Die indiskreten Kleinode

Die indiskreten Kleinode
Titelblatt von Diderots "Les Bijoux indiscrets", Ausgabe Amsterdam 1772

Die indiskreten Kleinode (auch Die geschwätzigen Kleinode, orig. Les bijoux indiscrets) ist ein Roman von Denis Diderot, der 1748 zunächst anonym erschien.

Das Werk wurde laut der Tochter Diderots innerhalb von zwei Wochen aus Anlass einer Wette verfasst, bei der ihr Vater behauptet hatte, die erotischen Romane der Zeit seien quasi Dutzendware, die auch er zu fabrizieren in der Lage sei. Das Honorar sei an seine Geliebte, Madame de Puisieux, gegangen.

Die Haupt- und Rahmenhandlung spielt in einem fiktiven Sultanat Kongo um den Sultan Mangogul und seine Favoritin Mirzoza. Der Erstere hat einen wundersamen Ring geschenkt bekommen, mit dem er die „bijoux“, die „Kleinode“ bzw. die „Schmuckstücke“, das sind die Geschlechtsteile der Frauen zum Sprechen bzw. Erzählen bringen kann. Dies probiert er am Hof an nacheinander 30 Damen aus, mit mal mehr, mal weniger überraschendem Ergebnis, das meist jedoch in eine erotische Erzählung mündet. Die Serie endet damit, dass der Sultan entgegen seinem Versprechen, den Ring auch auf Mirzoza richtet. Sie erweist sich als tugendhaft und verzeiht ihm um den Preis, dass er den Ring dem Geist Cucufa, von dem er ihn bekommen hatte, zurückgibt.

Der Roman verwendet das Strukturmuster der damals vielgelesenen Sammlung Tausend und eine Nacht, die Antoine Galland 1704–08 in einer sehr erfolgreichen französischen Fassung herausgebracht hatte. Inhaltlich orientiert er sich an der Gattung des „Roman licencieux“, des „freizügigen“ Romans der Epoche, wie er beispielsweise mit großem Erfolg von Crébillon fils produziert wurde. Diderot erweist sich in den Bijoux als brillanter Erzähler und behandelt ganz nebenher auch Themen, die ihn als „Aufklärer“ beschäftigten.

Ausgaben

  • Französisch
    • Les bijoux indiscrets. Au Monomotapa, sans nom d’éditeur ni date. 2 vol. (Paris 1748).
    • Les Bijoux Indiscrets. Mit farbigen Illustrationen von G. de Sonneville. Paris um 1920. (Bibliothèque Précieuse.)
  • Deutsch
    • Die indiskreten Kleinode. Nach der ältesten deutschen, wahrscheinlich noch zu Lebzeiten des Dichters verfassten Übersetzung bearb. u. hrsg. von Jochen Wilkat. München 1968. (Exquisit Bücher Nr. 13.)
    • Die indiskreten Kleinode. In: Denis Diderot: Das erzählerische Gesamtwerk. Ungek. Ausgabe. Hrsg. von Hans Hinterhäuser. Bd. 2. Berlin 1987, ISBN 3-548-37145-0

Weblink


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