner Freundschaft zu Piak, all dies trägt eine zentrale moralische Botschaft einfachster Natur, die Ehrlichkeit, Vergeben, Friedfertigkeit und Selbstlosigkeit, Gleichberechtigung und Treue propagiert.

Vorgängerromane

Literatur


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