Dok (Festung)

Dok (Festung)

Die Festung Dok (auch Doq, Docus oder Dagon genannt) war einer der befestigten Plätze im alten Judäa, die bereits zur Zeit der jüdischen Könige aus dem Haus der Hasmonäer (165-37 v. Chr.) bestanden und von ihnen zum Schutz gegen innere und äußere Feinde benutzt und ausgebaut wurden.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Dok war gemäß dem Alten Testament eine "kleine" Festung, ein „befestigter Platz“ in der Nähe der Stadt Jericho (im Westjordanland). Die Festung wird mit den archäologischen Überresten auf einem (im Arabischen) heute als "Qarantal" bezeichneten Berg oberhalb von Jericho identifiziert. Der Name Dok ist auch enthalten in der Bezeichnung "Ain Duk" für einen Ort mit reichhaltigen Quellen ausgezeichneten Wassers vier Meilen nordwestlich von Jericho.

Geschichte

Der Platz Dok oder - wie er bei dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus genannt wird - "Dagon" wurde ursprünglich von Ptolemaios, dem Sohn des Abubos, zur Festung ausgebaut. An seine frühe Nutzung durch Ptolemaios, der um 135 v. Chr. Gouverneur von Jericho war, knüpft sich eine dramatische und blutige Geschichte, von der das 1. Buch der Makkabäer und der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichten.

Ptolemaios war verheiratet mit einer Tochter des jüdischen Hohepriesters Simon, dem Sohn des hasmonäischen Volksführers Mattathias.[1]

Offensichtlich teilte Ptolemaios die politischen Visionen der Hasmonäer nicht, die auf eine größtmögliche Unabhängigkeit für Judäa abzielten. Vielmehr sah er in dem Widerstand der Hasmonäer gegen den seleukidischen König Antiochos VII. Sidetes eine Möglichkeit, durch Verrat an den Hasmonäern seine eigene Stellung zu verbessern. Er soll daher seinen Schwiegervater Simon Makkabäus nach einem festlichen Mahl umgebracht haben.[2] Wie das Alte Testament berichtet, erhoben sich Ptolemaios und seine Männer plötzlich, als Simon und seine Söhne nach dem Essen berauscht waren, ergriffen ihre Waffen und stürzten sich auf ihre wehrlosen Gäste, darunter wahrscheinlich auch die Ehefrau des Simon. Sie töteten den Hohepriester Simon und nahmen seine Ehefrau und seine beiden anwesenden Söhne gefangen.[3] So beging Ptolemaios "eine höchst verräterische Tat und vergalt Gutes mit Bösem".

Nach dieser Mordtat versuchte Ptolemaios auch seinen Schwager Johannes Hyrkanos I., der nicht an dem Festmahl teilgenommen hatte, zu beseitigen. Sein Plan scheiterte jedoch, denn Johannes Hyrkanos wurde rechtzeitig gewarnt und konnte die ausgesandten Mörder unschädlich machen. Er belagerte nun den Verräter Ptolemaios, der sich mit seinen Geiseln in der Festung Dok verschanzt hatte. Johannes Hyrkanos I. konnte die Festung jedoch nicht nehmen, da Ptolemaios ihn durch Folterdrohungen gegen dessen in seiner Gewalt befindliche Mutter davon abhielt, einen Sturmangriff zu unternehmen.

Schließlich beendete das jüdische Sabbatjahr 134/133 v. Chr., das keine Kampfhandlungen erlaubte, die vergebliche Belagerung der Festung. Johannes Hyrkanos I. musste abziehen. Der grausame Ptolemaios tötete seine Schwiegermutter und die beiden Brüder des Johannes Hyrkanos und floh über den Jordan nach Philadelphia (die heutige jordanische Hauptstadt Amman) zu dem Tyrannen Zeno Kotylas.[4]

Wasserversorgung

Die verschiedenen auf Berghöhen gelegenen antiken Festungen im Jordantal wurden über Aquädukte mit Wasser versorgt. Die Aquädukte leiteten das Wasser an die Festungsberge heran. Da ein Feind die Wasserversorgung über das Aquädukt leicht unterbrechen konnte, musste es entnommen und durch Menschen oder Tiere in Behältern auf den Berg hinaufgebracht und dort in Zisternen gefüllt werden, die man aus dem Fels geschlagen hatte. Es war eine der Aufgaben der Festungsbesatzung dafür zu sorgen, dass die Zisternen stets gut gefüllt waren. Einige Aquädukte dieses Typs, darunter auch das der Festung Dok, werden bereits in der sogenannten "Kupferrolle" erwähnt, die in Qumran gefunden worden ist.

Die Festung Dok wurde in der Antike über ein 700 Meter langes Aquädukt mit Wasser versorgt. Das Aquädukt begann am Fuß eines kleinen Wasserfalls nördlich der Festung. Die meisten Zisternen waren rechteckig und maßen zwischen 7,5 m bis 14 m in der Länge und 3,5 m bis 5,5 m in der Breite. Das Gesamtfassungsvermögen aller Zisternen betrug 2090 Kubikmeter.[5]

Der Berg der Versuchung

Um 340 n. Chr. verließ der Heilige Chariton, Gründer des ersten Klosters in der Wüste Juda, dieses aufgrund von Überfüllung und gründete in Duka auf der Spitze des Berges eine Kapelle wie auch eine weitere in der Höhle, in der Jesus sich aufgehalten haben soll. In der christlichen Tradition wurde der Ort inzwischen mit dem "Berg der Versuchung" identifiziert, auf dem Jesus gefastet haben und vom Satan versucht worden sein soll (Mt 4,1-4 EU). Chariton verließ das Kloster späterhin Richtung Suka bei Bethlehem, sein Nachfolger wurde der Mönch Elpidius. Duka und die Höhlen in seiner Umgebung waren bis in das 8. Jahrhundert bewohnt, bevor sie verlassen und erst in der Kreuzfahrerzeit wieder besiedelt wurden. Seitdem trägt der Berg auch den Namen "Qarantal" (Berg der vierzig Tage). Mit der muslimischen Rückeroberung der Region begann der Bedeutungsverlust des Klosters, bis er erneut völlig verlassen wurde. Im Jahr 1874 kaufte die Griechisch-Orthodoxe Kirche das Gelände und richtete hier 1897 das Sarandarion-Kloster ein. Von diesem Kloster steigt ein schmaler Pfad zur alten Hasmonäer-Burg Dok und zur Gipfel-Kapelle des St. Chariton empor.

Im Jahr 1948 während des Israelischen Unabhängigkeitskrieges übernahmen Arabische Flüchtlinge zeitweilig die Kontrolle über das Kloster und zwangen die Mönche zum Verlassen desselben.

Bei Ausgrabungen in Höhlen nahe dem Kloster in den Jahren 1986 und 1993 wurden zahlreiche archäologische Überreste aus dem Chalkolithikum und der Frühbronzezeit gefunden, sowie Papyri aus der Zeit des Zweiten Tempels und dem Bar-Kochba-Aufstand. Allerdings ist die Stratigraphie durch Eingriffe aus dem Mittelalter und der Neuzeit gestört. So fanden sich auch eine griechische Zeitung von 1948 sowie Waffen, die von der jordanischen Armee im Sechstagekrieg genutzt worden waren.

Einzelnachweise

  1. Vgl. 1. Makkabäer 16,15-22; Flavius Josephus, De bello Iudaico, Buch I, 2,3-4; Antiquitates Iudaicae, Buch XIII, 8, 1.
  2. Die Schilderung in 1. Makkabäer legt nahe, dass dieses Mahl in der Festung Dok stattfand. Flavius Josephus lässt den Ort offen.
  3. So Flavius Josephus. Nach der Schilderung in 1. Makkabäer wurden auch die Söhne bereits bei dieser Gelegenheit getötet.
  4. Vgl. Flavius Josephus, De bello Iudaico, Buch I 2,4.
  5. Vgl. Hanan Eshel: Aqueducts in the Copper Scroll, S. 100f. Dort sind auch Abbildungen und Karten zu finden.

Literatur

  • David Amit: The Water System of Dok Fortress (Dagon). In: David Amit, Joseph Patrich, Yizhar Hirschfeld: The Aqueducts of Ancient Palestine. Collected Essays. Verlag Yad Yizhak Ben Zvi, Jerusalem 1989, ISBN 965-217-063-1, S. 223-228.
  • Hanan Eshel: Aqueducts in the Copper Scroll. In: George J. Brooke, Philipp R. Davies (Hrsg.): Copper Scroll Studies. Verlag T&T Clark International, London und New York 2004, ISBN 0-567-08456-6, S. 92-107.
  • Günther Garbrecht, Ehud Netzer: Die Wasserversorgung geschichtlicher Wüstenfestungen am Jordantal. In: Wiel Dierx, Günther Garbrecht: Wasser im Heiligen Land. Biblische Zeugnisse und archäologische Forschungen. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2721-8, (Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft Supplementband 3), S. 222-239.
  • Günter Garbrecht, Ehud Netzer: Die Wasserversorgung des geschichtlichen Jericho und seiner königlichen Anlagen. In: Mitteilungen des Leichtweiß-Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig Nr. 115, 1991.
  • Duane W. Roller: The Building Program of Herod the Great. University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London 1998. ISBN 0-520-20934-6. S. 144 ff.

Fotos

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