William Frank Carver

William Frank Carver
William Frank Carver 1879

William Frank (Doc) Carver (* 1840 in Winslow; † 1927) war ein US-amerikanischer Scharfschütze.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Alter von 17 Jahren verließ Carver seine Heimatstadt Winslow und zog nach Minnesota, wo sein Großvater gelebt hatte. In den folgenden Jahren erregte er bei den Sioux und Pawnee in seiner Umgebung Staunen durch seine Treffsicherheit beim Schießen. Der Stamm der Santee gab ihm den Beinamen „Spirit Gun“.

Später, im Alter von 35 oder 36 Jahren, zog Carver nach Kalifornien und schloss sich Personen wie Buffalo Bill, Wild Bill Hickok, Phil Sheridan etc. an. Seiner eigenen Einschätzung nach erlegte er in seiner Zeit als Büffeljäger ungefähr 30.000 Tiere. Dann stellte er fest, dass mit Schießwettbewerben viel Geld zu verdienen war, und verlegte sich auf dieses Geschäft. Ab 1877 forderte er nach und nach die Konkurrenz in den ganzen USA und dann in Europa heraus. Geschossen wurde auf Glaskugeln ebenso wie auf lebende Vögel. Schließlich sprach sich Carver selbst den Titel eines Weltchampions zu.

Der Prinz von Wales, höchst angetan von Carvers Vorführungen, verlieh ihm eine Medaille. Auf eine Wette des Prinzen hin stellte Carver einen neuen Rekord auf: In elf Minuten traf er 153 Glaskugeln in Folge. 1883 lieferte er sich mit seinem Konkurrenten Adam Henry Bogardus einen 25teiligen Wettkampf.[1] Bei 19 der 25 Kämpfe gewann er, drei gingen unentschieden aus und bei dreien verlor er. 1885 schoss er innerhalb von sechs Tagen nach 64.881 fliegenden Zielen und traf dabei 60.016mal.

Carvers Wildwestshow

Oscar Smith bei seinem Todessprung

Einen Teil des auf der Europatour 1882 eingenommenen Geldes benutzte Carver, um zusammen mit Bill Cody eine Wildwestshow auf die Beine zu stellen. Er investierte etwa 27.000 Dollar in dieses Unternehmen, von dem er in den letzten drei Jahrzehnten seines Lebens lebte. Zu den Sensationen, die er vorführte, gehörten Pferde und Elche, die von einem Turm aus in ein Bassin sprangen und tauchten. Sie wurden vor allem von seiner Tochter und seiner Schwiegertochter vorgeführt. 1907 ließ sich The Great Carver Show im Electric Park in San Antonio in Texas nieder.

Die Sprünge mit den Pferden von einem vierstöckigen Turm in ein tiefes Becken waren nicht ungefährlich. Die Zeitung Light war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, als sie den Schnappschuss vom tödlichen Unfall des jungen Reiters Oscar Smith am 17. Februar 1907 publizierte, den der Reporter C. J. Overman aufgenommen hatte. 1931 ereignete sich ein weiterer schwerer Unfall. Die Show war nach Carvers Tod von dessen Sohn Al weitergeführt worden und nach Atlantic City in den Vergnügungspark Steel Pier umgezogen. Dort verunglückte Doc Carvers Schwiegertochter Sonora bei einem Sprung mit dem Pferd Red Lips. Obwohl sie durch den Unfall erblindete, absolvierte Sonora Webster weiterhin die Turmsprünge auf dem Pferderücken, bis 1941 der Zweite Weltkrieg für eine Unterbrechung sorgte. Der Showbetrieb wurde später wieder aufgenommen, in den 1950er Jahren im Fernsehen gezeigt und bis in die 1970er Jahre weitergeführt. Dann sorgten Tierrechtler dafür, dass die Tauchvorführungen eingestellt wurden. 1991 wurde Sonora Websters Leben von der Disney Company verfilmt; der Film trug den Titel Wild Hearts Can't Be Broken.[2]

Carver in der Literatur

William Frank Carver wird in Theodor Fontanes Roman Der Stechlin erwähnt. „Ich kann es nur vergleichen mit Mr. Carver, dem bekannten Mr. Carver, von dem Sie gewiß einmal gelesen haben, der in der Sekunde drei Glaskugeln wegschoß. Und so immerzu, viele Hundert“, sagt Hauptmann von Czako dort im dritten Kapitel zu seiner Tischdame, als er über die Rattenjagd in den Katakomben von Paris erzählt.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.traphof.org/carver-vs-bogardus.htm
  2. http://www.texasescapes.com/MikeCoxTexasTales/192-Jumper-and-Diving-Horse.htm
  3. http://www.zeno.org/Literatur/M/Fontane,+Theodor/Romane/Der+Stechlin/Schlo%C3%9F+Stechlin/3.+Kapitel

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • William Frank Carver — Dr. W. F. Carver William Frank Doc Carver (May 7, 1851 – Aug. 31, 1927) was a late 19th century sharpshooter and creator of a popular diving horse attraction. He was born at Winslow, Illinois, to William Daniel Carver, a physician, and Deborah… …   Wikipedia

  • William Frank — may refer to:* William Frank (politician) (born 1923), Canadian politician * Bill Frank (born 1938), former offensive lineman in the Canadian Football League * William J. Frank (born 1960), American politician * Billy Frank (1872 1945), South… …   Wikipedia

  • William Carver (disambiguation) — William Carver may refer to: *William Carver, British politician *William Carver (Wild Bunch), Western outlaw *William Frank Carver, US sharpshooter …   Wikipedia

  • Carver — bezeichnet: Carver (Fahrzeug), ein Fahrzeug des niederländischen Herstellers Vandenbrink einen Skifahrer, der Carving betreibt eine Kurzform für Carving Ski einen Künstler, der Sandskulpturen formt Carver (Film), ein US amerikanischer Horrorfilm… …   Deutsch Wikipedia

  • Sonora Carver — (* 2. Februar 1904 in Waycross, Georgia; † 21. September 2003 in Pleasantville, New Jersey) war eine der bekanntesten amerikanischen Reiterinnen, die in Doc Carvers Pferdeshow auftraten. Durch einen Unfall erblindete sie, arbeitete aber weiter… …   Deutsch Wikipedia

  • William J. Townley — William Townley Spielerinformationen Voller Name William J. Townley Geburtstag 14. Februar 1866 Geburtsort Blackburn,  Sterbedatum 30. Mai 1950 Sterbeort Blackpool,  …   Deutsch Wikipedia

  • William Rawls — Personnage de fiction apparaissant dans Sur écoute Origine américain Genre …   Wikipédia en Français

  • Frank Nitti — (* 27. Januar 1888 auf Sizilien; † 19. März 1943 in North Riverside, Illinois; eigentlich Francesco Raffele Nitto (auf US Einwanderungspapieren wurde der Mittelname zu Raffaele, vermutlich ein Rechtschreibfehler, der sich etablierte) war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Sonora Webster Carver — Pour les articles homonymes, voir Carver. Sonora Webster Carver, née le 2 février 1904 à Waycross en Géorgie, et décédée le 20 septembre 2003 à Pleasantville, New Jersey, était une saltimbanque américaine, plus connue comme l’une des premières… …   Wikipédia en Français

  • Sonora Webster Carver — Sonora (Webster) Carver, 2 February 1904 in Waycross, Georgia 20 September 2003 in Pleasantville, New Jersey, was an American entertainer, most notable as one of the first female horse divers.cite web |url=http://ssdi.rootsweb.ancestry.com/cgi… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”